II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 542

in
n
box 20/6
14. Der Schleier der Bestrice
4—A.
rn übrig, und Millionen Männer gewissen achtbaren Sehnsucht nach geistiger Schulung. Sie werden sollen. Wir waren stets der Meinung, daß ein Date!
sollte sich um anderes bemühen. Knaben und Mädchen lehen an das Ausland in den meisten Fällen, zumindest
kissen unter der Erde arbeiten. Man
Geschrei daß von unserer Kohlen¬
müßten gelehrt werden, zuerst an andere zu denken, und in auf indirekte Weise, in Gestalt eines Exports unserer
Fabrikate erfolgt und daß durch die künftigen Kapitalszinsen
ffähigkeit abhängt und von dieser
materieller Hinsicht wäre ihnen die Weisheit beizubringen,
ein Ueberschuß an Nahrungsmitteln und Rohmaterialien
hrten Nahrungsmittel zu bezahlen.
daß die Ebnung des Weges für alle auch zum Pfade des
gewissermaßen „unentgeltlich“ einfließt. Gewiß beruht
t man, wir sollten dafür unsere
eigenen Glückes und Wohlseins führt. Es ist eine Frage
dieser einfache Gedankengang zum großen Teil auf einer
was vollkommen möglich wäre,
des Gemütszustandes, wie wir im Lernen unter¬
Illusion Vor dem Kriege hatten wir Anspruch auf
ieser Aufgabe zuwendeten — und
richtet werden. Der Gemütszustand wäre von der Schulzeit
200 Millionen Pfund Sterling jährlicher
ot beheben. Aber warum diese
an so zu formen, daß unser von Natur aus wetteifernder
Interessen, und diese Summe war etwa dem Betrag
r der Kohle? Bloß weil wir uns
Egoismus gedämpft, nicht aufgestachelt wird. Niemand kann
Entdeckung bewegen, die noch nicht
gleich, der alljährlich von neuem im Ausland investiert
das tun, als die für das Ideal des Dienens am Gemeinwohl
wurde. Wir waren in der Lage, Nahrungsmittel und anderes
n tief auf die menschliche Durch= begeisterten Lehrer. Die erste Notwendigkeit der Zivilisation
in der Höhe dieses Betrages zu erhalten und exportierten
Wir wissen, wir haben noch ist darum das Auffinden und Ausrüsten solcher Lehrer. Der
der Reihe, das, wie man damals
Straßenbekanntschaft machte; allein Beatrice will den
1 Theaterstücken Artur Schnitzlers das schnitzlerischeste; und
es ist dies, weil es das dichterischeste ist.
Becher ihrer Träume bis zur Neige leeren. Sie stellt die
Echnitzler“ ist, es ist im Gegenteil
t aus allen seinen Werken, und
Bedingung: daß der Herzog sie zu seiner Frau mache. Der
Drei Personen stehen im Mittelgrunde der kühn= und
rer als wahr, nämlich eine wahre
Herzog tut es, er wird morgen sterben, und will heut' noch
hochgesteigerten Handlung, die im effektvollen Renaissance¬
erhältnis Schnitzlerischer Liebes¬
leben — Cesare Borgia rückt heran und schließt, ein
kostüm im belagerten Bologna vor sich geht: Der Dichter
nis des geistig und gesellschaftlich
fürchterlicher Gegner, von allen Sesten das üppige Bologna
Philippo Loschi, der Herzog, und zwischen beiden, sie
m grad und einfach empfindenden
ein — und also feiern sie Hochzeit. Als Morgengabe erhält
entzweiend und im letzten doch verbindend, die liebliche
dem Volke, bestimmt auch den
sie von ihrem fürstlichen Bräutigam einen über alle Begriffe
Beatrice, des Wappenschneiders Nardi allzu schöne Tochter.
