dessen
euten
ittig
ichter)
gaben
dend.
bis
und
ge¬
K.
411
ein Gespräch wird zwischen beiden geführt, worin der
Alte seinen großen Schmerz gegen den zeitlichen
Schmerz des Jünglings aufbietet. Denn dieser
Heinrich ist Künstler und wird vielleicht durch den
Tod der Mutter, die seit Jahren von Siechtum heim¬
gesucht war, die verlorene Produktionsfähigkeit zu¬
rückgewinnen. Um ihn zu befreien, hat die Mutter
sich geopfert. Er weiß es nicht, und soll es nicht
erfahren; aber dem Freunde hat sie in einem letzten
Brief das Geheimnis ihrer Liebe und ihres Sterbens
mitgeteilt. Da bricht im Verlauf des Gespräches
der eifernde Zorn des Alten los, er enthüllt dem
Jüngling die Wahrheit, und er schleudert ihm die
Anklage des erlebenden Menschen wider den, der
fremdes Leben belauscht und fordert, ins Gesicht:
„Was ist denn deine ganze Schreiberei, und wenn
du das größte Genie bist, was ist sie denn gegen so
eine Stunde, so eine lebendige Stunde, in der deine
Mutter hier auf dem Lehnstuhl gesessen ist und zu
uns geredet hat, oder auch geschwiegen — aber da
ist sie gewesen — dal und sie hat gelebt, gelebt!“
Doch der Jüngling findet eine Rechtfertigung. Leise
und stolz sagt er zu dem Trauernden: „Lebendige
Stunden? Sie leben doch nicht länger als der letzte,
der sich ihrer erinnert. Es ist nicht der schlechteste
Beruf, solchen Stunden Dauer zu verleihen, über die
Zeit hinaus.“
Im zweiten Schauspiel, der „Frau mit
dem Dolche“ wird die Illusion aus einer
sanften, wehmutverklärten Herrscherin zur grausamen
Tyrannin. Richt bloß, daß Paulas Gatten, dem
Dichter Gottfried, alle Ereignisse nur Sioff zur Dich¬
tung sind wie dem Maler Remigio der furchtbare
Mord nur Vorwand zum Gemälde: in betörendem
Schauer wird für Paula ihr heißestes Erlebnis, die
Liebe zu Leonhard, ein Phantom, die schattenhafte
Abspiegelung eines früheren Begebnisses. Zusammen¬
hänge werden aufgedeckt, die der auf dem Sofa der
Gemäldegalerie Kauernden den Boden unter den
Füßen wegreißen und sie zur verbrecherischen Trä¬
gerin der Wiederkeyr des Gleichen machen Bor
den. Renaissancebild „Die Frau mit dem Dolche“
Telephon 12.301.
verabreden Paula und Leonhard eine Liebesnacht.
Und danu wird Paula in quälendem Traumgesicht
zu Paoia, der Heldin des Bildes, Gottfried zu Re¬
migio, Leonhard zu Paolas Buhlen Lionardo, den
sie reuig verschmäht, und der dem zurückkehrenden
„SSSERVEN
Remigio höhnend sagt, daß er ihn betrogen habe.
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Um Remigio vor Lionardos Mordstahl zu bewahren,
Ausschnitte und Bibliographie.
stößt Paola diesem den Dolch ins Herz. Wild
überbliekt Remigio den Saal. Er starrt sein Weiß
Wien, I., Concordiaplatz 4.
an, und von der Inspiration ergriffen, banut er die
Vertretungen
Szene auf die Leinwand. Da kommt die levende
eaberin hrbscd, budspest Ghtenge erelnd esisente
Paula von heute wieder zu sich. Sie weiß, was
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
ihr bevorsteht, aber noch taumelnd verheißt sie Leon¬
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
hard die erbettelte Gunst. In dieser Tragödie mit
burg, Toronto.
— die
geschlossenen Augen sind ein Buhnentrick
Gzelilenangabe ohne dewähr.)
blitzschnelle Verwandlung der Bühne —, ein Lebeus¬
mysterium und etwas von dem Kolorit, der rau¬
Ausschnitt aus:
schenden Musik und dem Blutdunst des „Schleiers
der Beatrice“ seltsam und bennruhigend vereinigt.
I5 1. 131: BOHEMIA, PRAG
Im dritten Stück, den „Letzten Masken“,
vom
ist die Illusion aufs neue Siegerin; sie siegt, mi߬
handelt und geschändet. Im Allgemeinen Kranken¬
haus soll der Journalist Rademacher, sterben ein
Theater und Musik.
