Stun
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16.1. Lebendige Stunden zvklus
mkeit opfert wie immer in solchen großen, gewaltigen, herrlichen Sünde. Nur einen Augen= Einheit. In den Versen des Zwischenspieles war eine ele¬
. Es gibt manche, in denen ist das blick, in dem sie fern ist von allen selbstsüchtigen Hinterlisten mentare Wucht und Leidenschaftlichkeit, ein großer Zug von
berauschendem Vollmenschentum. Die Margarethe spielte sie
dung“ groß und mächtig. Die opfern des Künstlers, von seinen beobachtenden Augen und abmessen¬
mit einem sprühenden Feuer von Laune, in einer prächtigen
den Händen. Und diesem Verhängnis vermag sie nicht zu ent¬
Stunden und verlangen das gleiche
Maske, auf der schwanken Grenzlinie zwischen Weib und
rinnen. Der Mann, von dem sie ihre lebendige Stunde em¬
ssind die Menschen von der Art des
Weibchen hin und her pendelnd, überlegen, mütterlich, unter¬
pfängt ist ihr gleichgültig. Es war Lionardo. Es ist Leon¬
sers Remigio. Andere aber haben den
tänig, großartig, sich und ihre Liebe immer ein wenig ironi¬
hard. Es könnte aber eben so gut auch ein anderer gewesen
in sich. Die wollen sich ihr Leben nicht
sein oder sein. Darum ist er ihr nichts mehr, nachdem sie ihr sierend, buntschillernd wie eine kostbare Muschel — mit einem
hassen den Künstler.. Hausdorfer
Wort, ein Weib von Schnitzlers Gnaden. An Fülle und
Begehren gesättigt hat. Sie vermag ihn in Ekel und Ent¬
werden haltlos von beiden Kräften
Rundung der Rolle mag ihr am ehesten Herr Teller als
rüstung zu töten.
t. Bald wollen sie leben, bald wollen
Journalist Rademacher zur Seite gestellt werden. Er erhob
Hier hat Schnitzler eine psychologische Feinarbeit von
ie komischen Menschen der „Literatur“
die Figur dieses Sterbenden zu wahrhaft tragischer Größe.
seltener Art geliefert. Es liegt eine Inkongruenz darin, daß
ch der Tod sie erkennen läßt, wie nich¬
Es war ein erschütterndes Verzeihen, nicht aus Liebe, sondern
das nach den natürlichen Gesetzen nur einen Augenblick
st. (Rademacher.) Schnitzler hat uns
aus Ekel, ein Verzicht auf die Rache, nicht aus Schwäche,
dauernde visionäre Erlebnis zu einer breiten Szene wird.
„Die Frau mit dem Dolche“ einschär¬
sondern aus Verachtung. Nur aus einem tiefen Durchdenken
Aber das wird fast nicht empfunden, so meisterhaft ist ihre
pf ist ein entscheidendes Merkmal aller
und Erleben vermag ein solches Nachschaffen zu kommen.
Vorbereitung und ihr Ausklang.
hat er die Idee von der „Wiederkehr
In dem Einakter „Die letzten Masken“ war alles zu einer
Die Sprache dieser Einakter ist die lebhafte, leichte und
In Pauline ruht von den Eindrücken
glücklichen Vollendung geführt. Herr Frank fand als
natürliche des früheren Schnitzler. Doch spricht eine Vertie¬
, unter der Schwelle des Bewußtseins
Schauspieler Jackweith die ergreifenden Töne dieses grotesk
fung und Ernsthaftigkeit in der Erfassung der Probleme aus
früheres Leben. Es war die Zeit, da
lächelnden Totentanzes, die Disharmonien des jähen Ab¬
ihnen, die weit über ihre Vorgänger — ein Witzbold hat ein¬
als heute, eine Zeit, in der sie Paola
schlusses. Als Wärterin Paschanda verdient Fr. Wies¬
mal etwas von „anatolischen Bahnen“ gesprochen — hin¬
ihres Gatten, Lionardo. Diese innerste
ner, als Dr. Halmschläger Herr Rittig — der auch einen
ausreicht und hinaufreicht. Wir teilen Schnitzlers Ansicht
er italienischen Renaissance deutet sich
sehr braven Remigio in der „Frau mit dem Dolche“s
nicht, denn wir glauben an die Einheit von Kunst und
vor den Deutschen und Niederländern
, als Dr. Tann, Herr Recke — auch als Heinrich der
Leben und wir wissen um sie. Aber diese traurige und
Fühl bei den Italienern. Rein äußerlich
„Lebendigen Stunden“ durch verständnisvolle Erfassung her¬
ernste Verneinung ist uns ein Kennzeichen ehrlicher Künstler¬
rch die Bemerkung hergestellt, daß ihre
vorragend — und Herr Ott als Hausdorfer im erste Stück.
