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St
16.1. Lebendige Sunden - zyklus
5— Dsterreich, das waten Die
—ei-
en und gee# un
invernehmen der Dreibundmächte zu getreten, wandte er zunächst der Ausgestaltung des Schul= Leitsterne seines Strebens. Ihnen ist er stets gefolgt und
nkespiel doch nur immer den einen wesens in unserem Staate seine Aufmerksamkeit zu und dienicht nur die Wissenschaft, nicht nur unser Land, zu dessen
besten Söhnen er gehörte, sondern ganz Österreich hat Anlaß,
Tätigkeit auf diesem Gebiete hat seinen Namen innig mit der
eUrheber sich eine neue Blamage in
seinen Heimgang zu beklagen
en konnten.: Die intriganten Herr¬
Schöpfung des Reichsvolksschulgesetzes ver¬
sen können, den Dreibund in den Be¬knüpft. Dieses Kleinod unserer Gesetzgebung, das nun schon
70
Menschen und Dinge der Umgebung, alle Erlebnisse nur auf
Weihgast der gefeierte Dichter. Im Krankenhause, kurz vorm
die in ihnen liegende Möglichkeit künstlerischer Verwertung
Sterben, will er seinei. Freund noch einmal all seinen Groll
dige Stunden ###
zu betrachten. Paola ersticht den Geliebten einer einzigen
entgegenschleudern, ihm sagen, daß er seine Hohlheit durch¬
von Arthur Schnitzler.
Nacht zu Füßen ihres Gemahls und Meisters. Wie sie da
schaut und daß das Weib des Freundes zu ihm flüchtete.
hrung am 8. Mai 1902.)
steht, mit dem blutigen Dolch, versteinert und abwesend,
Daß sie, angewidert von ihrem Mann, zwei Jahre lang seine
sten und titelgebenden Einakter zeigt
wird dem Meister Remigio die Inspiration zur Vollendung
Geliebte war. Daß sein Freund den Ruhm davontrug, daß
r der Liebe. Heinrich fühlt seine dich¬
eines Bildes: „War dies der Sinn? Ist mein Gebet erhört,
er aber die lebendigen Stunden genoß. Weihgast kommt und
r Seite seiner dahinsiechenden Mutter
daß für mein Bildnis mir Erleuchtung werde?“ Margarete
spricht von seinem Arger und seinen Sorgen, seiner Fa
nDruck von der Kranken aus, der
(„Literatur"“) und Gilbert haben sich geliebt und haben sich
milie, seinen Büchern, seinen Stücken, seinem sinkenden Ruym
getrennt. Margarete will, noch bevor sie dem Aristokraten
Rademacher kann nicht sprechen. Er fühlt, wie klein un
Dichter wie ein Glück. Denn der
Klemens als sein Weib folgt, den Roman dieser Liebe schrei¬
erbärmlich dies Leben ist, in dem er den Freund zurückläßt
itie noch drei Jahre dauern können.
ben. Dasselbe tut Gilbert. Im vorletzten Kapitel kommt bei
„Wie armselig sind doch die Leute, die auch morgen noc
nde der Toten erfährt Heinrich, daß
ihm wie bei ihr ihrer beider Briefwechsel vor. Wie ist das
leben müssen . . . .. Was hat unsereiner mit den Leuter
seinem Schaffen zum Opfer gebracht
möglich? Margarete hat ihre Briefe aufgesetzt. Gilbert: „Auf¬
zu schaffen, die morgen noch auf der Welt sein werden?
