II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 563

14.
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Der Schiefer der Beatrice
Wiener tägl. Theater- u. Fremdenzeitung (Karl Ed. Klopfer), XXVII. Jahrg., II. Juni-Hälfte 1925
Nr. 132
iet, kommt Hierog Bent- ür die Migliehlet des Weiteriebene in densder Herzeg vil biellen. Er habe geloht, an
euten abermals durch die verlockendsten Farben ausmalt und mit ihr darauf verzeihen und keine Frage zu tun, doch nun ge¬
rrt unter seinem Gruß und trinkt. Als sie auf ihrem Todesentschluß beharrt, lüste es ihn, an diesem geheimnisumwitterten
ncesco dankt dem Herzog sagt er, daß diesem schon die Erfüllung winke; Ort — seine Brautnacht zu halten. Dort drüben
Schwester und bittet ihn, der Wein sei vergiftet. Da bäumt sich ihr junges läßt schwaches Ampellicht einen Alkoven und
um Traualtar freizugeben. Blut gegen das Schreckliche auf, das ihr nun ein halb mit Gardinen verhülltes Ruhelager er¬
aß es die Braut nicht so
wie Mord aus tückischem Hinterhalt scheint.warten. Sie reißt sich los. Lieber mag sie von
nur weichen, wenn sie es
Mit erbittertem Lachen tröstet er sie: „Es war
seiner Hand erwürgt werden, als ihm dorthin
steht noch immer gebannt kein Quentchen Tod in diesem Wein, und wie
folgen. Er geht an den erhöhten Alkoven. Auf
Wenn sie ihm folgen wolle,zuvor ist alles Leben dein.“ Er rät ihr, mit
dessen Stufen entdeckt er den Körper. Eines
zu kümmern, sagt er ihr einer „guten Lüge“ zum Herzog zurückzukehren
berauschten Schläfers, der vielleicht von der
les, was sie begehre — für] und stellt ihr mehrere annehmbare zur Wahl.
Fürstenbraut träumt, die eher ihm als dem Gatten
im unbezwungnen Bologna.
Vernichtet sinkt sie in die Kniee und fleht um
im Arm lag? Er will ihn aufrütteln und zu Be¬
und stellt die Bedingung,
den Tod — an seiner Seite. Er stößt sie zurück:
kenntnissen zwingen.
Gemahlin erhebe. Sie kann
„Ich liebe dich nicht mehr.“ Jetzt wird sein
„So rühr' dich doch! Lähmt dich der Schrecken So,
viderstehn, einen Märchen¬
Abschied vom Leben erst Buße sein; wie dürfte
Daß du nur starren kannst mit offnem Maul?
wirklichungsmöglichkeit zu
er da Beatrice mitnehmen! „Kannst du davon
Im Buch heißt es noch:
rchen wird Wahrheit. Benti¬
mich jagen?“ schluchtzt sie ihm zu.
„Gib
Ich will dir helfen, schrei dir was in's Ohr,
h im Ubermut, ihre Bedin-Tacht, wie rasch!“ Damit leert er das beiseite¬
Was Einen, der nicht niedrer als ein Knecht .
sich in der nächsten Stunde
So rasend macht, daß — hätt’ er tausend Leben,
gestellte Weinglas, in das die Kurtisane Lucrezia
Er alle hinwirft, seine Wut zu stillen:
r trauen zu lassen. Alles,
das Gift gegossen hat. Es wirkt augenblicklich.
Ichspei dir in's Gesicht, du feiger Hund!
ist, lädt er zum Hochzeits¬
Mit dem Zuruf: „Entflieh! Das Leben wartet“,
Als ihm innewird, daß er einen Toten be¬
Es soll eine Freudennacht
bricht er zusammen. Sie stürzt sich über ihn, sucht
schimpft. kehrt er sich mit Grauen und Abschen
Tod kein zu hoher Preis
in dem Becher vergeblich ein Restchen für sich,
zu Beatrice, die jetzt ihren Schauder abwirft
die sich in schlaflos durch¬
umklammert sodann die Hände Filippos, deren
und eine übermenschliche Fassung gewinnt. „Du
ervt haben, noch kriegrische
Wärme ihr Hoffnung gibt, daß er sie abermals
hast’s gewußt?“ faucht er sie an. Sie bejaht.
in, muß man sich aller¬
nur geprüft habe. „Komm doch, wir wollen fliehn
Er wirft ihr vor, daß sie ihn den Geliebten
örlich wiedergeburtsfähiges
und leben — leben! Als sie erkennen muß, daß
noch schmähen ließ. Sie nickt. Es war „die letzte
sie eine Leiche umarmt, befällt sie ein namen¬
Schmach“, und sie will sie mit dem Entseelten
die zwei Damen vom Orden
loses Entsetzen. Mit dem irrsinnigen Schrei
teilen. Jetzt tritt das Gefolge des Herzogs ein,
estern im Hause Filippos
„Leben!“ rennt sie davon.