arbeit. Als fast einwandfrei sei die Aufführung des dritten
stammt. Sie ist eine jener seltenen Per¬
erwähnt zu werden. Als Weihgast zeichnete sich Herr Al¬
und vierten Einakters hervorgehoben. „Die Frau mit dem
ein rückschauendes zweites Gesicht wie
bin durch feinste Durchführung, peinlich sorgfältige Nuan¬
Dolche“ litt ein wenig unter den ungeheueren szenischen
rborgen ist, die nur eines kleinen An¬
Schwierigkeiten. Die Leistungen des Herrn Haller als cierung seiner schwierigen Rolle und Vermeidung banaler
bedarf. Der Anstoß ist das Bild jener
der Vergangenheit war. In einer blitz= Regisseur waren außerordentlich brav. Aber diese Verwand= Effekte äußerst angenehm aus. Herr Charlé gab den Gil¬
bert in der vorzüglichen Maske eines Bohemien, mit der
lung wird mit der erforderten Schnelligkeit nur auf einer
die entscheidende Szene jenes früheren
köstlichen Blasiertheit und der genialen Ungezogenheit des
Drehbühne vor sich gehen können. Auch Herr Direktor Lech¬
Bewußtsein vorüber. Das Weib des
Künstlers. Herr Werner=Eigen hat diesmal nach einem
sner hat für dei ersten und den vierten Einakter eine prächtige
bt, bewundert und vergöttert ihren Gat¬
frostigen Anfang in der „Frau mit dem Dolche“ aus sich her¬
Stimmung geschaffen. In dieser letzten Erstaufführung der
n Entzückungen ist eine leise Bitterkeit,
heurigen Spielzeit haben wir fast durchwegs vollwertige Lei= auszugehen und gegen Ende des Zwischenspieles wärmer zu
Mißtrauen, daß sie ihm vielleicht nichts
stungen zu verzeichnen. Im Vordergrunde des Interesses stand werden vermocht. In „Literatur“ traf er sogar recht glück¬
nd Modell zu seinem Schaffen. Und als
die Frau mit dem Dolche und die Margarethe der Frau För=lich den Ton des Aristokraten mit den „wohlgepflegten Hän¬
brutal ins Gesicht sagt, da entgegnet sie
ster. Es gelang ihr, die seltsamen und unerhörten Vorgänge den und dem ungepflegten Gehirn“. Für diese mehr zuge¬
rResignation: „Vielleicht hat mein gan¬
anderen Sinn gehabt.“ Aber es ist ein in der Seele der Paola — nennen wir sie so, weil sie ihre knöpfte Natur fand er in sich verwandte Töne. Die Auf¬
n nach einer „lebendigen Stunde“ in Pauline mit richtiger Erfassung aus ihrem Vorleben heraus führung fand eine Aateilnahme, die sich von Stück zu Stück
hinn, der sie mit wilder Kraft umarmi, darstellte — widerzuspiegeln. Ihr Gegenwa#tsleben und die steigerte und in dem stürmischen Beifall nach „Literatur“
Weib, nichts als Weib ist. Nach einer visionäre Hellsichtigkeit ihrer Pfyche versch nolzen zu einer den Höhepunkt erreichte.
