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16.4. Literatur
ntags-Reu
Wien
Ue
G. #
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9-TER. 1010
linds „Kammersänger“ besitzt: Geist, Witz, Situa= blinden Idioten deutlich machen will. Courtelines
tionskomik, Personencharakteristik, und sie obendrein
Possen sind nicht von dieser Art; ihnen geschieht kein
entieton.
bescheidentlich als „Szenenreihe“ zu bezeichnen, wenn
Unrecht, wenn man den ganzen Text wegstreicht und
die Hauptsache fehlt: die dramatische Handlung.
sie als Pantomime aufführt, wie es jetzt in den Kino¬
Burgtheater
Ungeduld ist nicht Spannung. Eine Karyatidenreihe buden Mode ist. In Schiteteratur“
hrung der drei kleinen Stücke, mit
ist kein Bauwerk. Es war ästhetisch wertvoll, das so vermißten wir Herrn Korff als Baron Elemens Herr
theater am 31. des vorigen Monats
schlagend demonstriert zu sehen, trotz aller Fein= Treßler hatte sich zwar überraschend schnell aus
t diesjährigen Premieren=Abende er¬
heit der Dichtung und aller Güte der Darstellung dem ungeschlachten Boubonroche in dessen komplettes
genheit zu einigen Bemerkungen, die
durch Herrn Reimers, Herrn Straßni und Frau Gegenteil verwandelt und sah aus, wie Herr Korff
krt erscheinen ließen, auf jenen Abend
Kallina. Die dramaturgische Lektion wurde ver= in einer seiner besten Kavalierrollen. Aber er blieb
umen. Die geringste Wirkung übte
schärft durch den glatten Erfolg von „Boubon= doch Herr Treßler, das heißt der vorzügliche Darsteller
Kammersänger“ aus folgenden
froche“, der nichts bietet, als uralte abgedroschene stark gewürzter und gepfefferter Charakterfiguren,
Die Spieldauer des Einakters be¬
Charaktere und Situationen, worüber schon die Grie“ auf dessen Wege diese fein abgestimmte Aristokraten¬
de. Nun besteht aber das Hauptmotiv
chen und Römer, vielleicht auch schon die Aegyp¬
gestalt mit ihrem müden, platten Wesen nicht liegt.
kihe darin, daß der Held bis zum
ter und Babylonier, gelacht haben, außerdem aber
Non onmia possumus omnes, und wer einen schnei¬
Handlung: das ganze eine kleine Albernheit, die jedoch,
ges nach Brüssel, von Anfang gerech¬
digen Husarenleutnant zum allgemeinen Entzücken
rtel Stunde Zeit hat. Eine Theater¬
flott aufgeführt, willig hingenommen wurde. Man hinstellt, kann an dem maßvoll einfachen Wesen eines
sah hier, welche Freude die Schauspieler selbst an sol= eleganten Herrenreiters versagen, obwohl der eine
rf jedoch nicht länger währen, als
Minuten, drei Viertelstunden somit
chen literarischen Nichtigkeiten haben, die ihnen Ge= wie der andere Baron ist. Ueberzeugend gab Herr
eine halbe Stunde. Die Aufführung
legenheit geben, recht viel eigenes hinzuzufügen und Heine den schmierigen, feigen Literaten Gilbert und
au doppelt so lange, als sie nach un= ein Ding, das ohne sie weder stehen noch gehen kann,
Fräulein Marberg die geborene Hetäre, die das
gen dauern dürfte. Es ist merkwürdig,
auf die Beine zu stellen und laufen zu lassen. Diese Frauenschriftstellertum als Sprungbrett benützt, bald
lähmend das wirkt! Der Kammer= Genugtuung leisteten sich in bemerkenswertem Ma߬
zu einem Kopfsprung in den Sumpf des Konkubi¬
ar die Uhr in der Hand, aber zu= Herr Treßler als rührend gutmütiger Dickwanst
nates, bald zu einem Salto in eine aristokratische
rmon nach den andern, so daß man und Dummkopf Boubouroche und Herr von Zeska
Ehe. Diese Kleinigkeit gehört zu Schnitzlers besten
Sachen. Nächstens werden wir Gelegenheit haben, sei¬
d rettend beispringen möchte. Es ist in der ganz leeren Rolle des Kastenhäftlings André.
ißlich, die Ungeduld des Publikums Schauspielerei ist im allgemeinen ein derbes Metierinen „Einsamen Weg“ im Burgtheater zu betreten
Ener nützt es einem Autor auf dem und vergröbert echte, seine Poesie oft unleidlich, in= und uns wieder einmal näher mit diesem Wiener Dra¬
hts, eine dramatisch formulierte Dich=dem sie deren Sinn und Absicht bis auf einen hal=matiker zu beschäftigen.
