II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 364

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Lebendige Stunden—zyklus
und mit seinem eigenen Ropfefdennseidere un
die Anwendung dieses Grundsatzes im Parlament gibt entziehen, den eigenen Zielen unbeschrantt zu sotgen,

unserer Zeit, die von der Dichtung fordert, daß sie in] Tragödie von „Ottokar's Glück und Ende“ ein allge¬
rnchmnt.
das Leben greife. Er wär niemals ein Neuerer, immer meines Verdammungsurtheil nieder; Bauernfeld war
Völkerkunde": „Zur Kata¬
verurtheilt, die Peitschenhiebe der im Dienste der Regierung
in dem nämlichen Kreise heimisch, blieb er dem Herkommen
thätigen Satire Saphir's zu ertragen. Noch in unseren
tinique.“ Von Dr. Ludwig
ängstlich treu; wie jeder Freiheit, war er auch der
Tagen konnte man anläßlich seines hundertsten Geburts¬
künstlerischen abhold, er bewahrte seine Manier in einer
=Diagnose der Nahrungs¬
tages sehen, wie dieser unübertroffene Meister deutschen
ganzen Reihe von gleichartigen Stücken; allein in diesem
Harrer. Miscelle. Seite 17
Lustspieles, der seiner Richtung unentwegt treu geblieben,
engen Rahmen und in der gebundenen Rede, die so sehr
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die österreichischen Thorheiten immer gleich tapfer be¬
zu seinem Wesen paßte, entwickelte sich seine Kunst, das
kämpfte, seinen Ruf allen Lockungen zum Trotz rein er¬
Wort in allen Formen zu meistern, sein bilderreiches
hielt, auch dort unverstanden blieb, wo eine gerechte.
Pathos, seine im Sinne einer früheren Epoche muster¬
g des Romans: „Eine Leiden¬
.Würdigung des Dichters, am natürlichsten erschiene. So groß
giltige Technik, die mit der Gewandtheit eines Schach¬
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die Theaterlust Wiens war und ist, ihre Früchte kamen dem
spielers immer neue Ueberraschungen bereitete. Ob er wie
Autor der Bühne am wenigsten zu. Er scheint ohne An¬
im „Fechter“ den deutsch=nationalen Hofrath spielte und
spruch auf die Pietät, die jenseits unserer Grenzen aner¬
Deutschland, das von der österreichischen Diplomatie er¬
euilleton.
kannten Dichtern Stellung, Autorität und Ehre sichert;
niedrigt wurde auf eine bessere Zukunft vertröstete, ob er
darum mehren sich die flagranten Verletzungen der natür¬
schlicht innig die Liebe besang, ob er die dunklen Töne
s auf der Wiener Bühne.
lichsten Rechte unserer dramatischen Schriftstellen die nur
der Tragödie oder die heiter hellen des Lustspieles anschlug,
.“ — „Lebendige Stunden.“ — „Hoffnung.“)
zu oft ihre Werke als „Manuscript ohne Werth“ behandelt
immer fand er den richtigen Grundton, für seinen Stoff,
sehen; darum sehen wir so häufig Aufführungen erfolg¬
immer leuchteten seine Farben in einem blaudenden Colorit.
kstheater hat eine halbverschollene
reicher Stücke mit einem gleichgiltigen Hinweis auf die
Der Meisterschaft der Spanier, die auch einer Inquisition ge¬
chter von Ravenna“, neu auf die
Ziffernsprache der Kasse überrasch vom Repertoire ver¬
dient, strebte er nach und blieb nicht allzu merklich
er Einwände, die Stück und Autor
schwinden. — „Ein Glas Wasser“, „Die Hugenotten“ und
hinter seinen Vorbildern zurück. In der Epoche Metter¬
illkommener Versuch. Halm nahm
Gounod's „Faust“ wären bei ähnlicher Behandlung, wie
nich's und seiner Nachfolger war er einer der gefeiertesten
Stellung in der deutschen Dichtung
man aus der französischen Theatergeschichte weiß, nie be¬
Dichter Deutschlands; trotzdem hat ihn Wien stark ange¬
die zeitweilig Kunstformen früherer
fochten. Eben seinen „Fechter“, den wir jetzt noch wieder¬
rühmt geworden — darum unterwerfen selbst die Richter
veranschaulichen möchte, auf ihn
unserer Preiscollegien ihre Meinung allzu willig Vor¬
kehren sahen, wagte er nur unter erborgtem Namen und
lllerdings, eine sympathische Figur
schlägen von Directoren, die in erster Reihe ihrem Reper¬
auf dem Umwege über Leipzig ins Burgtheater gelangen
icht. Nur in seiner äußeren Er¬
toire förderlich sein möchten.
zu lassen.
und mächtig, harmlos in seinen
Unter dieser Wiener Undankbarkeit für Autoren, deren
Solche Fürcht und Heimlichkeit war durchaus nicht
lebens die Farben der Reaction
Erfolge nicht künstlich erzeugt und von keiner Clique vor.
die Folge der Charakter=Eigenschaften des Dichters. Keine
ungsrath des Vormärz beschäftigte
bereitet wurden, hat auch eine unserer jungen literarischen
von ihnen rief eine nennenswerthe Gegnerschaft hervor.
ichkeit. Sein Eintritt in dieselbe bei
Kräfte, Arthur Schnitzler, auffallend zu leiden. Er begann
Ein Schützling der Mächtigen und von ihnen rücksichtslos
tdie Custosstelle der Hofbibliothek
im Uebermuth der Jugend lasciv und frivol; nach und
vorwärtsgeschoben, war Halm persönlich angesehen im
n Zurücksetzung und Verbitterung.
nach gewannen seine Probleme an Ernst. Schrittweise
alten Wien; nur seine literarische Stellung litt unter der
er nach einigen Jahrzehnten über
steigerte sich seine Kunst, dramatische Wirkungen zu er¬
mangelnden Fähigkeit seiner Mitbürger, echte und falsche
reich nach den italienischen Nieder¬
Begabung von einander zu unterscheiden. Seit undenk¬
zielen. Immer weniger begnügte er sich, bloße Abschriften
in politischen Reden von zweifel¬
der Natur zu bieten; er stand sichtlich über der Welt, in
licher Zeit war dies in Wien so gewesen; regel¬
schob dann wieder einen verdienteren
die er uns blicken ließ. Ein wenig kurzathmig als Drama¬
mäßig wurde das Mittelmäßige dem Talent, der äußerlich
aube, schroff zur Seite. Das Burg¬
tiker, bevorzugte er die Form des Einacters, in der er der
Fertige dem Künstler vorgezogen. Der hohle Salieri galt
noch die Folgen dieses Triumphes,
Exposition breite Ausführlichkeit gab, während die Pointe
mehr als Mozart, der mit „Don Juan' und „Figaro“ nach
Nachwelt gewiß nicht in freundlichem
so plötzlich hereinbrach, daß viel von ihrer Feinheit ver¬
dem ernsteren Prag flüchten mußte und der, ge¬
Talent war ungleich stärker als sein storben, in einem weiten Massengrabe versank; Grill= loren ging. Trotzdem strömte durch seine Darstellung ein
ihm Verbindung und Uebergang zi parzer drückte nach dem Erscheinen seiner mächtigen so lebendige Wärme, daß ein bleibender Eindruck selten ver¬