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16.1. Lebendige Stunden zvklus
mkeit opfert wie immer in solchen großen, gewaltigen, herrlichen Sünde. Nur einen Augen= Einheit. In den Versen des Zwischenspieles war eine ele¬
. Es gibt manche, in denen ist das blick, in dem sie fern ist von allen selbstsüchtigen Hinterlisten mentare Wucht und Leidenschaftlichkeit, ein großer Zug von
berauschendem Vollmenschentum. Die Margarethe spielte sie
dung“ groß und mächtig. Die opfern des Künstlers, von seinen beobachtenden Augen und abmessen¬
mit einem sprühenden Feuer von Laune, in einer prächtigen
den Händen. Und diesem Verhängnis vermag sie nicht zu ent¬
Stunden und verlangen das gleiche
Maske, auf der schwanken Grenzlinie zwischen Weib und
rinnen. Der Mann, von dem sie ihre lebendige Stunde em¬
ssind die Menschen von der Art des
Weibchen hin und her pendelnd, überlegen, mütterlich, unter¬
pfängt ist ihr gleichgültig. Es war Lionardo. Es ist Leon¬
sers Remigio. Andere aber haben den
tänig, großartig, sich und ihre Liebe immer ein wenig ironi¬
hard. Es könnte aber eben so gut auch ein anderer gewesen
in sich. Die wollen sich ihr Leben nicht
sein oder sein. Darum ist er ihr nichts mehr, nachdem sie ihr sierend, buntschillernd wie eine kostbare Muschel — mit einem
hassen den Künstler.. Hausdorfer
Wort, ein Weib von Schnitzlers Gnaden. An Fülle und
Begehren gesättigt hat. Sie vermag ihn in Ekel und Ent¬
werden haltlos von beiden Kräften
Rundung der Rolle mag ihr am ehesten Herr Teller als
rüstung zu töten.
t. Bald wollen sie leben, bald wollen
Journalist Rademacher zur Seite gestellt werden. Er erhob
Hier hat Schnitzler eine psychologische Feinarbeit von
ie komischen Menschen der „Literatur“
die Figur dieses Sterbenden zu wahrhaft tragischer Größe.
seltener Art geliefert. Es liegt eine Inkongruenz darin, daß
ch der Tod sie erkennen läßt, wie nich¬
Es war ein erschütterndes Verzeihen, nicht aus Liebe, sondern
das nach den natürlichen Gesetzen nur einen Augenblick
st. (Rademacher.) Schnitzler hat uns
aus Ekel, ein Verzicht auf die Rache, nicht aus Schwäche,
dauernde visionäre Erlebnis zu einer breiten Szene wird.
„Die Frau mit dem Dolche“ einschär¬
sondern aus Verachtung. Nur aus einem tiefen Durchdenken
Aber das wird fast nicht empfunden, so meisterhaft ist ihre
pf ist ein entscheidendes Merkmal aller
und Erleben vermag ein solches Nachschaffen zu kommen.
Vorbereitung und ihr Ausklang.
hat er die Idee von der „Wiederkehr
In dem Einakter „Die letzten Masken“ war alles zu einer
Die Sprache dieser Einakter ist die lebhafte, leichte und
In Pauline ruht von den Eindrücken
glücklichen Vollendung geführt. Herr Frank fand als
natürliche des früheren Schnitzler. Doch spricht eine Vertie¬
, unter der Schwelle des Bewußtseins
Schauspieler Jackweith die ergreifenden Töne dieses grotesk
fung und Ernsthaftigkeit in der Erfassung der Probleme aus
früheres Leben. Es war die Zeit, da
lächelnden Totentanzes, die Disharmonien des jähen Ab¬
ihnen, die weit über ihre Vorgänger — ein Witzbold hat ein¬
als heute, eine Zeit, in der sie Paola
schlusses. Als Wärterin Paschanda verdient Fr. Wies¬
mal etwas von „anatolischen Bahnen“ gesprochen — hin¬
ihres Gatten, Lionardo. Diese innerste
ner, als Dr. Halmschläger Herr Rittig — der auch einen
ausreicht und hinaufreicht. Wir teilen Schnitzlers Ansicht
er italienischen Renaissance deutet sich
sehr braven Remigio in der „Frau mit dem Dolche“s
nicht, denn wir glauben an die Einheit von Kunst und
vor den Deutschen und Niederländern
, als Dr. Tann, Herr Recke — auch als Heinrich der
Leben und wir wissen um sie. Aber diese traurige und
Fühl bei den Italienern. Rein äußerlich
„Lebendigen Stunden“ durch verständnisvolle Erfassung her¬
ernste Verneinung ist uns ein Kennzeichen ehrlicher Künstler¬
rch die Bemerkung hergestellt, daß ihre
vorragend — und Herr Ott als Hausdorfer im erste Stück.