tückes — dieses Verhältnis, von
herrlichen Schleier, ein Wundergewebe von durchsichtigem
Philippo Loschi liebt sie seit drei Tagen und so heftig, daß
ls zu dem sattsam berufenen süßen
Schnee, das ihre Schönheit umschauert. Und was tut die
er ihretwegen sein Verlöbnis mit der Gräfin Teresina löst;
espielerische Parodie ist, und das,
rätselvolle Beatrice? Sie zieht den geschenkten Schleier
aber da sich Beatrice zum Liebesstelldichein in sein Haus
imt immer auch etwas von dem
über das Gesicht und läuft aus dem Hochzeitsgedränge weg.
stiehlt, gesteht sie ihm, ahnungslos aus der Schule ihres
Kathi Fröhlich hat und auch von
zu ihrem Dichter zurück. Da er sie „im Leben“ nicht wieder¬
Herzens plandernd, daß sie eben erst von Küssen des Herzogs
Klärchen. Nebenbei bemerkt: es
zusehen verschwor, kommt sie, mit ihm zu sterden. Doch
geträumt hat — geträumt, nichts weiter. Dennoch weist
Verhältnis, daß es zur Hälfte aus
Loschi, der Echtfärbigkeit ihrer Gefühle mit Recht mi߬
ihr der hypochondrische, auch hypochondrisch eifersüchtige
d auch dort, wo es dem unmittel¬
trauend, stellt sie auf die Probe. Es wäre Gift im Wein
— daß er ein Hypochonder der Eifersucht ist,
Liebhaber
en scheint, sich schon an der Quelle
gewesen, lügt er ihr vor, und: „Wer muß, früher fort?“ ist
beglaubigt ihn als schnitzlerischen Liebeshelden — sogleich
; denn das Verhältnis Egmonts
ihre erste, angstvolle Frage — ein Wort, wie aus Schnitzlers
die Tür; denn, sagt er: „Träume sind Begierden ohne
chen ist ja eigentlich auch nichts
Novelle „Sterben“; und wie in jener anderen, schöneren, die
Mut!“ — ein edler Vers —, und er nennt sie, minder
ichtliche verkleidets=Liebesbeziehung
eine der schönsten des Dichters ist, wie in „Die Toten
edel, und mehr im Geiste des französischen Theaters: „Du
namenlosen Frauenwesen aus dem
schweigen!“ verläßt sie, eine Viertelstunde später, den
Dirne deines Traums!“ Die also Angerufene kehrt traum¬
Träumen flüchtete. Im „Schleier
Leichnam des Geliebten, der, für seinen Teil, aus dem
verloren in ihr Elternhaus zurück; ja sie scheint sogar
vir dieses Verhältnis von Schnitzler
Scherz Ernst gemacht und sich wirklich vergiftet hat. Zum
gewillt, mit ihrem ursprünglichen Verlobten, dem braven
Wurzeln ergriffen und nach seiner
zweitenmal pendelt ihr Herz und ihr Geschick zum Hofe;
Vittorino, zum Altar zu gehen. Da begegnet ihr auf dem
weltlichen Seite hin gleichzeitig ent¬
doch hat sie, verspielt und vergeßlich, wie sie ist, den
Wege zur Kirche der Herzog in Person; und der Traum
k die schon auf den „Reigen“ hin¬
Schleier, den schönen Schleier, im Hause des Dichters zurück¬
wird Wahrheit Der Herzog entbrennt in Liebe zu der
Werk komplexer, künstlerischer als
gelassen. Der Herzog, dessen Eifersucht erregt ist, befiehlt
sträflich schönen Beatrice; er spricht sie an, er hält um ihre
st ihm aber keineswegs einen Platz
ikes Artur Schnitzlers an. Ganz] Hand an, figürlich zunächst nur und weniger wie ein ihr bei Todesstrafe, ihn dorthin zu führen, wo sie den
leier der Beatrice“ ist unter allen! Herzog als etwa wie ein österreichischer Erzherzog, der eine Schleier vergessen hat. Sie tut es und wird. an Loschis: