II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 504

16. 1. Lebendige Stunden—Zuklus
h auf die ehin vom Siaudiger 9..
ht so zu fassen,“ sagt
länger berufen.
„daß Treu und
Von besonderer praktischer Bedeutung ist die Beurthei¬
ssitte erst fordern
lungdes Schweigensim Handelsverkehr. Grund¬
estimme, was Treu
sätzlich ist auch hier davon auszugehen, daß wie bei der Willens¬
er Verkehrssitte als
erklärung der wirkliche Wille zu erforschen ist, daß es also, ab¬
dieses fordert aber
gesehen von den im Gesetz ausdrücklich bezeichneten Fällen, in
Treu und Glauben
sitte oder Handels= denen dem Schweigen die Bedeutung der Zustimmung beigelegt
Der heiße Wettkampf zwingt sie ihre Leistungsfähigkeit und die ihrer
Musiker bis auf den höchsten erreichbaren Effect zu bringen, zu Nutz und
shaft.
Frommen der Kunst die schwachen Kräfte von der weiteren Mitwirkung aus¬
ent=Concerte.
zuschließen und außer dem alten und sicher gehenden Pferd „Classicität“.
auch das oft ungezügelte und störrische Roß „Die Moderne“ zu reiten.
Die Neuheiten, die ohne Concurrenz dem Publicum vorenthalten würden,
kommen sicher zur Aufführung, denn was der eine Dirigent nicht bringt,
Emnitz.
muß der andere bringen, wenn er die Lebensfähigkeit der von ihm ge¬
eingartner.
leiteten Concerte erhalten und vermehren will. Ergiebt aber der künst¬
er.
lerische Wettbewerb in Orchester=Concerten als Folge mustergiltige Auf¬
=Abonnement=Concerte
führungen von Werken einer großen Anzahl von todten und lebenden
lde der Vergangenheit
Tondichtern, durch deren Compositionen alle Richtungen in der Musik
Enteressenten die Frage
vertreten sind, dann hat das Publicum den allgrößten Vortheil davon.
für Leipzig ein Be¬
Durch die gesteigerte Leistungsfähigkeit der Orchester wird sein
usik tonangebend, ton¬
Genuß an den Werken der Instrumentalmusik erhöht, durch die
ig ist es nicht mehr,
Reichhaltigkeit der Concert=Programms seine Kenntniß in der
bund so ist Berlin in
Orchesterlitteratur bereichert, sein Geschmack verfeinert und durch das
in der dramatischen
Hören von Concerten von verschiedenen Capellen sein Urtheil bis zum
bedauerlich die That¬
nothwendigen Grad geschärft. Schon dieses Ergebniß der Wechselwirkung,
nig kann sie bestritten
welches die neue Concurrenz im Gefolge haben muß, reichte aus, um
des Herrn Professor
die Bedürfnißfrage der neuen Orchester=Abonnement=Concerte zu bejahen.
aus=Concerten neues
Das Bedürfniß verwandelt sich in eine Nothwendigkeit, wenn nur durch die von
kren gegründeten phil¬
ihr ausgehende belebende Kraft das Mittel gewährt wird Leipzig in
kregeres Leben und ein
musikalischer Hinsicht die Ebenbürtigkeit mit Berlin zu erringen. Diese
strumentalmusik zu be¬
Möglichkeit ist vorhanden, weil es möglich ist, daß durch die neuen
den Gewandhaus= und
Orchesterconcerte ein bedingter Idealzustand in der Instrumentalmusik
das Grab, ohne seine
geschaffen wird: Mustergiltiges Programm und mustergiltige Ausführung,
auswärtigen Capellen
in Gefolgschaft ein mustergiltig musikalisch erzogenes Publicum und eine
assische und moderne
mustergiltig urtheilende Kritik. Die Segnungen des neuen Concertunter¬
chtigung der Tonwerke
nehmens müssen mit der Zeit sichtbar werden und sind sie es geworden,
er ganzen Anlage der
dann ist auch die Stunde gekommen, in der die Neuerung von Allen,
n Anschein, als ob sie
richtig gewürdigt werden wird.
durch sein zu frühes
Das erste Concert war dem Meister der Symphonie Beethoven und
ideellen Vortheile des
dem Meister der symphonischen Dichtung Liszt gewidmet. Von letzterem
n deren Concerte unter
kamen die beiden symphonischen Dichtungen Tasso und Hungaria und
werden.