et, um ihm nicht mehr ein Hindernis
gesetzt — diese Briefe an mich, die wie in zitternder Eile
Jetzt hat er nichts mehr mit den Kleinlichkeiten dieser Wel
schüttert, aber nicht zerschmettert. Es
hingeworfen schienen.“ „Noch ein Wort, Geliebter, eh' ich
zu schaffen. Er legt die letzte Maske ab. Und resigniert un
derung, zu beweisen, daß das Opfer
schlafen gehe, mir fallen die Augen zu . . . .“ und dann,
tröstlich klingt das Stück aus: „Nachwelt gibt's auch nu¬
war. Der Freund der Mutter ist
„wenn dir die Augen zugefallen waren, hast du ihn ins
für die Lebendigen.“
es so hinnimmt, „als wär' es ihre
Reine geschrieben?!“ — Aber auch Gilberts Briefe kommen
Es steckt etwas wahrhaft Tragisches in diesem Wider¬
.Was ist deine ganze Schrei¬
in seinem Roman vor. Also — auch aufgesetzt? „Oh nein,“
streit zwischen Leben und Kunst. Und es ist, als ob Schnitzler
s größte Genie bist, was ist sie denn
verteidigt er sich, „ich hab' sie nur abgeschrieben, bevor ich
hier seine Antwort auf eine brennende Frage — nein, auf
so eine lebendige Stunde, in der
sie an dich absandte. Sie sollten nicht verloren gehen.“ Das
einen Schlachtruf, der aber fast wie eine bange Frage klingt,
dem Lehnstuhl gesessen ist und zu
ist das Satirspiel zur Tragödie der „Frau mit dem Dolche“.
hätte geben wollen. Die Einheit von Kunst und Leben! Ist
.“ Und Heinrich: „Lebendige Stun¬
Intimste Beziehungen mit dem heimlichen Hintengedanken an
dieses Ziel erreichbar? Ist alle Mühe hier nicht vergebens?
cht länger als der letzte, der sich ihrer
die „Literatur“. Sorgfältig konzipiertes Liebesgestammel,
Klafft hier kein ewiger Gegensatz. Ist nicht das Individuum,
er schlechteste Beruf, solchen Stunden
Abschriften von flammender Raserei. Immer mit der Mög¬
mit seiner kurzen Lebensfrist und seiner Gebandenheit an die
er ihre Zeit hinaus.“
lichkeit eines späteren Bruches, späterer Verwertung und
Zeit nicht immer und ewig nur das Opfer für die ewigen
das Leitmotiv der ganzen Reihe ent¬
späterer Sensation vor Augen. Die Erfindung erschiene uns
Werte der Kunst? Kunst erfordert unerläßliche Arbeit an sich
und unzweifelhaft. Lebendige Stun¬
fast zu kühn und prickelnd, wenn wir nicht durch Emil selbst, unablässiges, ernstes Wollen. Und Leben ist ein sanftes
Augenblicke unmittelbaren, glücklichsten
Franzos wüßten, daß es solche Fälle wirklich gibt. Es ist Hingleiten, ein Vergehen in den Wellen der Zeit, das am
en, kostbar und flüchtig. Aber für den
ein gut Teil Maskerade in diesen Gefühlen und Gefühlchen.
heitersten ist, wenn es kein Gestern und kein Morgen hat,
in ihrer frischen Nähe und Vertrau¬
In den „letzten Masken“ zeigt uns Schnitzler Inva¬
Leben ist das Verschmelzen mit den Dingen, Kunst ihre
ihm ein sonderbares zweites Leben.
liden der Literatur am Rande des Grabes. Hier — im An¬
Unterjochung und siegesgierige Erfassung. Im Individuui
Höherwerden. Sie werden neugebildet
gesichte des Todes — erhebt sich die Idee des Zyklus' zu will die Natur ein namenloset Stück, eine Zahl in der Un¬
Kunstwerken, zu Ewigkeitswerten.