Bankerotteur des Lebens, der aus Not ein Hand¬
werker des Geistes geworden ist, ein armer Schächer
Sönitzlers, Lebendige Stunden“.
in dessen Schreibtisch herrliche Entwürfe liegen. Ee
erwartet den Besuch eines Jugendgefährten, eines
(Neues deutsches Theater.)
berühmten Dichters, eines kalten Poseurs. Richt
Freundschaftsempfinden wohnt in der raßelnden
Der Schnitzler=Zyklus wird fortgesetzt, und man
Brust des Todgeweihten, sondern bösartiger Haß.
darf dies willkommen heißen; denn es handelt sich
Einmal will er dem Berühmten sagen, daß er ihn
um eine der wenigen Veranstaltungen des beendigten
für einen Tropf und seinen Ruhm für ein Richts
Saisonabschnitts, die Leute von Geschmack inter¬
hält, einmal will er mit ihm einmal abrechnen. Doch
essieren konnten. Die Reihenfolge bestimmt der Zu¬
als der Berühmte kommt, schweigt er, statt zu
fall. Auch hieran trägt die Bühnenpraxis schuld,
fluchen. Aber hier beginnt der Umschlag. Ein
die nur langsame Ergänzung gestattet und die
letzter Anfall erschüttert den armen Schächer. Der
schwersten Aufgaben zurückzustellen zwingt. Aber es
Berühmte wird ihn als Stoff für sein nächstes Buch
ist unzulässig, daß man die vom Dichter selbst ge¬
benutzen. Und auch in einer Rebeufigur wird das
wollte Einheit mißachtet und statt der vier Schau¬
Provlem wiederholt, in einem verfallenen Schau¬
spiele, die der Gesamttitel „Lebendige Stunden“
spieler, einem Pytisiker, der bald ein neues Enga¬
umrahmt, nur drei davon gibt und die „Literatur“
gement zu bekommen hofft und als der Affe des
durch die „Komtesse Mizzi“ verdrängt.
Künstlermenschen die Grimassen des Sterbenden
Die „Lebendigen Stunden“ lassen den
beobachtet.
Reiz von Schnitzlers Form und Weltanschauung so
Jedes der drei Stücke will eine verständnisvolle
fein erkennen, wie außerdem wohl nur der „Grüne
Regie mit dem Talent, ein Milieu zu konstruieren.
Kakadu“ und der „Paracelsus“. Ein Melancholiker
Der Garten in den „Lebendigen Stunden“ muß die
hat sie geschaffen, der in allem verborgenen Sinn
sucht und keines Dinges gewiß ist, einer, dem Traum ttröstende, stille Anmut der Gärten um Böbling
euten
ittig
ichter)
gaben
dend.
bis
und
ge¬
K.
411
ein Gespräch wird zwischen beiden geführt, worin der
Alte seinen großen Schmerz gegen den zeitlichen
Schmerz des Jünglings aufbietet. Denn dieser
Heinrich ist Künstler und wird vielleicht durch den
Tod der Mutter, die seit Jahren von Siechtum heim¬
gesucht war, die verlorene Produktionsfähigkeit zu¬
rückgewinnen. Um ihn zu befreien, hat die Mutter
sich geopfert. Er weiß es nicht, und soll es nicht
erfahren; aber dem Freunde hat sie in einem letzten
Brief das Geheimnis ihrer Liebe und ihres Sterbens
mitgeteilt. Da bricht im Verlauf des Gespräches
der eifernde Zorn des Alten los, er enthüllt dem
Jüngling die Wahrheit, und er schleudert ihm die
Anklage des erlebenden Menschen wider den, der
fremdes Leben belauscht und fordert, ins Gesicht:
„Was ist denn deine ganze Schreiberei, und wenn
du das größte Genie bist, was ist sie denn gegen so
eine Stunde, so eine lebendige Stunde, in der deine
Mutter hier auf dem Lehnstuhl gesessen ist und zu
uns geredet hat, oder auch geschwiegen — aber da
ist sie gewesen — dal und sie hat gelebt, gelebt!“
Doch der Jüngling findet eine Rechtfertigung. Leise
und stolz sagt er zu dem Trauernden: „Lebendige
Stunden? Sie leben doch nicht länger als der letzte,
der sich ihrer erinnert. Es ist nicht der schlechteste
Beruf, solchen Stunden Dauer zu verleihen, über die
Zeit hinaus.“
Im zweiten Schauspiel, der „Frau mit
dem Dolche“ wird die Illusion aus einer
sanften, wehmutverklärten Herrscherin zur grausamen
Tyrannin. Richt bloß, daß Paulas Gatten, dem
Dichter Gottfried, alle Ereignisse nur Sioff zur Dich¬
tung sind wie dem Maler Remigio der furchtbare
Mord nur Vorwand zum Gemälde: in betörendem
Schauer wird für Paula ihr heißestes Erlebnis, die
Liebe zu Leonhard, ein Phantom, die schattenhafte
Abspiegelung eines früheren Begebnisses. Zusammen¬
hänge werden aufgedeckt, die der auf dem Sofa der
Gemäldegalerie Kauernden den Boden unter den
Füßen wegreißen und sie zur verbrecherischen Trä¬
gerin der Wiederkeyr des Gleichen machen Bor
den. Renaissancebild „Die Frau mit dem Dolche“
Telephon 12.301.
verabreden Paula und Leonhard eine Liebesnacht.
