lrecht gebührt, ist la in der letzlen Zeit vielfsach dramatisch behandelt worbes:
zwei Dramen haben bei uns in Breslau besonders starke Wirkung gehabt:
d'Annunzios „Gioconda“ und Ibsens „Wenn ## Todien erwachen“. Der
Italiener läßt in fast allzu krasser Symbulik die Kunst das Leber. Wegen.
die Stalue der Gloconda zermalmt die zarten Hände der Sylvi S##t#la.
Anders Ibsen. Der Bildhauer Rubet geht zu Grunde, auch kinstterisch
zu Grunde, weil ihm die „lebendigen Stunde“ nur eiee Epifode war, weil
er das Leden der Kunst opferte. — Von den Schnitzlerschen Einaktern be¬
haudelt der erste, der dem Cyklus den Namen giebt, in schlichtester Form
das Recht der Kunst gegenüber dem Leben. Eine Mutter kürzt ihr Leben
freiwillig um ein paar Jahre ab, damit ihr Sohn, ein Dichter, die
Schaffensfrende und Freiheit wiedererlangt, die er an ihrem mehrjährigen
Krankenlager verloren. Ein alter, treuester Freund der Mutter wirft
dem Sohne vor, daß alle seine Kunst nicht das Opfer einer einzigen leben¬
digen Stunde werth sei. Doch der Sohn wird, um sich nicht als der
Mörder seiner Mutter zu fühlen, künstlerisch schaffen, um das Opfer zu ver¬
dienen, und er wird nicht davor zurückschrecken, sein eigenes Schickfal künst¬
lerisch auszunützen. — Das zweite Stück, „Die Frau mit dem Dolche“, bietet
eine Art Rahmenerzählung und eine Vision als Haupttheil. Die Frau
eines Dichters, Pauline, trifft mit ihrem jugendlichen Verehrer Leonhard
in einer Bildergallerie zusammen. Leonhardt bestürmt sie, die seine zu
werden, um so mehr, als ihr Gatte ihr innerstes Seekenleben in seiner
letzten Dichtung schamlas der Menge preisgegeben habe. Sie sucht sich ihm
zu entziehen; denn sie weiß, daß nur ein leichter Sinnentaumel sie zu dem
Jüngling zieht. Da erblickt sie plötzlich, visionartig vor dem altfloren¬
tinischen Bilde der „Frau mit dem Dolche“ ihr eigenes früheres Schicksal.
Sie selbst ist die Frau mit dem Dolche. Die Gattin des berühmten Malers
Remigio, hat sie sich eine Nacht dem jungen Maler Lionardo hingegeben.
Am nächsten Morgen schon ist ihr Lionardo nichts, sehnt sie sich nur nach
ihrem Gatten, dem großen Künstler. Remigio kehrt zurück; sie gesteht ihm
offen die Schuld, und in der Furcht, daß Lionardo ihren Gatten tödten
könnte, ersticht sie selbst den Jüngling. Remigo aber erblickt in dem Vorfall
nichts als eine Fügung, die ihn plötzlich erleuchtet, wie er sein angefangenes
Bild vollenden soll: er malt die Frau mit dem Dolche. — Als Pauline
aus der Vision erwacht, verspricht sie Leonhardt, am Abend zu ihm zu
kommen. Sie wird ihm gehören, weil sie ihrem Gatten nur Kunstmodell
ist; aber sie wird ihm gehören, ohne ihn zu lieben. Sie wird es als
Fügung und als Glück betrachten, daß ihr Leben der Kunst ihres Gatten
dienen kann. — „Die letzten Masken“ führen uns in ein Krankenhaus.
