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16.1. Lebendige Stunden—Zuklus
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FREIE VOLKSBUHNE
leichten Lächeln des Drüberstehenden eire Lebenslüge durch¬
schaut und zerzaust. Er schildert in den männlichen und weib¬
lichen Schreibtischmenschen die ganze kümmerliche, eitle, grund¬
verlogene Gattung. Andere Geschäftsleute handeln mit Tuch oder
mit alten Kleidern oder mit Eisenbestandteilen, diese Literaten
handeln mit ihren Erlebnissen. Die Sympathie des Zuschauers
gehört eigentlich jenem ein bisschen einfältigen, aber redlich emp¬
findenden Aristokraten, der liebt, um zu lieben, und nicht liebt,
um zu schreiben. So freimötig scherzen konnte kein Literat. Diese
kleine, meisterhafte Komödie - Literature konnte nur ein Dichter
schreiben!
Stephan Grossmann.
MITTEILUNGEN
1
—ad
Unsere nächste Première. Die Freie Volksbühne hat mit dem
Deutschen Volkstheater einen neuen Vertrag abgeschlossen, der unseren Mit¬
gliedern Vorstellungen im April, Mai, August, September sichert. Die erste
Vorstellung findet Sonntag den 24. April statt. Zur Aufführung gelangt (zum
erstenmal) das Werk eines jungen ungarischen Dichters (auch das gibt es),
Alexander Brody, ein Schauspiel -Die Lehrerine. Die tragende Rolle wird
Käthe Hannemann spielen. Das Werk, das bis nun nur in den Rein¬
hardtschen Kammerspielen in Berlin gegeben wurde, ist eines der wenigen
Kunstwerke der ungarischen Literatur, das ohne Ruhmredigkeit und Ritterlich¬
keit ein Bild magyarischer Kultur gibt, dort, wo sie noch ganz ungeniert und
unbeobachtet sich austobt. Alexander Brody ist ein ungleich ernsteres Talent
als der Nachahmer Franz Molnar oder als der allzu versöhnliche Franz Herczeg.
Die Freie Volksbühne ist stolz darauf, auch diesem Talent die erste gastliche
Stätte in Wien zu bereiten.
Die nächste Saison. In diesen Tagen erneuert die Freie Volksbühne
ihre Verträge mit dem Josefstädter Theater und der Neuen Wiener Bühne.
Wir hoffen, dass es uns gelingen wird, ein drittes Theater für die ganze Saison
zu mieten. Unser Mitgliederstand, der heute schon das eifte Tausend
überschreitet, wird im nächsten Spieljahr voraussichtlich um weitere Tausende
anwachsen. Das Bürgertheater, das für unsere Zwecke so geeignet scheint, ist
unter der jetzigen Direktion für unsere Zwecke unerreichbar, aber auch untauglich.
Dennoch hoffen wir unseren Mitgliedern in den nächsten Wochen Kunde von
unserem dritten ständigen Sonntagsquartier zu bringen. Erst wenn mehr als
zwanzigtausend Mitglieder in der Freien Volksbühne organisiert sein werden —
wer weiss, wie bald das sein wird — werden wir an die Verwirklichung unseres
innigsten Wunsches denken können; an das eigene Heim der Wiener
Freien Volksbühne.
eine
Woche
auf die Vorstellung
Wohnungsänderung
es, dass auf der Beitragsbestä
separate Verständigung ist in
16.1. Lebendige Stunden—Zuklus
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FREIE VOLKSBUHNE
leichten Lächeln des Drüberstehenden eire Lebenslüge durch¬
schaut und zerzaust. Er schildert in den männlichen und weib¬
lichen Schreibtischmenschen die ganze kümmerliche, eitle, grund¬
verlogene Gattung. Andere Geschäftsleute handeln mit Tuch oder
mit alten Kleidern oder mit Eisenbestandteilen, diese Literaten
handeln mit ihren Erlebnissen. Die Sympathie des Zuschauers
gehört eigentlich jenem ein bisschen einfältigen, aber redlich emp¬
findenden Aristokraten, der liebt, um zu lieben, und nicht liebt,
um zu schreiben. So freimötig scherzen konnte kein Literat. Diese
kleine, meisterhafte Komödie - Literature konnte nur ein Dichter
schreiben!
Stephan Grossmann.
MITTEILUNGEN
1
—ad
Unsere nächste Première. Die Freie Volksbühne hat mit dem
Deutschen Volkstheater einen neuen Vertrag abgeschlossen, der unseren Mit¬
gliedern Vorstellungen im April, Mai, August, September sichert. Die erste
Vorstellung findet Sonntag den 24. April statt. Zur Aufführung gelangt (zum
erstenmal) das Werk eines jungen ungarischen Dichters (auch das gibt es),
Alexander Brody, ein Schauspiel -Die Lehrerine. Die tragende Rolle wird
Käthe Hannemann spielen. Das Werk, das bis nun nur in den Rein¬
hardtschen Kammerspielen in Berlin gegeben wurde, ist eines der wenigen
Kunstwerke der ungarischen Literatur, das ohne Ruhmredigkeit und Ritterlich¬
keit ein Bild magyarischer Kultur gibt, dort, wo sie noch ganz ungeniert und
unbeobachtet sich austobt. Alexander Brody ist ein ungleich ernsteres Talent
als der Nachahmer Franz Molnar oder als der allzu versöhnliche Franz Herczeg.
Die Freie Volksbühne ist stolz darauf, auch diesem Talent die erste gastliche
Stätte in Wien zu bereiten.
Die nächste Saison. In diesen Tagen erneuert die Freie Volksbühne
ihre Verträge mit dem Josefstädter Theater und der Neuen Wiener Bühne.
Wir hoffen, dass es uns gelingen wird, ein drittes Theater für die ganze Saison
zu mieten. Unser Mitgliederstand, der heute schon das eifte Tausend
überschreitet, wird im nächsten Spieljahr voraussichtlich um weitere Tausende
anwachsen. Das Bürgertheater, das für unsere Zwecke so geeignet scheint, ist
unter der jetzigen Direktion für unsere Zwecke unerreichbar, aber auch untauglich.
Dennoch hoffen wir unseren Mitgliedern in den nächsten Wochen Kunde von
unserem dritten ständigen Sonntagsquartier zu bringen. Erst wenn mehr als
zwanzigtausend Mitglieder in der Freien Volksbühne organisiert sein werden —
wer weiss, wie bald das sein wird — werden wir an die Verwirklichung unseres
innigsten Wunsches denken können; an das eigene Heim der Wiener
Freien Volksbühne.
eine
Woche
auf die Vorstellung
Wohnungsänderung
es, dass auf der Beitragsbestä
separate Verständigung ist in