M. H.
1Vorzügen auszustatten, die Wede=ben Kilometer Distanz einem schwerhörigen und halb¬
16.4. Literatur
ntags-Reu
Wien
Ue
G. #
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9-TER. 1010
linds „Kammersänger“ besitzt: Geist, Witz, Situa= blinden Idioten deutlich machen will. Courtelines
tionskomik, Personencharakteristik, und sie obendrein
Possen sind nicht von dieser Art; ihnen geschieht kein
entieton.
bescheidentlich als „Szenenreihe“ zu bezeichnen, wenn
Unrecht, wenn man den ganzen Text wegstreicht und
die Hauptsache fehlt: die dramatische Handlung.
sie als Pantomime aufführt, wie es jetzt in den Kino¬
Burgtheater
Ungeduld ist nicht Spannung. Eine Karyatidenreihe buden Mode ist. In Schiteteratur“
hrung der drei kleinen Stücke, mit
ist kein Bauwerk. Es war ästhetisch wertvoll, das so vermißten wir Herrn Korff als Baron Elemens Herr
theater am 31. des vorigen Monats
schlagend demonstriert zu sehen, trotz aller Fein= Treßler hatte sich zwar überraschend schnell aus
t diesjährigen Premieren=Abende er¬
heit der Dichtung und aller Güte der Darstellung dem ungeschlachten Boubonroche in dessen komplettes
genheit zu einigen Bemerkungen, die
durch Herrn Reimers, Herrn Straßni und Frau Gegenteil verwandelt und sah aus, wie Herr Korff
krt erscheinen ließen, auf jenen Abend
Kallina. Die dramaturgische Lektion wurde ver= in einer seiner besten Kavalierrollen. Aber er blieb
umen. Die geringste Wirkung übte
schärft durch den glatten Erfolg von „Boubon= doch Herr Treßler, das heißt der vorzügliche Darsteller
Kammersänger“ aus folgenden
froche“, der nichts bietet, als uralte abgedroschene stark gewürzter und gepfefferter Charakterfiguren,
Die Spieldauer des Einakters be¬
Charaktere und Situationen, worüber schon die Grie“ auf dessen Wege diese fein abgestimmte Aristokraten¬
de. Nun besteht aber das Hauptmotiv
chen und Römer, vielleicht auch schon die Aegyp¬
gestalt mit ihrem müden, platten Wesen nicht liegt.
kihe darin, daß der Held bis zum
ter und Babylonier, gelacht haben, außerdem aber
Non onmia possumus omnes, und wer einen schnei¬
Handlung: das ganze eine kleine Albernheit, die jedoch,
ges nach Brüssel, von Anfang gerech¬
digen Husarenleutnant zum allgemeinen Entzücken
rtel Stunde Zeit hat. Eine Theater¬
flott aufgeführt, willig hingenommen wurde. Man hinstellt, kann an dem maßvoll einfachen Wesen eines
sah hier, welche Freude die Schauspieler selbst an sol= eleganten Herrenreiters versagen, obwohl der eine
rf jedoch nicht länger währen, als
Minuten, drei Viertelstunden somit
chen literarischen Nichtigkeiten haben, die ihnen Ge= wie der andere Baron ist. Ueberzeugend gab Herr
eine halbe Stunde. Die Aufführung
legenheit geben, recht viel eigenes hinzuzufügen und Heine den schmierigen, feigen Literaten Gilbert und
au doppelt so lange, als sie nach un= ein Ding, das ohne sie weder stehen noch gehen kann,
Fräulein Marberg die geborene Hetäre, die das
gen dauern dürfte. Es ist merkwürdig,
auf die Beine zu stellen und laufen zu lassen. Diese Frauenschriftstellertum als Sprungbrett benützt, bald
lähmend das wirkt! Der Kammer= Genugtuung leisteten sich in bemerkenswertem Ma߬
zu einem Kopfsprung in den Sumpf des Konkubi¬
ar die Uhr in der Hand, aber zu= Herr Treßler als rührend gutmütiger Dickwanst
nates, bald zu einem Salto in eine aristokratische
rmon nach den andern, so daß man und Dummkopf Boubouroche und Herr von Zeska
Ehe. Diese Kleinigkeit gehört zu Schnitzlers besten
Sachen. Nächstens werden wir Gelegenheit haben, sei¬
d rettend beispringen möchte. Es ist in der ganz leeren Rolle des Kastenhäftlings André.
ißlich, die Ungeduld des Publikums Schauspielerei ist im allgemeinen ein derbes Metierinen „Einsamen Weg“ im Burgtheater zu betreten
Ener nützt es einem Autor auf dem und vergröbert echte, seine Poesie oft unleidlich, in= und uns wieder einmal näher mit diesem Wiener Dra¬
hts, eine dramatisch formulierte Dich=dem sie deren Sinn und Absicht bis auf einen hal=matiker zu beschäftigen.
M. H.
1Vorzügen auszustatten, die Wede=ben Kilometer Distanz einem schwerhörigen und halb¬