II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 376

14. Der Schleien der Beatrice
Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
1%OBSERYER‘
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Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
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s. Choollenbeger Tedane
au talt ühasbellen:
vom:
1002
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Sunst und Wi#mochaft
„Die„ Reyaissancekomödie Ar¬
thur Schnitzler „Derscleier der Bea¬
trice“ hat vor zwei Jahren zwischen den Theaterbureaus
des Wiener Buratheaters und des Berliner Deutschen
Theaters“ eine kühle Entfremdung angestiftet. Man stritt
sich um das Recht der Erstgeburt und entfachte harte De¬
batten. Schlenther in Wien hielt das „Deutsche Theater“
seit dem Abgange von Josef Kainz für zu schwach zur vollen
Fi Entfaltuna rhetorischen Prunks. Es kam auf die Probe an. usive
Diese Probe gab, was die Aufführung anbetrifft dem rto.
Wiener Direktor recht. Nur Irene Triesch wuchs über das über
„Der Schleier der Beg= Draus.
langweilige Gleichmaß hinaus.
trice“ ist eine Wiener Mädelgeschichte im Renaissance= ist das
gewand und auf den hochtönigen Kothurn des Rhytmus ein= es den
herstelzend: wild und zerrissen, verzerrt und in wenigen:
Teilen nur von echter hoher Schönheit; dramatisch bis ins
Mark verfehlt, von einer Idee getragen, die von dem lie- tend die
benswürdigen Temperament des Wieners jedes Problemsorgen¬
leitung")
entkleidet wird. Im Hintergrunde Todesgrauen, im Vor- hastliche
dergrunde die heiße Lebensbejahung eines jungen Weibes, ese Mit¬
Doch bei Schnitzler gedeiht diese prachtvolle Idee garnicht
zu dem schneidenden Gegensatz, der das Wesen der tragischen
Dichtung ausmacht. Schöne Verse zucken wie Blitze auf,
doch der Donner der Gedanken bleibt aus. Also nur ein
fernes trübes Wetterleuchten ohne die reinigende Kraft des
Gewitters.] —
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Ausschnitt aus:
Sipzigel Hodeste Nachrienten
vom: 12
S. Die Familie Bentivoglio. In Schnitzlers Drama „Der
Schleier der Beatrice“, über dessen Berliner Erstaufführung
wie schon berichteten, wird eine der Hauptpersonen, Leonardo
Bentivoglio, als „Herzog von Bologua“ eingeführt. In
Wirklichkeit hat es nie einen Herzog von Bologna gegeben, wenn auch
die Familie Bentivoglio etwa ein Jahrhundert lang — von 1401—1506,
in welchem Jahre Papst Julius II. die Stadt dem Kirchenstaat ein¬
perleibte — dort eine ähnliche Rolle spielte, wie die Medici in Florenz.
Wenig bekannt ist die Sage, die den Ursprung des Geschlechts der Benti¬
voglio auf den schöne Hohenstaufen Enzio, Kaiser Friedrichs II.
Lieblingssohn, zurückführt, der 1249 nach der unglücklichen Schlacht von
Fossalta in die Hände der Bolognesen geriet und bis zu seinem Tode
(1272) von ihnen gefangen gehalten wurde. Eine schöne Patrizierin
Lucia da Viadagola, soll seine Gefangenschaft einige Jahre hindurch
freiwillig geteilt haben. Aus dieser Verbindung, so wird erzählt,
stammte ein Knabe, den man, weil Enzio als Deutscher zu Lucia weiter
Fikein Italienisch habe sprechen können, als Ben ti voglio („ich bin dir
„ gut“), später so genannt habe. Doch ist die geschichtliche Unhaltbarkeit##e
dieser hübschen Erzählung nachgewiesen. Das Geschlecht der Benti¬
voglio bestand schon im 12. Jahrhundert, und Enzio, der, wie fast alle
illegitimen Söhne Kaiser Friedrichs II., in Italien geboren war, warnus.
des Italienischen so sehr mächtig, daß er in dieser Sprache Gedichte ver¬
as
Afaht hal. Bahrscheinlich ist die artige Anltösdie die Brfindung Bonzdien
Humanisten, die der berühmten und einflußreichen Familie dadurch eine
seine Schmeichelei erweisen wollten.
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