II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 154

14. Der Schleien der heatrice
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Ausschnitt aus:
Neues Viener Journal
vom 7. (000
114.
Theater und Kunst.
Schuitzler's „Der Schleier der Beatriee“.
Ueber die Erstaufführung von Schnitzler's
„Der Schleier der Beatrice“ in Breslau
wird uns von dort telegraphirt: Das Stück spielt in dem
belagerten Bologna, Anfangs des 16. Jahrhunderts. Francesco
verheiratet an den Jüngling Vittorino seine Schwester Beatrice,
die frühere Geliebte des Dichters Filippo. Auf dem Hochzeitsweg
begegnet ihnen der Herzog Bertivoglio. Er will sie keck mitnehmen.
Sie ist bereit ihm anzugehören, wenn er sie zu seiner Gattin
machen will. Er ist im ersten Augenblick von dieser Zumuthung
überrascht, dann willigt er ein. Vittorino ersticht sich. Ein
Für
glänzendes Hochzeitsfest findet statt. Während des Mahles schleicht
sie, von Sehnsucht getrieben, zu Filippo. Ihm will sie angehören.
Er stößt sie zurück, nimmt Gift und stirbr. Sie flieht von der

Stätte des Todes, läßt aber ihren Schleier zurück. Ihr Ver¬
schwinden wird bald bemerkt. Der Herzog fragt, wo sie gewesen.)
Abonn Sie lügt ihm etwas vor, wird aber mit dem Tode bedroht, wenn
Abon
sie nicht den Schleier wieder bringt. Aus Todesfurcht wagt sie es
nicht, will ihn jedoch holen. Der Herzog soll sie begleiten. Beideg
Inhal begeben sich in das Gemach Filippo's und heben den Schleier auf.)
blüt Der Herzog verzeiht, will hier die Brautnacht halten, stößt dabeis
wollur auf die Leiche. Nun versteht er Alles. Inzwischen dringen Hochzeits=
werde, gäste herein, darunter Francesco. Er ersticht seine Schwester.
Die Aufnahme des Stückes, das sich als sehr wirksam er¬
wies, war eine getheilte. In den starken Applaus mischte sich
kräftige Opposition. Da, wo das Stück versagte, trifft die Schuld
die gänzlich ungenügende Besetzung der Beatrice. Die Darstellerin!
gab sich mit ihrer schwierigen Rolle alle Mühe, erzielte aber nur
eine quälende Wirkung. Sehr gut hielten sich die Herren
Lettinger als Filippo und Jessen als Herzog. Die zahl¬
reichen kleineren Rollen waren meist ungenügend besetzt. Die Aus¬
stattung war glänzend, die Regie ihrer Aufgabe vollauf ge¬
wachsen. Der dritte und vierte Act hatten starken Erfolg. Nach
diesen beiden erschien Schnitzler. Nach dem Schlußact
hatte die Opposition wieder Oberhand.
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S
F. Im Lobetheater entfesselte soeben das neue Schnitzler=Drama
„Der Schleier der Beatrice", das von seiner Geburt an hazuf
bestimmt schien, schwere Conflicte heraufzubeschwören, den Sturm Ver
Meinungen. Es ist ein kühnes, bizarres Werk von einer wilden Wucht
der Conception, die Niemand dem melancholischen Verfasser des „Anatol“
zugetraut hätte. Schnitzler reckt hier die Hände nach dem Höchsten undi
mehr als einmal erreicht er sein Ziel. Die blutigen, herrlichen Zeiten der¬
Kunst und Krieg so wunderbar mischenden Renaissance dichterisch zu ge¬
stalten, ist oftmals gerade in der letzten Zeit versucht worden, aber Schnitzler
ist der Einzige, den sein Stoff nicht überwältigte. Wird dieses Drama so
gespielt, wie es gespielt werden muß, in prangendem Rahmen
ind von edelbürtigen Künstlern, so, meine ich, müßte das Publikum
lein von den theatralischen Qualitäten des Werkes sich begeistern lassen.
ier wurde es dem „Schleier der Beatrice“ nicht so gut. Trotz langer,
Für iger Vorbereitung blieb die Darstellung im Großen wie im Kleinen
in Schauspiel Schnitzler's Vieles, das Meiste schuldig. Neben den vor¬
##lefflichen Herren Jessen (Herzog) und Lettinger (Dichter Loschi) stand

#i#e ganze Reihe von Darstellern, die nur aus Gründen der Noth zu
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hren Rollen gekommen waren und vor Allem erfüllte Frl. Konrad, so
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##erraschend ihr Manches glückte, weder als Persönlichkeit, noch e
kunstlerin die gewaltigen Ansprüche der das Stück beherrschenden
AbonMädchengestalt. Aus diesem Versagen der Darstellung erklärt sich wohld
Abowie starke Opposition, die nach dem 3. Acte trotz der Anwesenheit des
Dichters einsetzte und selbst vor seinem Erscheinen auf der Bühne nicht
versiummte. Am Dienstag mehr über den interessanten Abend.

Inhaftsangabe aller wichtigen Mittheilungen der Wiener Morgel
blätter (Tagesjournale ausser „Neue Freie Presse“ und „Wiener Zeitung
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche Lebe
des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mittheilung
werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
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