wahrhafter Größe. Rademacher war Zeit seines Lebens der endlichkeit ihrer Geschöpfe, in der Kunst will sie den Sinn
t in jeder schöpferischen Natur, alle arme Schlucker und unbedeutende Journalist, sein Freund und die Geheimnisse ihrer Gesetze und ihrer Ewigkeiten. Uns
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16.1. Lebendige Sunden - zyklus
5— Dsterreich, das waten Die
—ei-
en und gee# un
invernehmen der Dreibundmächte zu getreten, wandte er zunächst der Ausgestaltung des Schul= Leitsterne seines Strebens. Ihnen ist er stets gefolgt und
nkespiel doch nur immer den einen wesens in unserem Staate seine Aufmerksamkeit zu und dienicht nur die Wissenschaft, nicht nur unser Land, zu dessen
besten Söhnen er gehörte, sondern ganz Österreich hat Anlaß,
Tätigkeit auf diesem Gebiete hat seinen Namen innig mit der
eUrheber sich eine neue Blamage in
seinen Heimgang zu beklagen
en konnten.: Die intriganten Herr¬
Schöpfung des Reichsvolksschulgesetzes ver¬
sen können, den Dreibund in den Be¬knüpft. Dieses Kleinod unserer Gesetzgebung, das nun schon
70
Menschen und Dinge der Umgebung, alle Erlebnisse nur auf
Weihgast der gefeierte Dichter. Im Krankenhause, kurz vorm
die in ihnen liegende Möglichkeit künstlerischer Verwertung
Sterben, will er seinei. Freund noch einmal all seinen Groll
dige Stunden ###
zu betrachten. Paola ersticht den Geliebten einer einzigen
entgegenschleudern, ihm sagen, daß er seine Hohlheit durch¬
von Arthur Schnitzler.
Nacht zu Füßen ihres Gemahls und Meisters. Wie sie da
schaut und daß das Weib des Freundes zu ihm flüchtete.
hrung am 8. Mai 1902.)
steht, mit dem blutigen Dolch, versteinert und abwesend,
Daß sie, angewidert von ihrem Mann, zwei Jahre lang seine
sten und titelgebenden Einakter zeigt
wird dem Meister Remigio die Inspiration zur Vollendung
Geliebte war. Daß sein Freund den Ruhm davontrug, daß
r der Liebe. Heinrich fühlt seine dich¬
eines Bildes: „War dies der Sinn? Ist mein Gebet erhört,
er aber die lebendigen Stunden genoß. Weihgast kommt und
r Seite seiner dahinsiechenden Mutter
daß für mein Bildnis mir Erleuchtung werde?“ Margarete
spricht von seinem Arger und seinen Sorgen, seiner Fa
nDruck von der Kranken aus, der
(„Literatur"“) und Gilbert haben sich geliebt und haben sich
milie, seinen Büchern, seinen Stücken, seinem sinkenden Ruym
getrennt. Margarete will, noch bevor sie dem Aristokraten
Rademacher kann nicht sprechen. Er fühlt, wie klein un
Dichter wie ein Glück. Denn der
Klemens als sein Weib folgt, den Roman dieser Liebe schrei¬
erbärmlich dies Leben ist, in dem er den Freund zurückläßt
itie noch drei Jahre dauern können.
ben. Dasselbe tut Gilbert. Im vorletzten Kapitel kommt bei
„Wie armselig sind doch die Leute, die auch morgen noc
nde der Toten erfährt Heinrich, daß
ihm wie bei ihr ihrer beider Briefwechsel vor. Wie ist das
leben müssen . . . .. Was hat unsereiner mit den Leuter
seinem Schaffen zum Opfer gebracht
möglich? Margarete hat ihre Briefe aufgesetzt. Gilbert: „Auf¬
zu schaffen, die morgen noch auf der Welt sein werden?
