16.4. Literatur box 22/3
enseieemaentachtertach
Triumph erlebt sie ja bald genug, wenn sie im Theater=; an etwas außer ihm. Und nun kommt der Tod, uner¬
ankleideraum im kurz geschürzten, verführerischen Bal¬
wartet, unerwünscht, aber unvertreibbar. Doch aus dem
Feuilleton. 7/42 ½
letteusenkostüm ihm den Absagekrief an seine Braut in die
Feinde wird ein Freund. In seinem Spiegel entdeckt
Feder diktiert. Das wan im Spiel der Eysoldt von einer
sich der junge Mann als einen Toren, der am Herrlich¬
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dämonischen Gewalt. Wie das Diktat fertig, der Brief
sten im Leben vorbeigegangen; der gar nicht erfahren,
Theater.
kouvertiert ist, da blickt sie zu Schön hinüber, den Kopf
was Leben eigentlich ist; der die köstlichsten Schätze der
Pfauentheater: Gastspiel Eysoldi (26.
auf den Tisch gelegt, das rotbraune Haar vom Schein
Liebe und der Freundschaft vergendet, weil nicht ge¬
Juni). — Hofmannsthal, Wilde, Schun
##r=Lampe übergossen —, und man erschauert bei diesem
würdigt hat. „Du Tor! du schlimmer Tor, ich will
(28. Juni).
Blick: der ruchloseste Triumph liegt darin. Es ist restloses
dich lehren, das Leben, eh du's endest, einmal ehren“:
T. Letzten Samstag erschien nochmals Gertrud Ey¬
Ausschöpfen eines zum Typus gesteigerten Charakters.
und nun ruft der Tod mit seinen Geigenklängen die
Von den drei Gastspielabenden Frau Eysoldts wird
soldt vom Deutschen Theater in Berlin auf unserer
Mutter, eine Jugendgeliebte, einen Jugendfreund Clau¬
dieser dritte vom 26. Juni vielleicht doch der eindruck¬
Pfauentheaterbühne. Sie verkörperte die Lulu in We¬
dios herbei; und aus den Worten dieser Abgeschiedenen
samste bleiben. Wir hoffen bestimmt, die große Künst¬
kinds „Erdgeist“. Daß wir dieses Stück im Wedekind¬
entschleiert sich dem Todgeweihten das Geheimnis des
lerin im nächsten Winter hier wieder begrüßen zu können.
Gastspiel vor kurzem erst gesehen haben, mag den Besuch
Lebens: die Hingabe des eigenen Ich. Aber aus dieser
der Vorstellung ungünstig beeinflußt haben. Man darf
bittern Offenbarung der letzten Stunde quillt ihm noch ein
Herr Artur Ehrens hatte sich zur Abschiedsvor¬
das aufs lebhafteste bedauern: wie die Eysoldt die Lulu,
süßes Glück: „Erst da ich sterbe, spür' ich, daß ich bin“.
das Weib mit den Dirneninstinkten und der mörderischen
stellung drei Einakter von literarischem Werte gewählt.
Das verklärt ihm den Tod.
Macht über den Mann, hinstellt, das ist von einer wahr¬
Der erste freilich ist nichts anderes als eine lyrische
Ein langer Monolog, unterbrochen von den Worten
haft unheimlichen Genialität. Die Ausdrucksbeweglich¬
Szene, die der Bühne eigentlich nicht bedarf, in der das
des Todes, der Mutter, der Geliebten, des Freundes;
keit und der Aufschlußreichtum ihres Gamingesichts ist
Wort mehr ist als die Aktion, die innere Anschauung
von irgendwelcher dramatischen Spannung kaum eine
bewundernswert. Was der Mund nicht sagt, sagt das
mehr als die äußere Sichtbarmachung, die Seele mehr
Spur; lauter gedankenvolle, stimmungsreiche Lyrik, von
als die Gebärde. Wir reden von Hugo von Hofmanns¬
Auge, das in den länglich geschlitzten Augenlidern so
feiner Dichterhand in klingende Verse geformt. Man
thals Dichtung „Der Tor und der Tod“ Der
tückisch lauernd sitzt; sagt der Mund mit den nervösen
müßte dieses Dichterwort restlos verstehen. In unserer
Neunzehnjährige hat sie 1893 geschrieben. Es ist doch
Lippen und allen Kurvaturen der Lockung, Verheißung,
Aufführung haben nicht alle dieser Anforderung genügt.