Der Journalist Rademacher liegt im Sterben, er ist stets in mühseligem
Erwerb auf der Schattenseite des Lebens gewandelt, obwohl er eine echte,
sehrliche Künstlernatur war, während sein Freund Weihgast mit seinem
seichten Talent immer höher stieg. Vor seinem Tode will er dem einstigen
Freunde noch ins Gesicht schreien, daß nicht nur er ihn durchschaut, sondern,
daß auch die eigene Frau den Dichterling durchschaut, daß sie zu ihm,
zu Rademacher sich vor dem eigenen Gatten geflüchtet und zwei Jahre feine
Geliebte gewesen. Aber als Weihgast erscheint, verstummt Rademacher vor
der platten Alltäglichkeit und Wohlweisheit. Er stirbt mit seinem Ge¬
heimniß. Aber noch sterbend ist er voch der Sieger über den Lebenden,
der nie wahre Kunst und nie wahres Glück besessen. — Zum Schlusse
wird das Thema mit lustiger Ironie behandelt. Eine junge Dichterin, die
sich selbst ob ihrer „komplizirten Natur“ weidlich bewundert, hat einen
jungen Aristokraken mit wohlgepflegten Händen und ungepflegtem Ge¬
hirn“ geangelt, der das Aufgeben aller Schriftstellerei unbedingt von ihr
fordert. Sie hat aber noch einen Roman unter der Presse, in dem sie den
Briefwechsel mit ihrem Geliebten aus der Münchener Bohème wörtlich
verwerthet hat. Zu allem Unglück hat dieser Geliebte den gleichen Einfall
gehabt und gleichfalls den Briefwechsel wörtlich verwerthet. So ist sie froh
über die glückliche Lösung, daß ihr Bräutigam ihren ganzen Roman bei
dem Verleger hat einstampfen lassen. Hier siegt natürlich das Leben über
die Kunst, die aber keine wahre Kunst ist, sondern nur ihr Schein. Das
Ganze, ein drolliges Seitenstück zu Kellers „Mißbrauchten Liebesbriefen“,
enthält köstliche Persiflage ultramoderner Kaffeehauslitteraten. — Die
Darstellung trug wesentlich zu dem Erfolge bei. Frl. Illing gab die
stolze, leidenschaftliche Italienerin, mit so viel gluthvollem Temperament,
wie sie die litterarische Braut des sehr unlitterarischen Rennstallbesitzers
mit leichtem Humor und zündender Laune gab. Auch Herr Ziegel trat
in drei Rollen auf. Besonders glanzvoll und fein durchgearbeitet war
seine Darstellung des sterbenden Rademaches, wenn er auch in der Husten¬
realistil vielleicht zu weit ging. Auch als Hausdorfer und als Remigio war er
trefflich. Herr Marx schuf als schwindsüchtiger Schauspieler und dann
als aristokratischer Bräutigam zwei vorzügliche humoristische Typen. Sehr
wacker war auch Herr Botz als Weihgast und zum Schluß als Münchener
Dichter, und auch Herr Schlaghammer war wenigstens leidlich als
junger Dichter und junger Maler. Schlimm ist es nur, daß diese
Leistungen und Anstrengungen unserer Künstler von der Direktion so wenig
unterstützt werden. Im zweiten Stücke war beispielsweise der Bildersalon
mit Bildern von so grotesker Scheußlichkeit und Kläglichkeit ausgestattet,
daß die Stimmung des Publikums fortwährend umzuschlagen drohte und
nur die Achtung vor der großen Kunst des Frl. Illing es verhindert
daß das ernste Stück zu Tode gelacht wurde.
zwei Dramen haben bei uns in Breslau besonders starke Wirkung gehabt:
d'Annunzios „Gioconda“ und Ibsens „Wenn ## Todien erwachen“. Der
Italiener läßt in fast allzu krasser Symbulik die Kunst das Leber. Wegen.
die Stalue der Gloconda zermalmt die zarten Hände der Sylvi S##t#la.
Anders Ibsen. Der Bildhauer Rubet geht zu Grunde, auch kinstterisch
zu Grunde, weil ihm die „lebendigen Stunde“ nur eiee Epifode war, weil
er das Leden der Kunst opferte. — Von den Schnitzlerschen Einaktern be¬
haudelt der erste, der dem Cyklus den Namen giebt, in schlichtester Form
das Recht der Kunst gegenüber dem Leben. Eine Mutter kürzt ihr Leben
freiwillig um ein paar Jahre ab, damit ihr Sohn, ein Dichter, die
Schaffensfrende und Freiheit wiedererlangt, die er an ihrem mehrjährigen
Krankenlager verloren. Ein alter, treuester Freund der Mutter wirft
dem Sohne vor, daß alle seine Kunst nicht das Opfer einer einzigen leben¬
digen Stunde werth sei. Doch der Sohn wird, um sich nicht als der
Mörder seiner Mutter zu fühlen, künstlerisch schaffen, um das Opfer zu ver¬
dienen, und er wird nicht davor zurückschrecken, sein eigenes Schickfal künst¬
lerisch auszunützen. — Das zweite Stück, „Die Frau mit dem Dolche“, bietet
eine Art Rahmenerzählung und eine Vision als Haupttheil. Die Frau
eines Dichters, Pauline, trifft mit ihrem jugendlichen Verehrer Leonhard
in einer Bildergallerie zusammen. Leonhardt bestürmt sie, die seine zu
werden, um so mehr, als ihr Gatte ihr innerstes Seekenleben in seiner
letzten Dichtung schamlas der Menge preisgegeben habe. Sie sucht sich ihm
zu entziehen; denn sie weiß, daß nur ein leichter Sinnentaumel sie zu dem
Jüngling zieht. Da erblickt sie plötzlich, visionartig vor dem altfloren¬
tinischen Bilde der „Frau mit dem Dolche“ ihr eigenes früheres Schicksal.