et, um ihm nicht mehr ein Hindernis
gesetzt — diese Briefe an mich, die wie in zitternder Eile
Jetzt hat er nichts mehr mit den Kleinlichkeiten dieser Wel
schüttert, aber nicht zerschmettert. Es
hingeworfen schienen.“ „Noch ein Wort, Geliebter, eh' ich
zu schaffen. Er legt die letzte Maske ab. Und resigniert un
derung, zu beweisen, daß das Opfer
schlafen gehe, mir fallen die Augen zu . . . .“ und dann,
tröstlich klingt das Stück aus: „Nachwelt gibt's auch nu¬
war. Der Freund der Mutter ist
„wenn dir die Augen zugefallen waren, hast du ihn ins
für die Lebendigen.“
es so hinnimmt, „als wär' es ihre
Reine geschrieben?!“ — Aber auch Gilberts Briefe kommen
Es steckt etwas wahrhaft Tragisches in diesem Wider¬
.Was ist deine ganze Schrei¬
in seinem Roman vor. Also — auch aufgesetzt? „Oh nein,“
streit zwischen Leben und Kunst. Und es ist, als ob Schnitzler
s größte Genie bist, was ist sie denn
verteidigt er sich, „ich hab' sie nur abgeschrieben, bevor ich
hier seine Antwort auf eine brennende Frage — nein, auf
so eine lebendige Stunde, in der
sie an dich absandte. Sie sollten nicht verloren gehen.“ Das
einen Schlachtruf, der aber fast wie eine bange Frage klingt,
dem Lehnstuhl gesessen ist und zu
ist das Satirspiel zur Tragödie der „Frau mit dem Dolche“.
hätte geben wollen. Die Einheit von Kunst und Leben! Ist
.“ Und Heinrich: „Lebendige Stun¬
Intimste Beziehungen mit dem heimlichen Hintengedanken an
dieses Ziel erreichbar? Ist alle Mühe hier nicht vergebens?
cht länger als der letzte, der sich ihrer
die „Literatur“. Sorgfältig konzipiertes Liebesgestammel,
Klafft hier kein ewiger Gegensatz. Ist nicht das Individuum,
er schlechteste Beruf, solchen Stunden
Abschriften von flammender Raserei. Immer mit der Mög¬
mit seiner kurzen Lebensfrist und seiner Gebandenheit an die
er ihre Zeit hinaus.“
lichkeit eines späteren Bruches, späterer Verwertung und
Zeit nicht immer und ewig nur das Opfer für die ewigen
das Leitmotiv der ganzen Reihe ent¬
späterer Sensation vor Augen. Die Erfindung erschiene uns
Werte der Kunst? Kunst erfordert unerläßliche Arbeit an sich
und unzweifelhaft. Lebendige Stun¬
fast zu kühn und prickelnd, wenn wir nicht durch Emil selbst, unablässiges, ernstes Wollen. Und Leben ist ein sanftes
Augenblicke unmittelbaren, glücklichsten
Franzos wüßten, daß es solche Fälle wirklich gibt. Es ist Hingleiten, ein Vergehen in den Wellen der Zeit, das am
en, kostbar und flüchtig. Aber für den
ein gut Teil Maskerade in diesen Gefühlen und Gefühlchen.
heitersten ist, wenn es kein Gestern und kein Morgen hat,
in ihrer frischen Nähe und Vertrau¬
In den „letzten Masken“ zeigt uns Schnitzler Inva¬
Leben ist das Verschmelzen mit den Dingen, Kunst ihre
ihm ein sonderbares zweites Leben.
liden der Literatur am Rande des Grabes. Hier — im An¬
Unterjochung und siegesgierige Erfassung. Im Individuui
Höherwerden. Sie werden neugebildet
gesichte des Todes — erhebt sich die Idee des Zyklus' zu will die Natur ein namenloset Stück, eine Zahl in der Un¬
Kunstwerken, zu Ewigkeitswerten.
wahrhafter Größe. Rademacher war Zeit seines Lebens der endlichkeit ihrer Geschöpfe, in der Kunst will sie den Sinn
t in jeder schöpferischen Natur, alle arme Schlucker und unbedeutende Journalist, sein Freund und die Geheimnisse ihrer Gesetze und ihrer Ewigkeiten. Uns