arbeit. Als fast einwandfrei sei die Aufführung des dritten
stammt. Sie ist eine jener seltenen Per¬
erwähnt zu werden. Als Weihgast zeichnete sich Herr Al¬
und vierten Einakters hervorgehoben. „Die Frau mit dem
ein rückschauendes zweites Gesicht wie
bin durch feinste Durchführung, peinlich sorgfältige Nuan¬
Dolche“ litt ein wenig unter den ungeheueren szenischen
rborgen ist, die nur eines kleinen An¬
Schwierigkeiten. Die Leistungen des Herrn Haller als cierung seiner schwierigen Rolle und Vermeidung banaler
bedarf. Der Anstoß ist das Bild jener
der Vergangenheit war. In einer blitz= Regisseur waren außerordentlich brav. Aber diese Verwand= Effekte äußerst angenehm aus. Herr Charlé gab den Gil¬
bert in der vorzüglichen Maske eines Bohemien, mit der
lung wird mit der erforderten Schnelligkeit nur auf einer
die entscheidende Szene jenes früheren
köstlichen Blasiertheit und der genialen Ungezogenheit des
Drehbühne vor sich gehen können. Auch Herr Direktor Lech¬
Bewußtsein vorüber. Das Weib des
Künstlers. Herr Werner=Eigen hat diesmal nach einem
sner hat für dei ersten und den vierten Einakter eine prächtige
bt, bewundert und vergöttert ihren Gat¬
frostigen Anfang in der „Frau mit dem Dolche“ aus sich her¬
Stimmung geschaffen. In dieser letzten Erstaufführung der
n Entzückungen ist eine leise Bitterkeit,
heurigen Spielzeit haben wir fast durchwegs vollwertige Lei= auszugehen und gegen Ende des Zwischenspieles wärmer zu
Mißtrauen, daß sie ihm vielleicht nichts
stungen zu verzeichnen. Im Vordergrunde des Interesses stand werden vermocht. In „Literatur“ traf er sogar recht glück¬
nd Modell zu seinem Schaffen. Und als
die Frau mit dem Dolche und die Margarethe der Frau För=lich den Ton des Aristokraten mit den „wohlgepflegten Hän¬
brutal ins Gesicht sagt, da entgegnet sie
ster. Es gelang ihr, die seltsamen und unerhörten Vorgänge den und dem ungepflegten Gehirn“. Für diese mehr zuge¬
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anderen Sinn gehabt.“ Aber es ist ein in der Seele der Paola — nennen wir sie so, weil sie ihre knöpfte Natur fand er in sich verwandte Töne. Die Auf¬
n nach einer „lebendigen Stunde“ in Pauline mit richtiger Erfassung aus ihrem Vorleben heraus führung fand eine Aateilnahme, die sich von Stück zu Stück
hinn, der sie mit wilder Kraft umarmi, darstellte — widerzuspiegeln. Ihr Gegenwa#tsleben und die steigerte und in dem stürmischen Beifall nach „Literatur“
Weib, nichts als Weib ist. Nach einer visionäre Hellsichtigkeit ihrer Pfyche versch nolzen zu einer den Höhepunkt erreichte.