gut, wenn man das weiß. Die Konfession des Aestheten
Verachtung. Und die Sprache hat Biegungen und Nü¬
Leise und verständlich sprechen ist ein schweres Kunst¬
ist ihr Inhalt, des egoistisch und kühl Genießeuden, der
ancen und Akzente von unbedingter Treffsicherheit. Vor
stück, aber kein unmögliches. Das szenische Bild schöpfte
den Bereich der geistigen und sinnlichen Lust mit wachen
allem unvergeßlich, wie Lulu(=Eysoldt) auf einmal wie
die Stimmung nicht untadelig aus; das Studierzimmer
Augen, delikatem Verstehen, künstlerischem Kosten um¬
ein verwöhntes kleines Mädchen in hohen Tönen mit
eines Aestheten denkt man sich doch etwas anders. Herr
schreitet, niemals aber in sein Zentrum dringt, weil es
einer wundervoll gespielten Naivetät zu piepsen anfängt;
Nowotny sah als fidelnder Tod mit Rosen im Haar
ihm überhaupt nirg#abs um ein Letztes zu tun ist, das
wenn sie z. B. im 3. Akt leicht hinwirft: Der Graf will
sehr gut aus und sprach sehr deutlich, was auch für
mich nach Afrika mitnehmen —; als wäre dies Lulu
Vorletzte ihm vollauf genügt. „Hab' mich niemals
Herrn Kaase im vollsten Maße zutrifft; die Worte des
ganz gleichgiltig, und doch weiß sie daß dieses Wort daran verloren“ — an das Menschenleben. Keine tiefe
toten Freundes klangen in seinem Munde überaus ein¬
den Dr. Schön wie ein Dolchstoß treffen wird. Und den Leidenschaft, kein heißer Schmerz, keine volle Hingabe dringlich. Leise und sein ging Frau Maria Vera als!
enseieemaentachtertach
Triumph erlebt sie ja bald genug, wenn sie im Theater=; an etwas außer ihm. Und nun kommt der Tod, uner¬
ankleideraum im kurz geschürzten, verführerischen Bal¬
wartet, unerwünscht, aber unvertreibbar. Doch aus dem
Feuilleton. 7/42 ½
letteusenkostüm ihm den Absagekrief an seine Braut in die
Feinde wird ein Freund. In seinem Spiegel entdeckt
Feder diktiert. Das wan im Spiel der Eysoldt von einer
sich der junge Mann als einen Toren, der am Herrlich¬
657
dämonischen Gewalt. Wie das Diktat fertig, der Brief
sten im Leben vorbeigegangen; der gar nicht erfahren,
Theater.
kouvertiert ist, da blickt sie zu Schön hinüber, den Kopf
was Leben eigentlich ist; der die köstlichsten Schätze der
Pfauentheater: Gastspiel Eysoldi (26.
auf den Tisch gelegt, das rotbraune Haar vom Schein
Liebe und der Freundschaft vergendet, weil nicht ge¬
Juni). — Hofmannsthal, Wilde, Schun
##r=Lampe übergossen —, und man erschauert bei diesem
würdigt hat. „Du Tor! du schlimmer Tor, ich will
(28. Juni).
Blick: der ruchloseste Triumph liegt darin. Es ist restloses
dich lehren, das Leben, eh du's endest, einmal ehren“:
T. Letzten Samstag erschien nochmals Gertrud Ey¬
Ausschöpfen eines zum Typus gesteigerten Charakters.
und nun ruft der Tod mit seinen Geigenklängen die
Von den drei Gastspielabenden Frau Eysoldts wird
soldt vom Deutschen Theater in Berlin auf unserer
Mutter, eine Jugendgeliebte, einen Jugendfreund Clau¬
dieser dritte vom 26. Juni vielleicht doch der eindruck¬
Pfauentheaterbühne. Sie verkörperte die Lulu in We¬
dios herbei; und aus den Worten dieser Abgeschiedenen
samste bleiben. Wir hoffen bestimmt, die große Künst¬
kinds „Erdgeist“. Daß wir dieses Stück im Wedekind¬
entschleiert sich dem Todgeweihten das Geheimnis des
lerin im nächsten Winter hier wieder begrüßen zu können.