Sie selbst ist die Frau mit dem Dolche. Die Gattin des berühmten Malers
Remigio, hat sie sich eine Nacht dem jungen Maler Lionardo hingegeben.
Am nächsten Morgen schon ist ihr Lionardo nichts, sehnt sie sich nur nach
ihrem Gatten, dem großen Künstler. Remigio kehrt zurück; sie gesteht ihm
offen die Schuld, und in der Furcht, daß Lionardo ihren Gatten tödten
könnte, ersticht sie selbst den Jüngling. Remigo aber erblickt in dem Vorfall
nichts als eine Fügung, die ihn plötzlich erleuchtet, wie er sein angefangenes
Bild vollenden soll: er malt die Frau mit dem Dolche. — Als Pauline
aus der Vision erwacht, verspricht sie Leonhardt, am Abend zu ihm zu
kommen. Sie wird ihm gehören, weil sie ihrem Gatten nur Kunstmodell
ist; aber sie wird ihm gehören, ohne ihn zu lieben. Sie wird es als
Fügung und als Glück betrachten, daß ihr Leben der Kunst ihres Gatten
dienen kann. — „Die letzten Masken“ führen uns in ein Krankenhaus.
Der Journalist Rademacher liegt im Sterben, er ist stets in mühseligem
Erwerb auf der Schattenseite des Lebens gewandelt, obwohl er eine echte,
sehrliche Künstlernatur war, während sein Freund Weihgast mit seinem
seichten Talent immer höher stieg. Vor seinem Tode will er dem einstigen
Freunde noch ins Gesicht schreien, daß nicht nur er ihn durchschaut, sondern,
daß auch die eigene Frau den Dichterling durchschaut, daß sie zu ihm,
zu Rademacher sich vor dem eigenen Gatten geflüchtet und zwei Jahre feine
Geliebte gewesen. Aber als Weihgast erscheint, verstummt Rademacher vor
der platten Alltäglichkeit und Wohlweisheit. Er stirbt mit seinem Ge¬
heimniß. Aber noch sterbend ist er voch der Sieger über den Lebenden,
der nie wahre Kunst und nie wahres Glück besessen. — Zum Schlusse
wird das Thema mit lustiger Ironie behandelt. Eine junge Dichterin, die
sich selbst ob ihrer „komplizirten Natur“ weidlich bewundert, hat einen
jungen Aristokraken mit wohlgepflegten Händen und ungepflegtem Ge¬
hirn“ geangelt, der das Aufgeben aller Schriftstellerei unbedingt von ihr
fordert. Sie hat aber noch einen Roman unter der Presse, in dem sie den
Briefwechsel mit ihrem Geliebten aus der Münchener Bohème wörtlich
verwerthet hat. Zu allem Unglück hat dieser Geliebte den gleichen Einfall
gehabt und gleichfalls den Briefwechsel wörtlich verwerthet. So ist sie froh
über die glückliche Lösung, daß ihr Bräutigam ihren ganzen Roman bei
dem Verleger hat einstampfen lassen. Hier siegt natürlich das Leben über
die Kunst, die aber keine wahre Kunst ist, sondern nur ihr Schein. Das
Ganze, ein drolliges Seitenstück zu Kellers „Mißbrauchten Liebesbriefen“,
enthält köstliche Persiflage ultramoderner Kaffeehauslitteraten. — Die
Darstellung trug wesentlich zu dem Erfolge bei. Frl. Illing gab die
stolze, leidenschaftliche Italienerin, mit so viel gluthvollem Temperament,
wie sie die litterarische Braut des sehr unlitterarischen Rennstallbesitzers
mit leichtem Humor und zündender Laune gab. Auch Herr Ziegel trat
in drei Rollen auf. Besonders glanzvoll und fein durchgearbeitet war
seine Darstellung des sterbenden Rademaches, wenn er auch in der Husten¬
realistil vielleicht zu weit ging. Auch als Hausdorfer und als Remigio war er
trefflich. Herr Marx schuf als schwindsüchtiger Schauspieler und dann
als aristokratischer Bräutigam zwei vorzügliche humoristische Typen. Sehr
wacker war auch Herr Botz als Weihgast und zum Schluß als Münchener
Dichter, und auch Herr Schlaghammer war wenigstens leidlich als
junger Dichter und junger Maler. Schlimm ist es nur, daß diese
Leistungen und Anstrengungen unserer Künstler von der Direktion so wenig
unterstützt werden. Im zweiten Stücke war beispielsweise der Bildersalon
mit Bildern von so grotesker Scheußlichkeit und Kläglichkeit ausgestattet,
daß die Stimmung des Publikums fortwährend umzuschlagen drohte und
nur die Achtung vor der großen Kunst des Frl. Illing es verhindert
daß das ernste Stück zu Tode gelacht wurde.