16.1. Lebendige Stunden zuklus bos 21/5
Mean
Siechmd.
in der letzten Stunde seines Lebens an ihm zu nehmen.
Vom Stadttheater.
Der Dichter erscheint, aber zu dem stürmischen Auftritt
Oese
kommt es nicht, die Erinnerung an die einst geliebte Frau
Drei Noviläten“
entwaffnet den sterbenden Journakisten; milde gestimmt,
247
„Die letzten Masken.“
sagt er dem früheren Freunde, er wollte ihn nur noch ein¬
mal sehen. Darauf verabschiedet er ihn mit einem Hände¬
Donnerstag abends kamen an unserer Bühne drei
druck. Dem letzten, denn bald darauf hat er das Zeitliche
Einakter, für Mähr.=Ostrau durchwegs Novitäten, zur Auf¬
führung. Den Anfang machte Schnitzlers Schauspiel „Die gesegnet. Neben dem alten Journalisten wirkt als Kon¬
letzten Masken“, das, wie alle Schnitzler'schen Werke, sehr trast ein junger, ebenfalls totkranker Schauspieler, der
fein durchgearbeitet und tre##
et ist. Ob aber sich mit der Hoffnung trägt, daß er bald genesen und wie¬
das sogenannte Feiertagspüblikum imstande war, sich in der auftreten werde. Als er aber den Sterbenden, mit dem
den Gedankengang eines Schnitzler hineinzufinden, mag ser im Spital innige Freunbschaft geschlossen, hinsinken#
195
dahin gestellt bleiben. Denn Schnitzler zwingt hier den Zu= sieht, da wird er des seiner harrenden Geschickes gewahr und
schauer zum Denken, er verschweigt mehr, als er sagt und starrt entsetzt dem Toten in das bleiche Angesicht, während
man muß zwischen den Zeilen lesen können. Das ist aber der Vorhang fällt. Eine feine, echt Schnitzler'sche
etwas, was man dem großen Publikum nicht zutrauen Pointe, aber sie blieb unverstanden. Den Journalisten
kann. Kommt noch bazu, daß das Stück in einem düsteren gab Herr Baumann sehr gut, resigniert und doch er¬
Milien spielt und eine andere als die vom Zuschauer greisenb, auch Herr Teubler bot in der Rolle des kran¬
isch erwartete Lösung bringt, dann wird man sich aller= ten Schauspielers eine schöne Leistung, aber sein zu stark
bings nicht wundern, daß der Einakter eine so kühle Auf= sforziertes Husten machte ihn zumeist unverständlich,—
nahme fänd und daß sich nur ein sehr schwacher Beifall
D
kunbgab, der vielleicht auch gar noch nur den Hauptdar¬
stellern und nicht dem Autor galt. Die Handlung spielt
im Wiener Allgemeinen Krankenhause. Ein alter Journa¬
list, der sich in Not und Elend kümmerlich durchs Leben
geschlagen hatte, liegt hier krank und fühlt sein Ende
nahen. Vorher aber möchte er noch einmal mit seinem
gewesenen Freunde, dem berühmten Dichter Weihgeist, ab¬
grechnen, der ihm bitteres Leid in seinem Leben zugefügt
hatte. Auf sein Drängen bringt der Arzt den Dichter
zu ihm und der alte Journalist bereitet sich schon vor,
dem Dichter einen heftigen Auftritt zu bereiten und Rache
Mean
Siechmd.
in der letzten Stunde seines Lebens an ihm zu nehmen.
Vom Stadttheater.
Der Dichter erscheint, aber zu dem stürmischen Auftritt
Oese
kommt es nicht, die Erinnerung an die einst geliebte Frau
Drei Noviläten“
entwaffnet den sterbenden Journakisten; milde gestimmt,
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„Die letzten Masken.“
sagt er dem früheren Freunde, er wollte ihn nur noch ein¬
mal sehen. Darauf verabschiedet er ihn mit einem Hände¬
Donnerstag abends kamen an unserer Bühne drei
druck. Dem letzten, denn bald darauf hat er das Zeitliche
Einakter, für Mähr.=Ostrau durchwegs Novitäten, zur Auf¬
führung. Den Anfang machte Schnitzlers Schauspiel „Die gesegnet. Neben dem alten Journalisten wirkt als Kon¬
letzten Masken“, das, wie alle Schnitzler'schen Werke, sehr trast ein junger, ebenfalls totkranker Schauspieler, der
fein durchgearbeitet und tre##
et ist. Ob aber sich mit der Hoffnung trägt, daß er bald genesen und wie¬
das sogenannte Feiertagspüblikum imstande war, sich in der auftreten werde. Als er aber den Sterbenden, mit dem
den Gedankengang eines Schnitzler hineinzufinden, mag ser im Spital innige Freunbschaft geschlossen, hinsinken#
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dahin gestellt bleiben. Denn Schnitzler zwingt hier den Zu= sieht, da wird er des seiner harrenden Geschickes gewahr und
schauer zum Denken, er verschweigt mehr, als er sagt und starrt entsetzt dem Toten in das bleiche Angesicht, während
man muß zwischen den Zeilen lesen können. Das ist aber der Vorhang fällt. Eine feine, echt Schnitzler'sche
etwas, was man dem großen Publikum nicht zutrauen Pointe, aber sie blieb unverstanden. Den Journalisten
kann. Kommt noch bazu, daß das Stück in einem düsteren gab Herr Baumann sehr gut, resigniert und doch er¬
Milien spielt und eine andere als die vom Zuschauer greisenb, auch Herr Teubler bot in der Rolle des kran¬
isch erwartete Lösung bringt, dann wird man sich aller= ten Schauspielers eine schöne Leistung, aber sein zu stark
bings nicht wundern, daß der Einakter eine so kühle Auf= sforziertes Husten machte ihn zumeist unverständlich,—
nahme fänd und daß sich nur ein sehr schwacher Beifall
D
kunbgab, der vielleicht auch gar noch nur den Hauptdar¬
stellern und nicht dem Autor galt. Die Handlung spielt
im Wiener Allgemeinen Krankenhause. Ein alter Journa¬
list, der sich in Not und Elend kümmerlich durchs Leben
geschlagen hatte, liegt hier krank und fühlt sein Ende
nahen. Vorher aber möchte er noch einmal mit seinem
gewesenen Freunde, dem berühmten Dichter Weihgeist, ab¬
grechnen, der ihm bitteres Leid in seinem Leben zugefügt
hatte. Auf sein Drängen bringt der Arzt den Dichter
zu ihm und der alte Journalist bereitet sich schon vor,
dem Dichter einen heftigen Auftritt zu bereiten und Rache