Gastspiel vor kurzem erst gesehen haben, mag den Besuch
Lebens: die Hingabe des eigenen Ich. Aber aus dieser
der Vorstellung ungünstig beeinflußt haben. Man darf
bittern Offenbarung der letzten Stunde quillt ihm noch ein
Herr Artur Ehrens hatte sich zur Abschiedsvor¬
das aufs lebhafteste bedauern: wie die Eysoldt die Lulu,
süßes Glück: „Erst da ich sterbe, spür' ich, daß ich bin“.
das Weib mit den Dirneninstinkten und der mörderischen
stellung drei Einakter von literarischem Werte gewählt.
Das verklärt ihm den Tod.
Macht über den Mann, hinstellt, das ist von einer wahr¬
Der erste freilich ist nichts anderes als eine lyrische
Ein langer Monolog, unterbrochen von den Worten
haft unheimlichen Genialität. Die Ausdrucksbeweglich¬
Szene, die der Bühne eigentlich nicht bedarf, in der das
des Todes, der Mutter, der Geliebten, des Freundes;
keit und der Aufschlußreichtum ihres Gamingesichts ist
Wort mehr ist als die Aktion, die innere Anschauung
von irgendwelcher dramatischen Spannung kaum eine
bewundernswert. Was der Mund nicht sagt, sagt das
mehr als die äußere Sichtbarmachung, die Seele mehr
Spur; lauter gedankenvolle, stimmungsreiche Lyrik, von
als die Gebärde. Wir reden von Hugo von Hofmanns¬
Auge, das in den länglich geschlitzten Augenlidern so
feiner Dichterhand in klingende Verse geformt. Man
thals Dichtung „Der Tor und der Tod“ Der
tückisch lauernd sitzt; sagt der Mund mit den nervösen
müßte dieses Dichterwort restlos verstehen. In unserer
Neunzehnjährige hat sie 1893 geschrieben. Es ist doch
Lippen und allen Kurvaturen der Lockung, Verheißung,
Aufführung haben nicht alle dieser Anforderung genügt.
gut, wenn man das weiß. Die Konfession des Aestheten
Verachtung. Und die Sprache hat Biegungen und Nü¬
Leise und verständlich sprechen ist ein schweres Kunst¬
ist ihr Inhalt, des egoistisch und kühl Genießeuden, der
ancen und Akzente von unbedingter Treffsicherheit. Vor
stück, aber kein unmögliches. Das szenische Bild schöpfte
den Bereich der geistigen und sinnlichen Lust mit wachen
allem unvergeßlich, wie Lulu(=Eysoldt) auf einmal wie
die Stimmung nicht untadelig aus; das Studierzimmer
Augen, delikatem Verstehen, künstlerischem Kosten um¬
ein verwöhntes kleines Mädchen in hohen Tönen mit
eines Aestheten denkt man sich doch etwas anders. Herr
schreitet, niemals aber in sein Zentrum dringt, weil es
einer wundervoll gespielten Naivetät zu piepsen anfängt;
Nowotny sah als fidelnder Tod mit Rosen im Haar
ihm überhaupt nirg#abs um ein Letztes zu tun ist, das
wenn sie z. B. im 3. Akt leicht hinwirft: Der Graf will
sehr gut aus und sprach sehr deutlich, was auch für
mich nach Afrika mitnehmen —; als wäre dies Lulu
Vorletzte ihm vollauf genügt. „Hab' mich niemals
Herrn Kaase im vollsten Maße zutrifft; die Worte des
ganz gleichgiltig, und doch weiß sie daß dieses Wort daran verloren“ — an das Menschenleben. Keine tiefe
toten Freundes klangen in seinem Munde überaus ein¬
den Dr. Schön wie ein Dolchstoß treffen wird. Und den Leidenschaft, kein heißer Schmerz, keine volle Hingabe dringlich. Leise und sein ging Frau Maria Vera als!