II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 529

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14. Der Schleier der Beatrige
ium ourchführt,i Sipzung 11e A.
dem Finanzminister erster Punkt der Tagesordnung sein.
zur Tagung pes
M
Die rätselhaften Zweifler und Irrenden sehr Schönes), läßt jetzt fast seine ganze junge
Labiche: „Soll man es sagen?“
des Herzens wandeln freilich weiter durch des
tton
Schar auf diese verspätete Novität los.
Akademietheater.
Dichters Vision. Er zog ihnen Smockings an,
Die — richtige — Erwägung war wohl, daß
Es ist sehr witzig, wie der Regisseur Hans
das ist alles.
nur jugendliche Temperamente Stil durch
Brahm, des Burgtheaters apartester Revo¬
k-Premieren
Heute klingt so manches verspätet, weil
Empfindung ersetzen können. Aber diese Er¬
lutionär, die Kulissen dieser Szenen kompo¬
Umann.
wägung rechnete nicht mit der Trockenheit, den
niert: Als einen Makart=Angsttraum; als
und Wert jener Form entwachsen sind. Nur
Denkerfalten, der steifen Strammheit eben dieser
der Beatrice“
einen Nippes=Rausch der Spießbürgerseele;
vereinzelt haben sie — die Schauspieler
jungen Schar.
e nachher. Schlie߬
als Großmutters gute Stube, wie sie wirklich
noch den Schimmer kühl leuchtender Rede, die
So spielt Herr Andersen den strahlenden
ker doch gesiegt. Er
aussah.
einfache und doch getragene Geste, die Natür¬
Filippo Loschi erstaunlich sicher, klug, be¬
geworden. Mir
lichkeit, die Natur und nicht Nachahmung ist.
Besonders die beiden Pudel als Schirm¬
herrscht, mit feinen, kleinen Deutlichkeiten.
sie wern's net ver¬
Die Anforderungen freilich sind reichlich:
ständer haben mich entzückt. Welch ein Symbol
Aber eben nicht gerade strahlend. Zu wenig
aufreizender Gemütlichkeit!
Hier spinnt Schicksal, launisch und fast
als Tenor, zu sehr als talentvolles Burg¬
s immerhin. Seine
tändelnd, eines Kindes Seele zwischen die
theatermitglied. Vollen Klangs, warm und
Der Gedanke ist richtig: Man kann diese
zeit voll Stil=Ent¬
Süchte, Verblendungen und Schauer sehr über¬
kräftig sind die paar Worte, die Herr Hennings
alten Edelpossen, mag ihre Technik noch so
iensteidl=Jungwien.
reifer Männer. Und es bedingt diese Ueber¬
als Andrea spricht, auch Herrn Lohne; glücken
wirbeln, nicht mehr einfach herunterspielen.
r Verse, hoheits¬
reise nicht nur durch eine ungewöhnliche
als grimmigem Bruder Francesco, einige starke
Die Frage ist nur, ob man sie überhaupt noch
ker Prosile zog auf.
tückisch umschattete Situation, auch durch das
Akzente. Aber sonst.
spielen soll. Es bedarf des Kostümes und der
sKnaben „Lovis
Gewicht und die Maske einer ganzen Zeit.
Als Beatrice jedoch nimmt Frau Wagener
Parodie dieses Kostüms. Daß hier gleich auch
wärmte mehr für
Es müssen also Leidenschaften gleichsam im
einen wundervollen Anlauf. Sie tritt in
das Theater jener Zeit mitparodiert wird, ist
er brave Schlenther
Menuettschritt verkörpert werden. All diese
Filippos Garten mit der verführerischen Ein¬
der Witz Nummer Zwei. Die Durchführung
ie kleine, schmetter¬
Süße ist unendlich todesbang, all diese Grazie
falt, die ihr Dichter meinte, sie lächelt Ahnung
ist exakt, reicht bis in die blödsinnigsten De¬
hende Beatrice,
im Innersten schmerzverzerrt, all diese Er¬
und Schicksal und sie findet diesen unbeschwert
tails dieser Unwiderstehlichkeit von ehedem
folgerin, weil sie
regung ingendeoo zwecklos, all diese Skepsis
erschütternden Ton dann immer wieder, auch und wenn sie stellenweise ein wenig gequält
nd. Und Schnitzler
und Lebenskunst das Erbteil einer Epoche, in
wenn sich diese holde Linie ein wenig wirkt, mag das eher daran liegen, daß Text
Cottage zurück. Er
der es hieß geistvolle Miene zum brutalen
theatralisch verkrampft. Diese Beatrice, bei und Situationen bei aller Brapour des Mecha¬
gleichwohl schlägt
Spiel machen. Dazu nun noch schöne Verse
weitem jünger als ihre Rolle, ist auch dem
nischen nicht mehr ausreichen.
ute noch mit aus
rezitieren ist nicht Sache der Georg Kaiser¬
Burgtheater schon mehr als eine bloße
ichen Versen. Sie
Sprecher von heute.
Dem Publikum hat dieser Parademarsch,
Hoffnung.
sie.
Und doch hat es — dreiundzwanzig Jahre
eine Farce übrigens, sehr gefallen. Nament¬
Des Abends helle Glorie lag auf Herrn
edel konzentrierte
lich Herrn Treßlers geradezu verbissene Spiel¬
vorher — Otto Brahm gewagt, mit seinen
Aslan. Sein Herzog zog weiten Abstand um
liche seiner Tragik
freude, Frau Seidlers scharfe Kunst kleiner
gegichten Ibsen=Spielern diese Aufführung zu
sich, atmete eine Noblesse, die von der Etikette
Sinne gesiellte
Lächerlichkeiten und Herrn Daneggers pol¬
versuchen. Er lebte freilich, so ungleich seinem des Herzens und mit einer sehr reisen, sehr
die Mozarts Musik
ternde Karikatur machten ihm Spaß über
Freunde Schlenther, am Wagen, Versuchen, köstlichen Klarheit der Mittel bestimmt wird.
„Tristan“ zu viel
Spaß. Die übrigen, Frau Wilke, die Herren
Ueberraschen
Und da die Wirkung dieser „Premiere“
Strauß zu viel
Arndt, Günther, Maierhofer, und Pranger
Direktor Herterich, der die Regie sehr so stark als nur denkbar war, hat Wien nicht
waren aufs Stichwort possierlich.
Mahler zu viel exakt, mit gutem Takt, ohne Oeldruckeffekte, recht behalten? Nur Zeit lassen! Was liegt an
ler kehrte heim zuführt, (die Inszenierung bietet namentlich in ein paar ungeschriebenen Stücken ....?
Was soll die dünne Stimme der Kritik,
den ungewöhnlich treuen Kostümen Gahlings 1.
wo Parkettbesucher gusetschen?
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