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16.1. Lehendige Stunden— zuklus
sind ja die kleinen bedächtigen Schritte weit;
lleion.
zuträglicher, und er kommt füglich doch auch vom Fleck,
Nachdruck verboten.
aber einem entschlossenen Schritt, einem kräftigen Aufstieg
Burgtheater.
Con
sieht derlei Getrippel doch nicht gleich. Schon die Form
(„Zu spät“ von E. M. delle Grazie.)
also läßt Böses ahnen. Der Inhalt aber übertrifft auch
Mit dem „Schatten“ hatte E. M. delle Graziel die schlinanste Vorahnung. Da ist Nr. 1, das Schauspiel
dichterische Begabung und dramatische Technik gezeigt, in einem Act „Vineta“. Die Baronin Sußdorf mit
also den Beweis eines Talentes erbracht, von dem sich ihrem Sohne Karlchen überaus neckisch und geistreich über
bessere Leistungen erwarten ließen. Heute hat E. M. das versunkene Vineta plandernd. Der Missionär
delle Grazie durch ihre Einacter=Serie „Zu spät“ so
Johannes Helder, der als Gast des Barons erscheint, ist
wenig dichterische Kraft und einen so offenkundigen
der Mann, den Baronin Maria liebte, als er noch Mentor
Mangel an Routine dargethau, daß man an ihrer Be¬
ihrer Brüder war, und der gleichfalls leidenschaftliche
gabung und vollends an ihrer Zukunft als Bühnen¬
Zuneigung hegte für Maria. Aber sie
ließ es
schriftstellerin zu zweifeln alle Berechtigung besäße. Das
sich nicht merken und er merkte es nicht. So wurde es
ist kaum anders zu erklären als durch die Annahme, es
eben „zu spät“. Jetzt ist der Herr Pastor Johannes
sei der Einacter=Cyclus von heute keine neuere oder gar Helder nicht einmal in den Bann der Sünde zu locken.
neueste Arbeit, sondern eine
um das harte Wort Er geht stolz ab, und die Frau Baronin Maria hört
Jugend zu vermeiden — frühere, viel frühere Arbeit. prüfend zu, ob ihr Sohn Karlchen seine Lection
Und da es wol auch im Interesse der Verfasserin gelegen ordentlich gelernt habe. Was soll man dazu sagen?
sein dürfte, ihre heutige Leistung als eine Reminiscenz Das ist so angefüllt mit falscher Sentimentalität,
an die Anfangsversuche ihrer dramatischen Thätigkeit
schülerhaft ersonnen und so entsetzlich conventionell durch¬
aufzufassen, denn als eine Arbeit, die Entwicklung und
geführt, daß man wol nur annehmen kann, es müsse
Fortschritt bedeuten soll, so will ich getrost annehmen,
sehr lange her sein, seit dieses „Schauspiel“ entstand.
E. M. delle Grazie habe heute nicht darthun wollen,
Nr. 2: „Donanwellen“, Schauspiel in einem Acte.
was sie seit dem „Schatten“ zugelernt habe, sondern
Eine Schankwirthschaft in den Praterauen, am Praterspitz
wie es um sie bestellt war lange vorher
vermuthlich. Und „die Musi spielt“
Nicht blos die
Schon die gewählte Form, die Kette von Einactern,
Damencapelle, sondern auch die bekannte „Musi“ eines
weckt Bedenken. Das kann sich Einer erlauben wie
lebensunwahren Wienerthums. Das müht sich verzweifelt
Hermann Sudermann, der hinlänglich bewiesen hat, daß
ab, Originalität zu zeigen, das will so um jeden Preis
er den langen dramatischen Athem besitzt, oder dazu muß „weanerisch“ sein, daß man nicht recht weiß, soll man
Einer greifen, der, wie Herr Dr. Schuitzler, nur auf engum¬ blos verdrießlich lächeln oder sich ernsthaft ärgern. Du¬
friedetem Boden etwas zu leisten vermag. Wer aber lieber Himmel! Was Einem da Alles vorgegeigt wirdst
zeigen will, was er kann, nicht als irgend ein Preis=sals „Donanwellen!“ Der wackere Gastwirth Josefs;
werber nämlich, sondern als dramatischer Dichter, der Wimmer, der einmal die saubere Hedwig Knappsge¬
thut wol besser, ein ganzes Stück zu bieten, als Stücke, liebt hat, sich aber doch noch rechtzeitig entschloß, y
die ja doch kein Ganzes sind, auch wenn man eine bejahrte, aber gute Köchin mit zweitausend Gulden##
sie durch einen gemeinsamen Titel und einige Rede= baur zu heiraten. Die Hedwig Knapp selbst, das „süße I
wendungen aneinander kleistert. Dem Asthmatiker Mädel“, nicht des Wiener Bodens, aber doch des Herrni#
16.1. Lehendige Stunden— zuklus
sind ja die kleinen bedächtigen Schritte weit;
lleion.
zuträglicher, und er kommt füglich doch auch vom Fleck,
Nachdruck verboten.
aber einem entschlossenen Schritt, einem kräftigen Aufstieg
Burgtheater.
