II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 505

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16.1. Lebendige Stunden zuklus
er in sich selber voll und ganz auslebt. Dabei enthält das letzte
Hand — dem rächenden Schicksal nicht als Gefesselte, nein als] Stich in die Charge,
Stück des Cyklus, das reizende Lustspiel „Literatur“ die pure
Giganten unsern Sühneweg vorzeichnen.
Aber, wie gesagt:
männlichen Partnern.
Negation eines solchen festgefügten „Ich“=Lebens: Es zeigt uns des
Was kann man aus dieser dramatischen Geheimnißthuerei nicht
in ihren Rollen e.n pa
alles herausleken? Chac’un à sa façon
Des puren
Lebens Lüge, den „Lebens=Schein“ im grellsten Lichte. Der Dichter
Beide Künstler hoben
daß ein bekannter Berliner
sagt uns: Und ob einer Margarethe, einem Clemens und Gilbert im
Schnitzler aus der Tau
College „Die Frau mit dem Dolche“ als eine „heroische Vertheidigung
Jahre auch tausend abwechslungsreiche Stunden im buntgewürfelten,
Das gutbesetzte Ha
der — Seelenwanderung“ aufgefaßt wissen wollte! Wie gesagt:
kaleidoskopartigen Durcheinander gegeben sind: Das Ganze enthält
virt. Opposition gab
Jeder nach seinem Geschmack.
keine einzige wirklich lebendige" Stunde. Das ganze bischen
Die Inscene dieses Frage¬
Ich selber hätte mich j
Leben dieses armseligen Menschentriumvirats baut sich vielmehr auf
zeichen=Opus stellt den Regisseur vor beinahe unerfüllbare Bedingungen.
deutlicher abgeleh
flackerndem Schein auf: Von echtem, unverfälschtem Leben keine Spur,..
Arthur Eggeling kam einer solchen Erfüllung nur theilweise
Talent steckt, das sich
alles „stilisirte" Wirklichkeit. Das heißt eben auf deutsch, daß auf Erden
nahe. Das Bild der „dolchenden“ Frau, eine Kleckserei im
darf, soll uns Mitleh
die „lebendigsten“ Stunden nur zu oft die am meisten verlogenen sind.
verballhornten „Jugend=(Stil, athmete jede andere Kunstrichtung,
genialer Feder ein fi
nur nicht die des Venetianers Palma il Vecchio dessen Farbenzauber
Wenn das Leben zur Farce ward, wenn die Wahrhaftigkeit auf
muß sich endlich
dem Kopfe steht, so stellt dieses Wahllose nichts weiter dar, als eine
geradezu sprichwörtlich wurde. Was man im „Schauspielhause“ an die
zu solch einem „Samm
Wand nagelte, mochte in Borsdorf oder Taucha das Licht der Welt er¬
entschiedene Rückwärts=Drehung an jener mächtigen Stunden=Uhr,
Ein Besuch des
blickt haben: Es machte sich in seiner künstlerischen Geschmackosigkeit
die das Schicksal keinem Irdischen ersparte.
Freunde guter littera#
einfach brutal. Hier muß die Regie durchaus auf Remedur
Poetisch am werthvollsten, dramatisch am wenigsten spruchreif er¬
auch keine Meister
dringen, will sie sich nicht in Zukunft den herbsten
scheint mir der erste Einacter, der für sich nochmals den Titel
die uns deutlich predi
Gespielt
kritischen Anzapfungen ausgesetzt sehen.
Sonne.
„Lebendige Stunden“ führt. Hier wird des Lebens voll¬
wurde das Dramvlett recht gut. Elisabeth Anders hätte vielleicht etwas
tönender, gesunder Pulsschlag über Alles gestellt, was sonst der Erde
natürlichere Töne anschlagenkönnen, sie verhalfaberdem Dämonenhaften ihrer
flüchtiges Wesen zeitigt. Der alten Weisheit, daß absterbendes
* Stadttheater.
Paola mit großem künstlerischen Geschick zu vollem Ausdruck. Max Brückner
Leben einer gesunden Umgebung alpartig ieden Schaffensdrang raubt,
Heute: „Der Bajaz#
spielte seinen Leonhard, der sich dann in einen Lionardo verwandelt,
wird von Schnitzler in neuer Form Ausdruck verliehen. Und der Dichter
„Die schöne Galatl
mit viel Wärme. Nur stört es mich, daß der strebsame Künstler, um
zieht selbstherrliche Consequenzen aus diesem Satze: Schwindet das
liche Vorstellung zu
den etwas jugendlich=lichten Timbre seines Organs zu verschleiern, seiner
Leben, hemmt schwindendes Leben gar andere im Siegeslauf, so
essante, von der St
Vocalisirung immerfort eine manirirt dunkle Färbung aufträgt, die für
vernichte solch' einen Zerstörung wirkenden Lebens=Torso, . . werde zum
Werk hatte wie bei
die Dauer recht unnatürlich wirken muß. Jean Hofmann ver¬
Selbstmörder! Der Tod wird dann zur „iebendigen
lieh seiner kleinen aber bedeutungsvollen Rolle das vom Dichter geforderte
Berliner Lessing=T
Stunde“: Jene Umgebung, der Dein Martyrium zur Qual
Imponderabile.