Und danu wird Paula in quälendem Traumgesicht
zu Paoia, der Heldin des Bildes, Gottfried zu Re¬
migio, Leonhard zu Paolas Buhlen Lionardo, den
sie reuig verschmäht, und der dem zurückkehrenden
„SSSERVEN
Remigio höhnend sagt, daß er ihn betrogen habe.
1. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Um Remigio vor Lionardos Mordstahl zu bewahren,
Ausschnitte und Bibliographie.
stößt Paola diesem den Dolch ins Herz. Wild
überbliekt Remigio den Saal. Er starrt sein Weiß
Wien, I., Concordiaplatz 4.
an, und von der Inspiration ergriffen, banut er die
Vertretungen
Szene auf die Leinwand. Da kommt die levende
eaberin hrbscd, budspest Ghtenge erelnd esisente
Paula von heute wieder zu sich. Sie weiß, was
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
ihr bevorsteht, aber noch taumelnd verheißt sie Leon¬
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
hard die erbettelte Gunst. In dieser Tragödie mit
burg, Toronto.
— die
geschlossenen Augen sind ein Buhnentrick
Gzelilenangabe ohne dewähr.)
blitzschnelle Verwandlung der Bühne —, ein Lebeus¬
mysterium und etwas von dem Kolorit, der rau¬
Ausschnitt aus:
schenden Musik und dem Blutdunst des „Schleiers
der Beatrice“ seltsam und bennruhigend vereinigt.
I5 1. 131: BOHEMIA, PRAG
Im dritten Stück, den „Letzten Masken“,
vom
ist die Illusion aufs neue Siegerin; sie siegt, mi߬
handelt und geschändet. Im Allgemeinen Kranken¬
haus soll der Journalist Rademacher, sterben ein
Theater und Musik.
Bankerotteur des Lebens, der aus Not ein Hand¬
werker des Geistes geworden ist, ein armer Schächer
Sönitzlers, Lebendige Stunden“.
in dessen Schreibtisch herrliche Entwürfe liegen. Ee
erwartet den Besuch eines Jugendgefährten, eines
(Neues deutsches Theater.)
berühmten Dichters, eines kalten Poseurs. Richt
Freundschaftsempfinden wohnt in der raßelnden
Der Schnitzler=Zyklus wird fortgesetzt, und man
Brust des Todgeweihten, sondern bösartiger Haß.
darf dies willkommen heißen; denn es handelt sich
Einmal will er dem Berühmten sagen, daß er ihn
um eine der wenigen Veranstaltungen des beendigten
für einen Tropf und seinen Ruhm für ein Richts
Saisonabschnitts, die Leute von Geschmack inter¬
hält, einmal will er mit ihm einmal abrechnen. Doch
essieren konnten. Die Reihenfolge bestimmt der Zu¬
als der Berühmte kommt, schweigt er, statt zu
fall. Auch hieran trägt die Bühnenpraxis schuld,
fluchen. Aber hier beginnt der Umschlag. Ein
die nur langsame Ergänzung gestattet und die
letzter Anfall erschüttert den armen Schächer. Der
schwersten Aufgaben zurückzustellen zwingt. Aber es
Berühmte wird ihn als Stoff für sein nächstes Buch
ist unzulässig, daß man die vom Dichter selbst ge¬
benutzen. Und auch in einer Rebeufigur wird das
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Provlem wiederholt, in einem verfallenen Schau¬
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umrahmt, nur drei davon gibt und die „Literatur“
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Künstlermenschen die Grimassen des Sterbenden
Die „Lebendigen Stunden“ lassen den
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Reiz von Schnitzlers Form und Weltanschauung so
Jedes der drei Stücke will eine verständnisvolle
fein erkennen, wie außerdem wohl nur der „Grüne
Regie mit dem Talent, ein Milieu zu konstruieren.
Kakadu“ und der „Paracelsus“. Ein Melancholiker
Der Garten in den „Lebendigen Stunden“ muß die
hat sie geschaffen, der in allem verborgenen Sinn
sucht und keines Dinges gewiß ist, einer, dem Traum ttröstende, stille Anmut der Gärten um Böbling