Con
sieht derlei Getrippel doch nicht gleich. Schon die Form
(„Zu spät“ von E. M. delle Grazie.)
also läßt Böses ahnen. Der Inhalt aber übertrifft auch
Mit dem „Schatten“ hatte E. M. delle Graziel die schlinanste Vorahnung. Da ist Nr. 1, das Schauspiel
dichterische Begabung und dramatische Technik gezeigt, in einem Act „Vineta“. Die Baronin Sußdorf mit
also den Beweis eines Talentes erbracht, von dem sich ihrem Sohne Karlchen überaus neckisch und geistreich über
bessere Leistungen erwarten ließen. Heute hat E. M. das versunkene Vineta plandernd. Der Missionär
delle Grazie durch ihre Einacter=Serie „Zu spät“ so
Johannes Helder, der als Gast des Barons erscheint, ist
wenig dichterische Kraft und einen so offenkundigen
der Mann, den Baronin Maria liebte, als er noch Mentor
Mangel an Routine dargethau, daß man an ihrer Be¬
ihrer Brüder war, und der gleichfalls leidenschaftliche
gabung und vollends an ihrer Zukunft als Bühnen¬
Zuneigung hegte für Maria. Aber sie
ließ es
schriftstellerin zu zweifeln alle Berechtigung besäße. Das
sich nicht merken und er merkte es nicht. So wurde es
ist kaum anders zu erklären als durch die Annahme, es
eben „zu spät“. Jetzt ist der Herr Pastor Johannes
sei der Einacter=Cyclus von heute keine neuere oder gar Helder nicht einmal in den Bann der Sünde zu locken.
neueste Arbeit, sondern eine
um das harte Wort Er geht stolz ab, und die Frau Baronin Maria hört
Jugend zu vermeiden — frühere, viel frühere Arbeit. prüfend zu, ob ihr Sohn Karlchen seine Lection
Und da es wol auch im Interesse der Verfasserin gelegen ordentlich gelernt habe. Was soll man dazu sagen?
sein dürfte, ihre heutige Leistung als eine Reminiscenz Das ist so angefüllt mit falscher Sentimentalität,
an die Anfangsversuche ihrer dramatischen Thätigkeit
schülerhaft ersonnen und so entsetzlich conventionell durch¬
aufzufassen, denn als eine Arbeit, die Entwicklung und
geführt, daß man wol nur annehmen kann, es müsse
Fortschritt bedeuten soll, so will ich getrost annehmen,
sehr lange her sein, seit dieses „Schauspiel“ entstand.
E. M. delle Grazie habe heute nicht darthun wollen,
Nr. 2: „Donanwellen“, Schauspiel in einem Acte.
was sie seit dem „Schatten“ zugelernt habe, sondern
Eine Schankwirthschaft in den Praterauen, am Praterspitz
wie es um sie bestellt war lange vorher
vermuthlich. Und „die Musi spielt“
Nicht blos die
Schon die gewählte Form, die Kette von Einactern,
Damencapelle, sondern auch die bekannte „Musi“ eines
weckt Bedenken. Das kann sich Einer erlauben wie
lebensunwahren Wienerthums. Das müht sich verzweifelt
Hermann Sudermann, der hinlänglich bewiesen hat, daß
ab, Originalität zu zeigen, das will so um jeden Preis
er den langen dramatischen Athem besitzt, oder dazu muß „weanerisch“ sein, daß man nicht recht weiß, soll man
Einer greifen, der, wie Herr Dr. Schuitzler, nur auf engum¬ blos verdrießlich lächeln oder sich ernsthaft ärgern. Du¬
friedetem Boden etwas zu leisten vermag. Wer aber lieber Himmel! Was Einem da Alles vorgegeigt wirdst
zeigen will, was er kann, nicht als irgend ein Preis=sals „Donanwellen!“ Der wackere Gastwirth Josefs;
werber nämlich, sondern als dramatischer Dichter, der Wimmer, der einmal die saubere Hedwig Knappsge¬
thut wol besser, ein ganzes Stück zu bieten, als Stücke, liebt hat, sich aber doch noch rechtzeitig entschloß, y
die ja doch kein Ganzes sind, auch wenn man eine bejahrte, aber gute Köchin mit zweitausend Gulden##
sie durch einen gemeinsamen Titel und einige Rede= baur zu heiraten. Die Hedwig Knapp selbst, das „süße I
wendungen aneinander kleistert. Dem Asthmatiker Mädel“, nicht des Wiener Bodens, aber doch des Herrni#