II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 227

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14: Der Schleier der atrice
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Ausschnitt aus:
Heierersischer eneene
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Litteratur.
Der Schleier der Beatrice.
Schauspiel in fünf Akten.
Von Arthur Schnitzler.
Berlin. Fischer.
Ein Drama aus großer Zeit. Ein Empordrängen hin
aus über das Nähmamsellen= und Chambre Separée=Milieu,
über die Sphäre des Wiener Lebemanns, über Ehebruch¬
und Liebelei=Motive. Es ist bei Schnitzler ein erster Versuch,
Für 50 der noch viel Unvollkommenheiten aufweist, den wir aber
lusive
100 herzlich und warm begrüßen.
200 Ein Drama aus dem Zeitalter der Renaissance. In orto.
500 Bologna spiell's, im Bologna der Bentivoglio, kurz ehe hlbar
„ 1000 Cesare Borgia heranrückte, um die Freiheit der Stadt in voraus.
seiner eisengepanzerten Faust zu zerdrücken. Schon hat der
Im Feldherr und Sohn Leo's VI. sein Heer rings um die Stadt ist das
Abonneme gezogen. Kaum eine Masche ist noch frei in dem Netze, das es den
Abonnente er rings um sie gespannt. Da rafft sich die Bürgerschaft auf
zu verzweifelter Gegenwehr. Sie glaubt das Schicksal zu
Der ahnen, das ihr droht, und will noch einmal alles daran setzen, um
Inhaltsan es abzuwenden. Oder aber Leben und Freiheit so theuer wie ind die
blütternur irgend möglich verkaufen. Für sie ist das Heute der rgen¬
wolurch ei letzte Tag. In fieberhafter Eile gilt's die letzte Vorbereitung itung“)
#ges In- u für den Kampf. In angstvoller Hast aber auch, noch einmal, Leben
wenien in einmal einen langen durstigen Zug aus dem schäumenden lungen
Borne des Lebens zu thun, vor allem noch einmal mit dem
goldenen Frohsinn jener Zeit die Freuden des Bechers und
der Liebe zu genießen.
In der Villa des Dichters Filippo Loschi merkt man
freilich wenig von diesem Treiben. Filippo hat keine Ohren
für die Neuigkeiten, die ihm die Freunde bringen. Er ver¬
schmäht es, der Einladung seines Herzogs zu folgen, der
Er denkt
ihn noch am letzten Friedenstage ehren möchte.
nur an Beatrice, seine Geliebte, die er voller Sehusucht
erwartet. Beatrice kommt. Und sie, das kaum zur Jung¬
frau erblühte Kind, ist bereit, sich ihm anzuvertrauen, Eltern,
Heimath, Freunde zu verlassen und mit ihm zu fliehen in
die weite Welt. Da enthüllt ihm ihr Plappermäulchen einen
Traum, den sie in der letzten Nacht gehabt: Ihr war es
gewesen, als habe sie Herzog Bentivoglio bräutlich umfangen.
Lachenden Mundes erzählt sie es dem Geliebten. Der aber
sieht darin eine Spiegelung unreiner Gedanken und den leisen
Beginn keimender Untreue. Er meint, sie gehöre ihm nicht
mehr ganz, und verstößt sie. Und treu dem Grundsatz:
„Wahn ist nur Eins: das nicht verlassen können,
Was uns nichts ist, ob Freund, ob Frau, ob Heimath, —
Und Eins ist Wahrheit: Glück, woher es kommt“
versucht er, hastig alle Gedanken an sie aus seinem Herzen
zu reißen. In den Armen leichtfertiger Florentinerinnen,
die der Zufall ihm ins Haus führt, glaubt er Vergessenheit
zu finden.
Beatrice indessen, im Innersten erstarrt, überläßt sich den
Plänen der Mutter und Geschwister, die sie dem treuen
Gehülfen des halb irren Vaters, des alten Wappenschneiders
Nardi, vermählen möchten. Vittorino ist schon mit ihr auf
dem Wege zum Traualtar und zur Flucht aus dem ge¬
fährdeten Bologna: da wirft das Schicksal ihr eine Herzogs¬
krone in den Schooß. Bentivoglio sieht die reizende Beatrice.
Und da er sie um keinen niedrigeren Preis gewinnen kann
und mag, erhebt er sie zu seiner Braut und schenkt ihr als
Zeichen seiner Liebe und Verehrung einen wundervollen
Schleier. Zur Vermählungsfeier aber lädt er ganz Bologna
ein, Bologna, soweit es jung und schön...
In den weiten Gärten des Schlosses tummelt sich am