II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 413

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16.1. Lebendige StundenZuklus
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Ausschnitt
„OBSERYER
Nr. 12
05
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Ausschnitt aus:
Kölnische Zeitung
vom: 73
7722
Kunst, Wissenschaft und Leben.
roo- [Münchener Theater.] Das Ehrenmitglied unseres Hofschäu¬
spiels, Frau Clara Ziegler, beging am 22. Februar das 40jährige
Jubiläum ihrer Bühnenlaufbahn und trat aus diesem Anlaß kürzlich
in einer wegen einer Erkrankung der Künstlerin verschobenen Auffüh¬
rung der „Braut von Messina“ im Hoftheater vor gedrängt vollem
Hause in der Rolle der Isabella auf, in der sie die gewohnten Triumphe
feierte. — Im Residenztheater hatten wir einen interessanten, wenn
auch nur teilweise von Erfolg begleiteten Neuigkeiten=Abend: die vier
Einacter von Arthur Schnitzler, die unter dem gemeinsamen Titel
„Lebendige Stunden“ am Berliner Deutschen Theater bereits im
Für Januar aufgeführt worden sind. Ein innerer Zusammenhang zwischen sive
diesem, dem ersten Schauspiel zukommenden Titel und den andern 1o.
Stücken ist nicht zu erkennen. Die unheilbar kranke Mutter eines jungen par
Dichters hat ihr Dasein freiwillig abgekürzt, da sie sah, daß ihre Leiden raus.
n
die Schaffenskraft des Sohnes lähmten. Ein alter naher Freund offen¬

bart, gegen den ausdrücklichen Wilen der Verstorbenen, das ihm an=st das
Ab vertraute Geheimnis dem Sohne, und da dieser sich durch Arbeit von es den
Ab dem Schmerz zu befreien trachtet, macht er ihm bittere Vorwürfe: ein
paar „lebendige Stunden", die sie ohne das dem Sohne gebrachte
Opfer noch mit der Mutter hätten genießen können, seien mehr wert nd die
als alle Dichterei. Der lang ausgesponnene, sehr erregte, von densgen¬
Inh Herren Suske und Monnard vortrefflich ausgeführte Dialog behandelt tung“
d1 Gefühlsverschiedenheiten, bei denen sich der gesunde Sinn des Zuschauers istliche
Wolwohl kaum auf die Seite des alten Herrn stellen wird. Das zweite, je Mit¬
Lehin der Kölnischen Zeitung schon besprochene Stück behandelt nicht mehr
eheund nicht weniger als das Problem der Seelenwandernna. Eine schüne
Frau hat mit ihrem bis jetzt noch nicht erhörten Liebhaber ein Stell¬
dichein in einer Gemäldegalerie. Vor einem ihr merkwürdig ähnlich
sehenden, altitalienischen Bilde, „Die Frau mit dem Dolche“, tauchen
in ihrer Seele plötzlich ahnungsvolle Erinnerungen eines fernen Vor¬
lebens auf, und die Vision nimmt körperliche Gestalt an. Die Heldin
wurde von Fräulein Dandler gut, der Liebhaber von Herrn Salfner
annehmbar dargestellt. Das Publicum schien von dem Ganzen etwas
befremdet, und der wie bei dem ersten Stück gezollte mäßige Beifall
stieß auf vernehmliche Opposition. Dasselbe geschah bei dem vortrefflich
dargestellten dritten Stück „Die letzten Masken“, der kurzen Tragödie
der Todesstunde eines im Wiener allgemeinen Krankenhause sterbenden
herabgekommenen Journalisten, in welcher Rolle Häusser wieder eine
Meisterleistung ersten Ranges bot. Nennenswerten Erfolg hatte nur
das zuletzt gespielte Lustspiel „Literatur“ in dem ein einigermaßen
„erfahrenes“ weibliches Mitglied der literarischen Bohème ihren Ver¬
lohten, einen sehr beschränkten Wiener Sport=Baron, an der Nase her¬
umführt und trotz der gefahrdrohenden Dazwischenkunft eines frühern
Gollegen und Liebhabers im Garn zu behalten weiß. Der von Fräu¬
lei ###oboda und den Herren Basil und Waldau sehr gut dargestellte,
stark carikirte Schwank wäre ganz ergötzlich, wenn der Dialog nicht
gar so ausgedehnt wäre. Aber mit den früher Einactern Schnitzlers,
besonders mit dem „Grünen Kakadu“, läßt sich keine dieser neuen Ar¬
ton auch nur entfernt vergleichen. —