II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 374

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16.1. Lebendige Stunden zuklus
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Aehnlichkeit zwischen ihr und jener und ihre erhitzte Phantasie der beneidete
Stadttheater.
läßt sie — auch den Zuschauern sichtbar — die Entstehungs= seiner Aufgebla
geschichte jenes Bildes erleben. Die Scene verändert sich, in seiner gan
Lebendige Stunden.
und wir sehen die Werkstatt eines Malers in der Nähe von schwindet in de
Einakter=Cyklus von Artbur Schnitzler.
Florenz. Paola hat ihrem Gauen zu der „Frau mit dem für hinreichend
Am Sonntag Abend sahen wir Arthur Schnitzler's, Dolche“ Modell gestanden. Während er verreist war hat Leben begangen
des bekannten Wiener= Dichters und Arztes, neuesten Einakter=Cyklus
sein Schüler Lionardio der Gattin Gunst genossen. Da kommt Abschiede. Dan
„Lebendige Stunden“. Der etwas räthselhafte Ge¬
der Gatte zurück, und sie beichtet ihren Treubruch. Lionardio vor dem To
sammttitel paßt wohl nur für die ersten drei Stücke, in denen
begehrt von dem Meister den Tod; der aber weist ihm volls Turrian gah
vom Leben und Sterben gehandelt wird; das letzte Stück ist
Verachtung die Thür. Da ergreift Paola den Dolch, ersticht greifend durh
Satyrdrama. Alle vier sind geistreich erfunden; aber bühnen= den Liebhaber und richtet dann den Stahl gegen die eigene Melt Zu
wirksam sind nur die beiden letzten; am schwächsten ist das
Brust. Der Meister aber hat jetzt für die Frau auf dem fälligen Dichter
erste Stück. So vortrefflich auch die vier Sachen gestern
noch unfertigen Bilde die rechte Stellung gefunden und macht lichkeit (nebenbe
bei uns unter der Regie des Herrn Direktors Wahlberg
sich an die Vollendung desselben. Wieder verändert sich die
Eine sehr
gespielt wurden, zu einem anhaltenden Beifall kam es nur
Scene, und wir sind wieder in der Gemäldegalerie. Die junge steller, alle ih
nach dem letzten Stück.
Frau erwacht aus ihrem Traume; jetzt hat sie Mitleid werthen, enthält
Das erste Stück „Lebendige Stunden“ scheint mit ihrem Verehrer und verspricht ihm, am Abend „Literatur“
Abe die billige Wahrheit zeigen zu wollen daß man das Leben zu ihm zu kommen. — Die beiden Hauptrollen lagens so viele witzige
den Todten nicht opfern darf. Es ist voll abstrakter Erörte= hier in den Händen des Fräuleins Betke und des Herrn gar nicht herau
rungen und ohne dramatisches Leben. In einem Wiener Vor=[Brückner. In dem Traumbilde machten beide ihre Sachen eine an Abente#
Inl
ort hören wir ein Zwiegespräch zwischen einem pensionirten besser als in der Wirklichkeitsscene wo sie sich hätten etwas ist Dichterin ge
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Beamten der sich mit Gartenbau die Zeit vertreibt, und einem leidenschaftlicher geben können. Die schwierige Verwandlung Hafen der Ehe
I.
jungen Dichter, dem die lange Krankheit seiner Mutter die der modernen Galerie in das Gemach der Renaissance und man ist der a
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Freude am literarischen Schaffen geraubt hat. Der Alte ist die Umkleidung der beiden Darsteller hätte beschleunigt werden sie weiter schrift
ein Freund und Verehrer der Verstorbenen gewesen und giebt müssen, damit der Zusammenhang nicht zerrissen wird; viel= hört, der sich
sich ganz der Trauer hin, während der Sohn von der Arbeit leicht wäre es auch gut gewesen, wenn es während der Exemplare zum
den einzigen Trost erwartet. Hierdurch in seinen Gefühlen Scenenveränderung im Zuschauerraum dunkel geblieben wäre. ihrer Verehrer
verletzt, eröffnet der Alte dem Jungen nun, was nur er Das Gemälde „Die Frau mit dem Dolche“ war recht dürftig er geschrieben.
allein weiß, daß die Verstorbene freiwillig ihrem Leben ein ausgefallen, und man verstand es nicht, daß gerade dies Stoff, nämlich
Ende gemacht hat, weil sie sah, wie ihr qualvolles Leiden die Bild die Aufmerksamkeit der beiden Beschauer auf sich zog.
und sie gestehen
Schaffenskraft des Sohnes lähmte. Aber auch diesen Schlag
Ergreifend ist das dritte Stück „Die letzten Mas=gewechselten Li#
will der Sohn überwinden und sich durch künstlerisches ken“. Es führt uns in ein Wiener Krankenhaus. Dort konnten sie aber
Schaffen des Opfers der Mutter würdig machen; die Todes=liegt ein alter Journalist und sieht dem Tode entgegen. Er schrieben?
stunde der Mutter soll die „lebendige Stunde“ in seiner Kunst hat es trotz seines ernsten Strebens im Leben zu nichts ge=ehe sie ihn abse
werden.
— Vortrefflich wurden der melancholische Alte von bracht, während ein befreundeter Kollege, ein Hohlkopf, zu der Baron vom
Herrn Schaper und der junge Dichter von Herrn
Reichthum und Ehren gelangt ist. Vor seinem Tode will er nichten lassen,
Brückner dargestellt.
diesem, den er grimmig haßt, doch einmal die Wahrheit sie entreißt es
Recht absonderlich ist das zweite Stück , Die Frausagen; er will ihm auch sagen, daß er ihn mit seiner Frau Humor stellte
mit dem Dolche." Eine junge heißblütige Frau trifft mehrere Jahre lang betrogen hat. Deshalb hat er ihn zu echt in seinen
mit ihrem Verehrer in einer Gemäldegalerie zusammen; das sich gebeten. Vorher aber spielt er einem schwindsüchtigen[ Schaper als
Stelldichein für den Abend, um das er bittet, verweigert sie Schauspieler, einem eitlen Komiker, der trotz der Nähe des seinen beschränk
ihm. Beide betrachten das Bild eines alt=italienischen Todes noch zu allerhand Schnurren aufgelegt
ist,
Das Thea
Meisters, das eine Frau mit einem Dolche darstellt. Die diese Abrechnungsscene einmal vor. Aber als nun