fängt zu schaffen an. Deine
auswuchs, athmet auf und
geht im Neuen The
Todesstunde, die Du freiwilliglüber Dich kommen ließest, wird Deinen
Als dritte Darbietung folgt im Cyclus „Die letzten Masken“.
wir“ von L. Leipzig
Nächsten zur Lebensstunde, ... zu „lebendigen“ Stunden im
Ein bühnenwirksames Drama von reichlicher Handlung. In der Er¬
de Lalsky, Göricke,
Sinne des Dichters. .. Diese Philosophie kommt im Drama, von
findung nicht eben bedeutend. Im Colorit wohlgelungen. Die Handlung
(gleichzeitig Regisse
der Bühne herab, nur verschleiert zum Ausdruck. Selbst die beste Dar¬
spiegelt diesmal allerdings eine „lebendige Stunde“ wieder: Den
Heyse. — In der m
stellung ändert nichts an dieser negativen Thatsache. Also mache ich es
letzten, großzügigen Persönlichkeits=Ausbruch eines schiffbrüchigen Jour¬
Aufführung von
den Herren Bornstedt, Brückner und Willi nicht weiter zum
nalisten, der in seiner Todesstunde einen „glücklicheren“ Rivalen durch
„Die Kreuzelschreib
Vorwurf, wenn sie dem ersten Einacter kaum zu einem Achtungs¬
ein paar Worte vernichten könnte. In diesem machtvollen „könnte“
erfolge verhelfen konnten. ...
Die Regie muß das nächste Mal bei der
Huth, und die Herr
liegt hier das riesenhafte Moment des „Lebendigen“. Daß der Sterbende
Aufführung dieses Dramoletts für einen tieferen Hintergrund sorgen.
dieses „könnte“ nicht im voll=unheimlichen Umfange ausbeutet, giebt
Greiner, Walter, #
Die abschließende Leinwand gestern Abend gewährte besonders dann
dem Ganzen einen versöhnenden Schluß. Wir haben noch außerdem —
Herr Regisseur Ha
eine jämmerliche Perspekte, als der Laternenmann in „flammende“
gerade beim Anblick dieses weltverlassen Dahinsterbenden
das be¬
Leipziger Scha
Thätigkeit trat.
ruhigende Gefühl, daß eine „lebendige“ Stunde keinem Irdischen versagt
mann's „Ehre“ wi
bleibt: Die Todesstunde... Die Darstellung stand in diesem
„Die Frau mit dem Dolche“ nennt Arthur Schnitzler sein
Donnerstag findet
Stücke auf glänzender Höhe. Ernst Bornstedt schuf als verkommener
zweites Stück. Es stellt nicht bloß eine dramatische, nein auch eine
nen Lustspiels „Lis
Zeilenschreiber eine Musterleistung, der sich Robert Forsch mit seiner
poetische Verirrung dar. Was sollen wir aus diesem mystischen Sammel¬

Freitag=Abonnemen
liniensicheren Interpretation des cynisch=welterhabenen Mimen Jackwerth
surium machen? Etwas hineininterpretiren, was der Dichter selber gar
würdig anschloß. Lothar Mehnert in einer Maske, die mich verteufelt
betont, daß die A#
nicht beabsichtigte? Ich kenne Arthur Schnitzler und weiß, daß ihm der
an den Wiener Schriftsteller und Kritiker Hermann Bahr erinnerte,
Schalk dann am sichersten im Nacken sitzt, wenn er sich als Dichter
stellungen zu erhöht
mimte seinen ebenso blasirt=weltmüden wie eitlen Weihgaft virtuos.
in symbolische Flitter wirft. Und doch ist man versucht, gerade
der Ausgleich, wen
In kleineren Rollen bewährten sich Georg Wittmann, Bernhard
aus der buntscheckigen Schale dieses Dramoletts einen steinfesten
kleinen Preisen ha
Wildenhain und Agnes Wenkhaus.
Kern herauszuschälen. Man baut auf dichterischen Andeutungen weiter
von „Lebendige St#
und kommt dabei recht logisch zu folgendem Schluß: „Lebendig“.
Das abschließende Lustspiel „Litteratur“, den Leipzigern vom
die nächste Aufführ
tiefgründig bis auf des Lebens geheimnißvoll gähnende Klüfts
letzten Winter her aus einer Matinée bekannt, wurde in diesem Blatte
tag Abend statt.
hinab, gestaltet sich eine Stunde irdischen Seins erst danns
bereits gewürdigt. Es zeigt Schnitzler's lebenswahren Humor im besten
Generalmusik
wenn wir dafür ein ganzes Menschenleben aufs Spiel
Lichte und errang gestern Abend dank der vorzüglichen Darstellung leb¬
Capellmeister des
haften Beifall. Margarethe Frey, an deren außerordentlich feinsinniger
kommt es erst dann, wenn wir selbstherrlich — mit dem Dolche in der Kunst ich keine Minute zweifelte, mimte ihre Margarethe mit einem sicherem concerte in Köln as