II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 512

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14. Der Schleien der Beatrice
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Schluß: das Leben ist ein sinnloses Zufalls=Spiel; das Weib ist
ein Kind, das nicht weiß, was es tut; der Mann läßt sich trotzdem
Telephon 12.80:
von ihr den Kopf verdrehen und kann, wenn er hinter ihre Be¬
trügereien kommt, nicht besseres tun, als ihr verzeihen.
Da ist Beatrice, des Steinschneiders Nardi Tochter. Die be¬
tört eines Abends vor den Toren Bolognas den Dichter Filippo
„OBSERVER
Loschi so, daß er über sie alles vergißt: seine Kunst, seine Liebe,
1. österr. beh. konz. Unternehmen Iür Zeltungs¬
die gefährliche Lage seiner Vaterstadt, die der Borgia belagert.
Ausschnitte und Bibliographle.
Er will mit ihr entfliehen und nur seiner Liebe leben. Da er¬
Wien, I., Concordiaplats 4.
zählt sie ihm, daß der Herzog sie auf der Straße gesehen und
lange angeblickt, und daß sie dann geträumt habe, sie sei des
Vertretungen
Herzogs Gemahlin. Darob braust Filippo auf und weist ihr die
in Berlin, Brüssel, Budaoest, Chicago, Cleveland, Christiani:
Tür. Sie geht nach Haus durch die Stadt, die voller Erregung
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minnospoll¬
dem nächsten Tag entgegen sieht, an dem der Herzog dem Borgia
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peter.
die Entscheidungs=Schlacht liefern will. Kaum ist sie angekom¬
burg, Toronto.
nellenangabe ohne Dewähr.)
men, so verlobt sie sich auf Drängen ihres Bruders mit Vittorino,
dem Gesellen ihres Vaters und will sich alsbald mit ihm trauen
Ausschnitt aig:9 1917
lassen. Aber auf dem Wege zur Kirche begegnet ihr der Herzog
abermals, begehrt sie erst zur Gelie#en und dann zum Weibe.
Sie läßt Vittorino stehen und folgt den Herzog zum Trau=Altar.
vom: Hamh#####nn Pnangowondü#
Dann aber flieht sie im Brautschleier zu Filippo, um sich ihm für
eine Nacht zu schenken und dann mit ihm zu sterben. Filippo
Dy Hamblrger Städttheaters.
M. L.
stellt sie auf die Probe, indem er ihr einen Becher Wein reicht
und, nachdem sie davon getrunken hat, vorgibt, der Wein sei
vergiftet gewesen. In blasser Todesangst beschimpft sie ihn.
Deutsches Schauspielbaus.
Da leert er selber den Gistbecher und stirbt. Von der Leiche
Auf dem Theaterzettel steht, Arthur Schuitl##s
flüchtet sie in den Herzogs=Palast, wo man über ihr Verschwin¬
Schleier der Beatrice spiele „in Bologna, zu Beginn des
den außer sich ist. Sie lüügt, sie sei in der Kirche gewesen. Da
16. Jahrhunderts“. Aber das ist ganz sicher nicht wahr. Weder
bemerkt der Herzog, der argwöhnisch gemacht ist, daß sie den kost¬
hat die Handlung, die uns da vorgeführt wird, noch haben die
baren Schleier verloren hat und fordert sie auf, diesen zu holen.
Gestalten, die in ihr bewegt werden, italienischen Geist und
Entsetzt weigert sie sich, im Gedanken, daß sie dann den toten
Renaissanee=Charakter. Man käme zu einem durchaus ablehnen¬
Filippo wiedersehen müsse. Der erzürnte Herzog übergibt sie
den Urteil über das Stück, wollte man annehmen, der Dichter
seinen Räten zur Aburteilung, die über sie das Todesurteil
hätte hier den Versuch unternommen, das Wesen der Renaissance
sprechen. In wahnsinniger Angst erklärt sie sich nun bereit, den
im dramatischen Spiegel aufzufangen. Viel zu weich wären ihm
Schleier zu holen, wenn man ihr das Leben schenkt. Der Herzog
dann seine Männer geraten, viel zu reflektierend und viel zu
begnadigt sie und geht selbst mit ihr in das Haus, wo er den
weibstoll. Es ist gar nicht nötig, sehr genau hinzusehen: schon
Toten findet und ihre Untreue entdeckt. Aber milde und gelassen#
ein flüchtiger Blick, ein oberflächliches Hinhorchen läßt uns er¬
will er sie ihren Eltern zurückgeben, da springt ihr Bruder dazu
und ersticht Veatrice.
kennen, daß das Kostüm des sechzehnten Jahrhunderts nur eine
Mummerei ist, in die Schnitzler seineGestalten gesteckt hat, und daß
Um diese raffiniert ausgeklügelte Handlung hat Schnitzler
diese angeblichen Renaissance=Bologneser nichts anderes sind als
noch eine ganze Reihe Nebenhandlungen geschlungen, die zumeist
seine modernen Wiener Landsleute, wie er sie in der Liebelei,
im Ansatz stehen geblieben sind, sodaß man sich für sie nicht er¬
im Anatol und in anderen Stücken geschildert hat. Und auch
wärmen kann. Aber auch die Haupthandlung selber, das uner¬
der Grundgedanke des Stückes hat gar nichts von der Kraft der
klärliche Hin= und Hertaumeln der Heldin zwischen drei Männern
Renaissance an sich, sondern ist der modernen Weisheit letzter] macht einem das Herz nicht warm. Das Intersse, das man für
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dem man im Va
oder im Zoolog
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und ihre Umwe
ihnen, desto meh
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Wohllaut der ge
jeder Szene drä
Dichter hier mit
hat, und man bl
bis aus Herz hin
Dr. Hage
setzt und ein Zu
zusammenklang 1
freulicher Wirkun
gelegentlich etwas
dem Zuschauer
für dieses Stück.
Herzog des Herr
Valéry: jener
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Loschi. Aus der
sonen aufzählende
Damen Doré,
Heydorn, die
Pichler, Kall
Freiburg her
verkörpern wußte
lich sehr gespann
daß nach dem vier
Beifall, der zum
dem Stück, als de