II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 375

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14. Der Schleien der Beatrice
euctnten
Telephon 12801.
Alex. Welgl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
OBSEREP“
Nr. 72
Telephon 12801.
Taddördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, f. Concondiaplatz 4.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
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Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm vom:70
Theater und Musik.
Ausschnitt aus: Grazer Tagblatt
S. Der Schleier der Beatrice. Arthur Schnitzlers fünf¬
aktiges Drama „Der Schleier der Beatrice hatte bei seiner
Erstaufführung im Deutschen Theater zu Berlin, wie uns geschrieben
vor. J 770
wird, keinen ganz unbestrittenen Erfolg; in den zum Teil sehr starken
Beifall mischte sich namentlich nach den letzten Akten lebhafte Opposition.
Das Stück spielt in Bologna, zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Im
Mittelpunkt der Handlung steht die Gestalt und das Schicksal der schönen
Beatrice Nardi, der Tochter eines Goldschmiedes und Stempelschneiders,
Arthur Schnitzlers fünfaktiges Drama „Der
die uns im Zeitraum weniger Stunden abwechselnd als Geliebte des.
[Schleier der Beatrice“ wurde am letzten Sonn¬
Dichters Filippo Loschi, als Braut des Handwerksgehilfen Vittorine
abend im Deutschen Theater zu Berlin zum
und schließlich als Gemahlin des Leonardo Bentivoglio, Herzogs von¬
erstenmale aufgeführt und mit Beifall und Zischen auf¬
Bologna, entgegentritt, der sie in toller sardanapalischer Laune zu seiner.
genommen. Schließlich überwog — nach den Berichten.!
Gattin erhebt, eben da Cesare Borgia, im Bündnis mit Spaniern und
der Berliner Presse — doch der Beifall. Nach der „Nat.=
Franzosen der Stadt den Untergang droht. Die Unbeständigkeit des¬
AZtg.“ enthält das Stück einige Auftritte, die zum Besten
schönen Mädchens treibt die beiden anderen Liebhaber in den Tod; den
F
wackere Goldschmiedsgehilfe, eine bescheidene Brackenburgnatur, und der?
gehören, was Schnitzler überhaupt geschrieben hat, aber
geistvolle Dichter, ein hochstrebender Adelsmensch, sterben von eigener
die einzelnen Teile sind psychologisch nicht tief genug ver¬
Hand; sie selbst endet durch den Dolch ihres die Familienehre rächen¬
bunden, um dem langen Drama — die Aufführung be¬
den Bruders.
— Die Entwickelung eines Frauencharakters, wie der
gann bereits um 7 Uhr und endigte nach ¼11 Uhr —
dieser Beatrice, die halb harmloses Kind, halb lockende Sirene, vom #us
verleihen.
volle überzeugende Krozzzugbeuingungen!
Leben nur Blumen und Blüten, nur Glück und Glanz erhofft, diee
Männer, die sich ihr nahen, in den Bann ihrer allmächtigen Schönheit#
50 Zeitungsausschnitte (Artikel oder Notizen) Kr. 15.—
Für
28.— inelusive
zwingt und sie, in ihrem naiven Egoismus, schließlich ebenso wie sich
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selbst ins Verderben zieht — die Entwicklung eines solchen Charafters
50.—
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war ein Problem wie geschaffen für Schnitzlers poetische Begabung. ale
110.—“ Zahlbar
500
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200.— im Voraus.
Leider hat er sich auf die Lösung dieses Problems nicht beschränkt. ##n¬
1000
wollte mehr geben. Er wollte neben der fein motivierten Charakter= K
Im Gegensatze zu anderen Bureanx für Zeitungsausschnitte ist da
wo
tragödie zugleich ein historisches Drama großen Stils und ein sarben= che
auch stcht es de
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt; —
Le reiches, bis in die Einzelheiten getreues Kulturgemälde der Renaissance= #it¬
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.
the zeit schaffen, und diese komplizierte Aufgabe erwies sich im Rahmen eines
geschlossenen, architektonisch gegliederten Dramas als unlösbar. Dem
Der „OBSERVER“ veranstaltet täglich eigen Auszug enthaltend di
Stücke fehlt die Einheit der Handlung und, was schwerer wiegt, die Ein¬
Inhaltsangabe aller wichtigen Mittheilungen der Wiener Morgej
heit der Stimmung. Die Schilderung des Zeitkolorits, die Darlegung
Ehlätter (Tagesjournale ausser „Neue Freie Presse“ und „Wiener Zeitung!
der historischen Voraussetzungen (mit denen im einzelnen übrigens will¬
Wödurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftlich
kürlich genug geschaltet wird) nimmt einen viel zu breiten Raum ein
Leben des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mit
Der Zuhörer wird verstimmt, weil der Autor selbst ihn immerfort aus
der Stimmung reißt, weil die Fülle des überflüssigen Beiwerks, die
Stheilungen werden in Wien um 9 Uhr Fruh verschickt.
verwirrende Mannigfaltigkeit nebensächlicher Personen und Dinge ihm
die Konzentration auf die Haupthandlung unmöglich macht und ihm das
Prospecte gratis und franco.
ästhetische Behagen, den Genuß der hohen dichterischen Schönheiten und
der seinen psychologischen Beobachtungen, an denen das Stück reich ist,
unausgesetzt verkümmert. — Die Darstellung im Deutschen Theater traf,
von einzelnen Ausnahmen abgesehen, im ganzen nur wenig den künst¬
lerischen Stil, den die Dichtung erfordert. Herr Kayßler als Herzog
und Herr Rittner als Dichter Filippo waren unzulänglich und be¬
handelten, namentlich der erstere, Schnitzlers schöne, seingeschliffene
Verse in einer für das Ohr nichts weniger als wohltuenden Weise. Am
annehmharsten war noch Fräulein Irene Triesch als Beatrice,
die wenigstens den Geist und das Temperament der Gestalt richtig erfaßt
hatte, wenn auch ihre Ausdrucksmittel der Rolle in anderer Beziehung
viel schuldig blieben.