II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 509

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16. 1. Lebendige Stunden zuklus
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Leipziger Schauspielhaus.
Lebendige Stunden. Einakter=Cyklus von Arthuri
Schnitzler. Der Verfasser ist ein in Wien vielbeschäftigter
Arzt, der noch immer Zeit gefunden hat, eine große Anzahl
von Einaktern aus dem Aermel zu schütteln. Diese Dramo¬
lets können zwar keinen Anspruch auf literarischen Werth
erheben, aber sie führen uns noch nie geschilderte Verhält¬
nisse in nicht retouchirten Pootographien vor, d. h. mit
andern Worten, sie sind der Natur abgelauscht Der erste
Einakter, der denselben Titel wie der ganze Cyklus trägt,
behandelt ein tiefernstes Thema. Die Mutter eines Dichters,
die seit Jahren krank ist, beichließt, um seine dichterische
Arbeit nicht zu stören, in den Tod zu gehen. Den darüber
verzweifelnden Sohn stattete Max Brückner mit erschüttern¬
den Tönen, ohne ins Pathos zu verfallen, aus. Sein älterer
inclusive
Porto.
Freund, von dem Heinrich den Selbstmord der Mutter er¬
fährt, war der schlichte Beamte, der sehr viel in Moral
Zahlbar
macht, jedoch ohne langweilig zu werden, ein Vorzug, der“
—im Voraus.
auf Ernst Bornstedt's Konto zu setzen ist. Albert Willi'.“
Gärtner Borromäus war die echte Volkstype eines das Ver-isschnitte ist ,das
trauen seines Herrn genießenden Dieners. Die Frau mitlauch steht es den
dem Dolche ist eine zerflossene Nachahmung Meterling=lzu ändern.
scher Dramen, wo die Leute einschlafen, um die ganze Hand¬
lung zu träumen. Es ist nicht die Schuld der Elisabet hg enthaltend die
ner Morgen¬
Anders, daß wohl der größte Theil des Publikums aus dem
„X
Wiener Zeitung“)
Träumen und Erwachen dieser nervenzerrütteten Sünder in
wirthschaftliche
nicht klug wurde. A gesehen von einer starken Dosis laug¬
wird. Diese Mit¬
athmiger Tiraden ist die Geschicbte interessaut und wurde
auch von Max Brückner und Elisabeth Anders mit großer
Tonverschwendung zu Gehöl gebracht. Die Dame mit dem
Dolch, die im Bild Pauline ä nlich sein soll, erweckte un¬
freiwillige Komik. Der nur im Traum vorkommende Gatte
Remigso ist die Schablone der Hasereis und gab insosern
Jeau Hofmann gar keine Gelegennett zu glänzen. Ein
jechter Schnitzler der trübsten Seite des Lebens, vor der
Todtenpforte, sind „die letzten Masken“.! Es ist ein
pathologische Studie, die nur ein Wrtender Arzt schreiben:
konnte. Die Hauptrollen, der schuendsüchtige Schanspieler
Florian, der am Grabesrand die schönsten Hoffnungen spihnt,
und der rastlose, sich selbstverzehrende Journalist Carl Rade¬
macher, fanden in Rovert Forsch und Einst Bornstedtl
Darsteller, wie man sie nicht besser wünschen kann. Lot#a#
2
Mehnert machte aus der Episode von Radema###ers Freund
eine scharf profilirte Charge Die Aerzte und die Wär=K
terin verfuhren mit geschaftsmäßiger Ruhe. Das kleine
Proverbe „Literatur“ ist eine Indiskretion gegen den
Schriftsteller and, indem Gilbert und Margarethe sich lite¬
rarisch gegensenig bestellen. Arthur Eggeling und Maroa¬
rethe Frei retteten von der Standesehre, was noch zu retten
nar und Mehnert übertrieb mat die Dummheit des
Clemens. Gefollen hat das Pasticcio ganz gut.
Max Trausil.

box 21/3
1
Vorles
Bleine Chronik.
Leb
g TrnN
des
Leipzig. 8. Oktober.
lich
Leichte Ware. Wenn ein Dichter vier Einakter unter einem
beob
Haupttitel in die Welt hinausschickt, müssen wir wohl oder übel
tieferen Ei
versuchen, irgend einen Grundgedanken herauszufinden, der eine
fahren num
Art Verbindung zwischen den vier Stücken herstellt. Der Wiener
wie der Di
Dichter Arthur Schnitzler hat den vier Einaktern, die gestern
seiner Kur
im Leipziger Schauspielhaus aufgeführt wurden, den Gesamttitel
der Philif
Lebendige Stunden gegeben. Ist damit viel gesagt? Wir
Recht, sich
wollen sehn. Der erste Einakter ist in der Hauptsache ein Zwie¬
hinweg.
gespräch zwischen einem pensionierten Beamten und einem jungen
Mir
Dichter. Der Beamte ist der treue Freund der von ihrem Manne
Und n
verlassenen Mutter des Dichters gewesen. Die Frau ist vor
dem Do
kurzem nach langem Krankenlager freiwillig aus dem Leben ge¬
seine Erlei
schieden, um ihres Sohnes Schaffenskraft nicht zu hemmen. Sie
Frau ihm
hat dem treuen Freunde den wahren Sachverhalt mitgeteilt mit
ihm das
dem ausdrücklichen Ersuchen, dem Sohne nichts davon zu ver¬
wird uns
raten. Der Alte und der junge Dichter geben in verschiedener
ein ganz
Weise ihrem Schmerz über die Verstorbene Ausdruck, und es stellt
Dichtung.
sich heraus, daß der Alte ein Grauen vor den Künstlern hat, die
auch kein
sich den Schmerz von der Seele dichten können. Der junge Dichter
Erlebnis
ist auch auf dem besten Wege dazu. Da enthüllt der Alte, um den
Lsen.
jungen Mann zu treffen, das Geheimnis des Opfertodes der
nischen R
Mutter. Aber auch das nützt ihm nichts. Der Dichter tröstet sich
sehen,
damit, daß er beweisen wird, daß seine Mutter nicht vergeblich
himml
gestorben sei. Da bricht der ganze Unmut des Alten los: „Was
der Nähl
ist denn Deine ganze Schreiberei, und wenn Du das größte Genie
erhobenen
bist, was ist sie denn gegen so eine Stunde, so eine lebendige
gestochen
Stunde, in der Deine Mutter hier auf dem Lehnstuhl gesessen
sein —
ist und zu uns geredet hat oder auch geschwiegen — aber da ist
Theater
sie gesessen — dal und sie hat gelebt, gelebt!" Der Dichter aber
Paulin
bleibt die Antwort nicht schuldig: „Lebendige Stunden? Sie leben
doch nicht länger, als der letzte, der sich ihrer erinnert. Es istl eine Vi
nicht der schlechteste Beruf, solchen Stunden Dauer zu verleihen,
gemalt
über ihre Zeit hinaus.“ Und weiter sagt er, der alte Herr
werde doch auch weiter leben und über den Schmerz hinweg¬
und wi
kommen, wie er weiter dichten werde, so werde der Alte weiter
den Mat
seinen Garten pflegen. Und damit ist das Stück aus.
Wir erhalten also da eine kleine stimmungsvoll angemachte Als Mada