II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 682

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16.1. Lebendige Stunden zyklus
Konien, damit einer etwaigen Beeinflussung der
Kabinet Sagasta in die schwierige Lage, aus welcher
Kohlenversorgung der Flotte durch Ausstände vorgebeugt
werde. Ein bürgerliches Geschäftshaus würde in Konkurs] bis zur Stunde noch kein Ausweg gefunden ist.
gerathen wenn es verwaltet würde wie das Heer und die
Pauline ist somsagen ein Medium der Präexistenztheorie,
rich's Mutter hat sich, um den Sohn von der sein künstlerisches
fern sie unter der Vorstellung leidet,dieses oder jenes Geschehniß
Streben behindernden Sorge um sie zu befreien, selber den
Stadt=Theater.
schon einmal erlebt zu haben und somit in einem seltsamen
Morphiumtod gegeben und hiervon dem alten Beamten durch
Wechsel zwischen realer Gegenwart und traumhafter Erinte¬
den“ von Arthur Schnitzler.
ein Schreiben Kenntniß gegeben, das Hausdorfer gegen der
rung dahingeht; ein Zustand, den Fräulein Toran zu vollende¬
r zu den Leuten, die des Glaubens
Willen der Todten deren Sohn aushändigt. Letzterer, im Ge¬
ter Wahrscheinlichkeit zu gestalten wußte. Pauline ist von ihrem
Drama bestimmt sei: aber ich gebe
fühl, der Mörder seiner Mutter zu sein, wird, um sich von
Gatten, einem Dichter, betrogen und nicht nur das, sondern auch
die neuere Zeit an Theater=Literatur
demselben frei zu machen, vor die Alternative gedrängt, sich
obendrein kompromittirt, sofern der Mann sein Liebesverhält¬
ßt, schwer ist, diese Ueberzeugung auf¬
selber zu tödten oder aber durch seine Arbeit sich des Opfers
niß zum Gegenstand eines Schauspiels gemacht hat, das mit
im Sonnabend hat der Jungwiener
würdig zu machen, das ihm die Mutter gebracht. Er entscheidet
großem Erfolg aufgeführt wurde. Am Tage nach der Vor¬
daran gerüttelt: denn die Stimmen,
sich für das letztere; um so leichter, als er sich mit seinem
stellung trifft Pauline in der Bildergalerie mit einem jungen
Der „modernen dramatischen Richtung“
Schmerz in die Kunst hinauszuretten vermaa. die nach seiner
Anbeter zusammen, der sie unter Hinweis auf das frivole Han¬
nrecht; was Schnitzler in seiner Kol¬
Weltanschauung zu fühnen im Stande ist, was das Leben ver¬
deln des Gatten mit der Bitte sein eigen zu sein, bestürmt.
bietet, ist — von dem letzten Stück
schuldet. Im schroffen Gegensatz dazu steht die Meinung
Sie versagt heftig „aber der Anblick des Bildes eines alten
berhaupt kein Drama, sondern eine
Hausdorfer's der ein paar „lebendige Stunden“, deren die
Florentiner Malers „Die Frau mit dem Dolche“ wendet ihren
r der Autor den gemeinsamen Ober¬
Verstorbene sich freuen durfte weit höher veranschlagt als alles
Entschluß. Jenes Bild sieht ihr sprechend äbnlich, und plötz¬
genau so wie es unsere Novellisten
Leben und Schaffen in der Kunst. Mit diesem unausgegliche¬
ilch versinkt sie in ihre traumhafte Erinnerung; sie durchlebt den
chen pflegen, nach dem Titel der an
nen, schneidenden Gegensatz schließt der das Stück ausmachende
Flo¬
Vorgang, der Anlaß für das Bild gewesen: die Frau des
hlung verliehen hat. Allerdings läßt
Dialog, den lebendig zu erhalten sich Herr Christoph und
rentiner Malers Remigio hat den abwesenden Gatten betr
kt konstruiren, von dem aus sich die
Herr Kroneck die redlichste Mühe gaben.
erdolcht aber den Liebhaber unter den Augen des Heimgekei
er Einakter wenigstens äußerlich er¬
Schnitzler hat gewußt, was er that, wenn er seine vier Ein¬
der den Vorgang sofort im Bild verewigt. Dieses in jamb
in jedem derselben um eine Reibung
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akter, deren Reihenfolge, wie gesagt, aus Rücksichten auf den
Rede und altflorentiner Kostümen abgespielte Traumdrar
i handelt; aber dieser Faden ist doch
Inhalt nicht begründet ist, so ordnete, wie sie sich vor den
sieht der Zuschauer auf der Bühne als Zwischenspiel, nach dessen
und von einem Zusammenschluß der
Augen des Zuschauers abspielen Denn daß die Qualität der
Beendigung Pauline wieder mit dem Anbeter Leonhard sich
daß sie einen einheitlichen Gedanken
Stücke und mit ihr das Interesse des Publikums sich bis zum
allein in der Bildergalerie befindet. Der Schluß des psycho¬
nde Kette von solchen ausprägten, ist
Schluß des Theaterabends steigern, ist keine Frage; und wollte
logischen Vorganges in Paulinen's Seele ist ein entschiedenes:
uß sie nehmen als das was sie sind:
ich ihrer an dieser Stelle nach dem Grad ihres literarischen
Ich komme! Der Zuschauer weiß daß sie ihr Versprechen er¬
n, in deren Erzählung auf der Bühne
Werthes gedenken, so hätte ich von hinten beainnen müssen
füllen wird, aber ob mit dem Dolche oder obne ihn, das zu en¬
als Meister bewährt.
auf Kosten der Chronologie der Aufführung und der Courtoisie
scheiden bleibt seiner Phantasie überlassen. Jedenfalls sind die
t zu sagen langweilig, wirkt nur das
gegen die Benefiziantin Fräulein Toran, die nur in dem
Situationen im dem Fflorentiner Drama und in Frau Pau¬
ich nicht einmal um eine abgerundete
zweiten Einakter „Die Frau mit dem Dolche“ auftrat
linen's Roman einander nicht kongruent, sondern mehr symme¬
ne abgerissene Skizze handelt, deren
und somit an ihrem Ehrenabend non multa, sed multum,
trisch; hier hat die Gattin dem Gatten nicht wie dort, Genug¬
icht über den gänzlichen Mangel an
und zwar im vollen Sinne des Wortes, brachte, sodaß der
thuung zu geben, sondern sie fühlt das Bedürfniß, sich zu rächen
Das Thema vom Gegensatz zwischen
nach Schluß des Stückes immer von Neuem einsetzende stürmi¬
durch Betrug für Betrug. Freilich schließt eine Natur, wie
er am relativ vertieftesten abgehandelt;
sche Beifall ebenso wohlverdient war wie die kostbaren Blumen¬
Pauline sie öffenbart, nicht aus, daß das der Rache geleistete
Empfindung, daß man hier lieber lesen
spenden, die man der Künstlerin auf die Bühne reichte. Die
Opfer an Ehre die Betrügende psychologisch zwingen wird. das
tragische Ereigniß, um das sich der
Bühnennovelle, in die ein kurzes, aber reelles Drama einge¬
Mittel der Rache, den Mithelfer am Betrug, aus dem #
en dem alten Anton Hausdorfer, dem
kunst, und dem jugendlichen Künstier schachtelt ist, wird durch einen mystisch-romantischen Zug be¬
dem Aufgehen des Vorhanges. Hein= wegt, der sich, genau besehen, ziemlich bizarr ausnimmt. Frau zu räumen. Das Stuck. an dessen Gelingen Derr Sladecal