II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 606

box 21/5
16.1. Lebendige StundenZuklus
hunderten gelten läßt! Was ist heute das Merk¬
Einaktern, drei in ihrer Art völlig verschiedene Rollen
%/ Feuilleton. G 6#
mal alles dessen, was unter, dem Titel Literatur
spielte, gab einen glänzen Beweis seiner Gestaltungs¬
einen würdigen Platz verdient. Die Lektüre einer
kraft. Als Rademacher in Schnitzlers „Die
42
nicht zu weit reichenden Periode, etwa der Ro¬
letzten Masken“ verblüffte der Künstler mit ener
Titerarischer Abend.
mantiker oder gar des jungen Deutschlands begegnet
nur durch direktes eifriges Studium an Kranken
Autoren, die im Mittelpunkt der Diskussion zeit¬
erklärlichen naturalistischen Wiedergabe der letzten
letzten Masken“ von A. Schnitzler, „Der
genössischer Salons stehend, heute entweder
Stunde eines seelenerschütterten Schwindsüchtigen.
von Mirbau und „Der gemütliche Kommissär“
nur inhaltlose Namen bedeuten, oder aber gar
Das durch den gräßlichen Kontrast zwischen dem
von Couxteline.
auch auf diesen geringen Rest von Pietät ver¬
noch lebhaft arbeitenden Geist und der verfallenen
e Schnellebigkeit, die vorwärts stürmende
zichten müssen. Auch die moderne Publizistik hat
Physis bedingte Mitleid influenzierte der Künstler
als eines der vielen Merkmale unseres Jahr¬
ihre anerkannten Marksteine, denen ein Gedenken
auf die Zuhörer, das sich mit wach ender drama¬
tes hatt sich auch auf die Literaur, oder
bei späten Enkeln gesichert ist. Aber was ist das
tischer Handlung zu innigster Teilnahme steigerte.
icht vörzugreifen, auf die Schaffenden und
Schicksal jener vielen zwischen diesen großen Pfeilern
In Mirbeaus „Dieb“ gestaltete der Künstler
ßenden des Schöngeistes erstreckt. Aus der
lebenden und geduldeten Existenzen. Leben oder
durch glückliche Betonung des Sonderlings in der
ten Menge der täglich auf den Büchermarkt
Sterben?
Figur des Bestohlenen die unwahrscheinliche Situ¬
fenen Produkte müßiger Autoren, greift der
Unter dem stolzen Titel „Literarischer Abend“
ation halbwegs glaubhaft. Mit frischem Humor¬
er Witterung wechselnde Geschmack der weiten
gingen Samstag über unsere Bühne drei kleine
stattete Herr Stärk in Courteliues beißender
das eine oder das andere heraus um durch
Einakter. „Die letzten Masken“ aus Schnitzlers
Satyre „Der gemütliche Kommissär“ den Träger
ald verrauschende ideale Bevorzugung des
lebendigen „Lebenden Stunden“ und zwei bedeutungs¬
der Titelrolle aus. Kleine sonst unauffällige Nuancen
chen Schöpfers eine wohl regelmäßig vor¬
lose französische Grotesken, geistreic Plaudereien
schufen ein prächtiges Charakterbild. Im selben
ene dauernde materielle Kräftigung mit im
von Mirbeau und Courteline die mit im Schwinden
Stück bot noch Herr Reißner als Fluche eine
bleiblichen Gefolge zu haben. Dem jedesmal
der Aktualität und impticite des Verständnisses für
schöne Leistung, ebenso wie Herrn Pindo für die
lnden Geschmack fröhnen mit sklavischer
dieselben, gewesen sein werden. Unter den diversen
diskrete und vornehme Verkörperung des Wein¬
sität Tausende von Autoren. Heute. Morgen
lediglich auf Kassenerfolge abzielende stumpfsinnigen
gast und Herrn Kammauf für die Darstellung
gt das Ungeheuer neue Nahrung; sie wird
Schwänken und Possen, die gegenwärtig en masse
des Diebes in Mirbaeaus Groteske Anerkennung
prompt geliefert. Sind nun diese wenigen
fabriziert und konsumiert werden, verdienen die ge¬
gebührt. Herr Minnich verwischte durch seine
zugten Geistesprodukte, die entweder durch
nannten zwei Einakter ihrer eigenen grotesken Manier
Darstellung des Jackwerth die im äußern Humor
wertvollen Gehalt, durch ihre bizarre,
wegen doch ernste Beachtung. Die Ankündigung eines
dieses lustigen Sterbenden liegende furchtbare.
ke Form, durch den in der Wahl des Sujets
literarischen Abends wird wohl nichts anders als
Tragik. Er machte aus der schwierigen Charakter¬
ten Reiz von der großen, weiten Menge sich
den Hinweis darauf bezwecken wollen. Unter diesen
studie eine Wurstelei, Anerkennung gebührt den
nigsvoll abheben, auch von den oberen Zehn¬
Umständen mag der erste Versuch eines aner¬
Herren Stärk und Reißner, die sich in der:
den geaicht, mit zu jenem auserlesenem
kennenswerten Beginnens wärmstens begrüßt
Inszenierung der Einakter teilten. Die Literatur
werden.
ial zu zählen, das die Literaturgeschichte als
flüchtete sich auf die Gallerie. Das Parkett und
sturgericht nach Jahrzehnten und Jahr¬
Herr Stärk, der an dem Abend in den drei ! die Logen blieben gähnend leer ...
K—r.