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161 Leendiunden—zuklus
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lerischen Werth vollkommen a#e Acht lasse und
es nur als Tendenzwerk betrachte. Neben kräftiger
Charakteristik, besonders der Zeitungsleute, dann
des Philisters, der seine Meinung nach dem Leib¬
blatte modelt, besitzt es hübsche Einzelnheiten — ich
erwähne nur die famose Unterredung zwischen dem
Regierungsrathe Mayer und seinem Chefredakteur,
dann zwischen dem Kritiker Lämmchen und dem
Regisseur — und kargt nicht mit guten Einfällen.
Ueber das Spiel läßt sich im Ganzen und Großen
nur Gutes sagen. Pohler als Regisseur Beck¬
mann, Stöhr als Lämmchen, Norini als
Dr. Schürer, Nowak als Regierungsrath und
Striebeck als Philister waren sehr gut. Herr
Godai als Dichter des „Dante“ ließ zu wünschen
übrig, was aber nicht so sehr seine Schuld ist,
als vielmehr die des Autors, der diesen Haupt¬
träger des Ganzen ein wenig gar zu dürftig
herausgearbeitet hat. Frau Körner als Gattin
des Dichters verfiel oft genug in ihre alte Ge¬
wohnheit: im gleichen Tonfall zu sprechen. Was
die „Kritik“ der Presse aubelangt, so hat sie das
ihre gethau und sich glänzend revanchirt.
Stf.
Größenwahn. Schwank in 4 Akten von
Julins Rosen. — Es wurde viel gelacht,
viel geklatscht und das p. t. Publikum ging zu¬
frieden nach Hause, mit dem angenehmen Bewußt¬
sein, einen recht vergnügten Abend gehabt zu haben.
Also, lieber Kritiker, verdirb den Leuten nicht die
Freude, sprich, wie es wahr ist, vom Erfolg und
rede nicht von Kunst. Wer wollte mit einem Rosen
rechten! Und wenn du jemals von idealen Aufgaben
unserer im Zeichen „des Volkes“ gegründeter
Theater geträumt hast, so wirst du dir das endlich
abgewöhnt haben. „Die Erziehung des Volkes
zur Kunst“ und dergleichen, das darf in den
schönen Programmen nicht fehlen, wenn man eine
neue Kunststätte errichten will. Ist sie einmal da,
dann kann man eben von den idealeren Aufgaben
allein nicht leben. Das ist doch klar! — Gespielt
wurde der Schwank sehr flott und sehr gut. Frau
Körner als Courad war in Sprache und Stimme
wohl etwas zu schneidig.
C. V. Susan.
Carstheater.
Gastspiel des Berliner Deutschen Theaters:
„Lebendige Stunden", Einakter von
Arthur Schnitzler. — Man lasse sich von
dem Gesammttitel dieser ebenso ungleichartigen
und ungleichwerthigen vier Einakter nicht täuschen!
Es ist nicht Alles lebendig, was also heißt.
Schnitzler ist niemals ein Dramatiker gewesen,
161 Leendiunden—zuklus
box 21/3
lerischen Werth vollkommen a#e Acht lasse und
es nur als Tendenzwerk betrachte. Neben kräftiger
Charakteristik, besonders der Zeitungsleute, dann
des Philisters, der seine Meinung nach dem Leib¬
blatte modelt, besitzt es hübsche Einzelnheiten — ich
erwähne nur die famose Unterredung zwischen dem
Regierungsrathe Mayer und seinem Chefredakteur,
dann zwischen dem Kritiker Lämmchen und dem
Regisseur — und kargt nicht mit guten Einfällen.
Ueber das Spiel läßt sich im Ganzen und Großen
nur Gutes sagen. Pohler als Regisseur Beck¬
mann, Stöhr als Lämmchen, Norini als
Dr. Schürer, Nowak als Regierungsrath und
Striebeck als Philister waren sehr gut. Herr
Godai als Dichter des „Dante“ ließ zu wünschen
übrig, was aber nicht so sehr seine Schuld ist,
als vielmehr die des Autors, der diesen Haupt¬
träger des Ganzen ein wenig gar zu dürftig
herausgearbeitet hat. Frau Körner als Gattin
des Dichters verfiel oft genug in ihre alte Ge¬
wohnheit: im gleichen Tonfall zu sprechen. Was
die „Kritik“ der Presse aubelangt, so hat sie das
ihre gethau und sich glänzend revanchirt.
Stf.
Größenwahn. Schwank in 4 Akten von
Julins Rosen. — Es wurde viel gelacht,
viel geklatscht und das p. t. Publikum ging zu¬
frieden nach Hause, mit dem angenehmen Bewußt¬
sein, einen recht vergnügten Abend gehabt zu haben.
Also, lieber Kritiker, verdirb den Leuten nicht die
Freude, sprich, wie es wahr ist, vom Erfolg und
rede nicht von Kunst. Wer wollte mit einem Rosen
rechten! Und wenn du jemals von idealen Aufgaben
unserer im Zeichen „des Volkes“ gegründeter
Theater geträumt hast, so wirst du dir das endlich
abgewöhnt haben. „Die Erziehung des Volkes
zur Kunst“ und dergleichen, das darf in den
schönen Programmen nicht fehlen, wenn man eine
neue Kunststätte errichten will. Ist sie einmal da,
dann kann man eben von den idealeren Aufgaben
allein nicht leben. Das ist doch klar! — Gespielt
wurde der Schwank sehr flott und sehr gut. Frau
Körner als Courad war in Sprache und Stimme
wohl etwas zu schneidig.
C. V. Susan.
Carstheater.
Gastspiel des Berliner Deutschen Theaters:
„Lebendige Stunden", Einakter von
Arthur Schnitzler. — Man lasse sich von
dem Gesammttitel dieser ebenso ungleichartigen
und ungleichwerthigen vier Einakter nicht täuschen!
Es ist nicht Alles lebendig, was also heißt.
Schnitzler ist niemals ein Dramatiker gewesen,