01
Irche
##7
das Concert in Adur für Pianoforte mit Orchester und von ersterem die
niß entspricht oder nicht,
Symphonie in Adur zur Aufführung. Die Chemnitzer städtische Capelle
zur Folge. Zum Beweis
spielte unter der sicheren und elastischen Leitung des Herrn Felir Wein¬
dem Schauspiel unseres
gartner die schwierigen Werke der genannten Meister mit einer Empfin¬
in der Sophienstraße.
dung und Vollendung, die rückhaltlose Anerkennung und größte Hoch¬
werke, der Künstler und
achtung verdienten. Die Streicher, die Holzbläser und die Blechbläser sind von
und fördernd kann sie
einer Güte, wie diese kaum besser in den besten Capellen zu finden ist. Auch
Die Dirigenten der
in der Begleitung zu dem Clavier=Concert bewährte sie sich auf das Vor¬
in Lorbeeren einschlafen,
trefflichste. Herr Felix Weingartner ist allerdings auch ein Dirigent, durch
sanft geweckt zu werden
den die Schwachen mächtig werden. Ihm gelingt es, mit dem Orchester den
men, schlafe nicht länger!
F
ane a
box 21/3
Im Auftrage des Königs hat sich gestern der Königl. Over¬
stallmeister v. Haugk in Begleitung des Hauptmanns Moritz vom
Kriegsministerium nach Hummelshain und von dort nach Alten¬
stein begebn, um den Herzögen von Sachsen=Altenburg und von
Sachsen=Meiningen die Thronbesteigung des Königs anzuzeigen.
vollen Stimmungsgehalt der Tondichtungen wiederzugeben und dem Em¬
pfinden der Zuhörer näher zu bringen. Die Klage und der Triumphgesang in
Tasso, die Melancholie und die wilde überschäumende Lust in Hungaria,
die Schwärmerei und die Ausgelassenheit in der Adur=Symphonie kamen
durch ihn so wunderbar abschattirt zu Gehör, daß die Begeisterung in
den Herzen der Zuhörer emporflammte und sich in stürmischem Beifall
ich
offenbarte. Ich weiß nicht, ob mich mein Gefühl getäuscht hat,
saß fieberkrank im Concert — mir schien es, als hätte er vornehmer und
kühler als sonst dirigirt, ich denke dabei an die Stelle nach der Fermate
im ersten Satz von Beethoven's Symphonie wo der Strom der
Musik in fast ungebändigter Kraft und schäumendem Uebermuth
dahinbraust. Der Alte aber wurde er, als er den vierten Satz der¬
selben Symphonie dirigirte. Die in diesem liegende dithyrambische
Stimmung riß ihn hin, seine Bewegungen wurden lebhafter und größer,
sein Empfinden theilte sich dem Orchester mit und unter seiner suggestiven
Einwirkung auf dasselbe kam alles, auch das technisch Schwierigste, in
klanglicher Schönheit zur Erscheinung. Ihm ebenbürtig war der Solist
Herr Alfred Reisenauer. Er spielte als Meister das Werk eines
Meisters und nie vor ihm hatte ich das Clavierconcert in Adur von
schön gehört. Die Wiedergabe zeigte Herrn Reisenauer's
Liszt so
pianistische Vorzüge in der hellsten Beleuchtung und Leipzig kann stolz
sein, einen solchen Künstler sein eigen zu nennen. Herr Weingartner
und Herr Reisenauer wurden für ihre außergewöhnlichen Leistungen mit
außergewöhnlichem Beifall ausgezeichnet. Einen guten Theil davon kann
die Chemnitzer städtische Capelle für sich in Anspruch nehmen.
Dem glückverheißenden Anfang folge ein glücklicher Fortgang!
Paul Merkel.
Leipziger Schauspielhaus.
Zum ersten Male:
Lebendige Stunden.
Einacter=Cyklus von Arthur Schnitzler.
Auf dem Zettel stehen diese vier Einacter als „Novität“ ver¬
zeichnet. Sie sind's nur für Leipzig: Berlin langweilte sich über
„Lebendige Stunden“ und „Die Fran mit dem Dolche“
schon im vorigen Winter.
1
Doch nun zu dem Cyklus selber! Sein „Ober=Anel „Lebendige
II
Stunden“ scheint mir mit mehr Winkür als Geschick gewählt zu sein.
Das Ganze mußte aber seinen Collectiv=Namen haben. Also taufte
Schnitzler seine vier Stücke „Lebendige Stunden“. Weshalb?
Vielleicht aus folgendem Grunde: Er singt uns in jedem seiner
Stücke einen Hymnus an's Leben, an jenes höchstpersön¬
liche Leben, das der Einzelmensch mit Niemandem theilt, das