und er erfährt zu seiner Bestürzung, wo er sich
beduselten Musikanten ent¬
Im Schloß hat man sie endlich vermißt.
befindet und daß dieser Tote Filippo Loschi
tgeber muntert sie auf, um
Ihre Schwester Rosina, die selber den Herzog
gewesen ist. Mit ratloser Miene wendet er
tieren. Die Eine, sentimen¬
liebt und mit gehässiger Eifersucht einem Verdacht
sich an Beatrice:
wört ihn, sie allein zu be¬
nachgeht, stachelt ihn auf. Er läßt das Bacchanal
Der starb um dich? Und den verrietest du:
einem Andern mehr an¬
abbrechen, die Weiber hinauswerfen und hat nur
Und mich um ihn? Und wiedrum ihn um mich?
it, darauf buchstäblich
die eine Frage: „Wo ist Beatrice?“ Da kommt
Was bist du für ein Wesen, Beatrice:
eht die Nachricht von Benti¬
sie ehen die Terrassentreppe herauf. Mechanisch
Nunwerden auch ihre Eltern mit der anderen
ng in's Haus. Sie gibe
die Lüge gebrauchend, zu der ihr Filippo ironisch
Tochter — in Ketten — hereingeführt, gefolgt
seine Gäste in's Herzogs¬
geraten hat, behauptet sie, in der Kirche, wo
von Francesco. Man erwartet ein großes Straf¬
Der Mesalliance-Entschluß
sie getraut wurde zueinem Gebet eingesprochen
gericht. Bentivoglie verzichtet darauf, noch immer
setzt ihn in gelindres Er- und damit ein Gelübde erfüllt zu haben. Ihr
dem Unerklärlichen nachsinnend.
des Bürgermädchens, der Zittern erklärt sie als Schauer unter der Morgen¬
Warst du nicht, Beatrice, nur ein Kind,
Beatrice Nardi! Und der luft. Der Gatte will ihr den Schleier um Nacken
Das mit der Krone spielte, weil sie glänzte, —
chaft bringt, berichtet, daß
und Schultern ziehn. Der Schleier fehlt, entdeckt
Mit eines Dichters Seel', weil sie voll Rätsel, —
auf dem Wege war, sich
Mit eines Jünglings Herzen, weil's dir just
sie, entdecken Alle. Er müsse ihr vor dem Altar
Geschenkt war? Aber wir sind allzu streng
ielen, dem Werkstattgehilfen
entfallen sein, stammelt sie. Von einem der Hof¬
Und leiden's nicht, und jeder von uns wollte
zu lassen. Der arme Junge
leute, die längst in ihr eine Zauberin wittern,
Nicht nur das einz'ge Spielzeug sein — nein, mehr:
er Wendung der Dinge um¬
wird sie lügengestraft. Er selbst habe nach der!
Die ganze Welt. So nannten wir dein Tun
nn das Ganze nicht fassen.
Betrug und Frevel. Un du warst — ein Kind.
Trauung die Kirche geschlossen, um sie morgen
ert, in's Herzogsschloß mit¬
neu weihen zu lassen. Da braust Bentivoglio auf.
Die Mutter drängt Beatrice, den Herzog um
einen Augenblick über seine
Wo warst dur Rede! Und wo blieb der Schleier?“
Gnade zu bitten. Er kommt ihr zuvor und gibt
an alle Möglichkeiten, die
Sie schweigt. Auf den Befehl, ihn von dort zu
sie frei. Beatrice bleibt bei der Leiche Filippos.
olge haben könnte“. Er giht
holen, wo sie ihn verlor, hat sie nur ein bebend
Sie fühlt sich „müd, wie nie auf Erden jemand
auf und bleibt allein, das
„Ich kann nicht!“ Bentivoglio schwört, zu ver¬
war“. Sie findet das Rätsel in ihrem Schicksal.
che überdenkend;
zeihen- und wär’s das Schlimmste —, wenn
Warum gerade mir dies Alles, sagt:
Und warum war ich ausersehn vor Allen.
sie den Schleier herbeischafft. Auf ihre hartnäckige
ien gleich, die einen Hlimmel
So Vielen Leid zu bringen: Und weiß doch:
durchmessen, jagt
Weigerung droht er ihr mit dem Davonjagen.
Ich wollte Keinem Böscs
it, seit Abend wurde —
Sie fügt sich auch darein und wendet sich,
Dann bittet sie den Gemahl, sie zu töten.
demütig zu gehen. Der Herzog hat mehr vor: Als der sich weigert, tut es Francesco — nach
ndrea Fantuzzi bei ihm ein,
nicht nur, daß er sie des Ranges entkleidet, den
Art solcher vorwitzigen Heldenbrüder, die sich
ern für seine Schwester, die
sie durch ihn erworben hat, jetzt soll sie als
das Familienrecht als Jus gladii auslegen. Da
Mutter in stillen Wahnsinn
Hexe vor ein Tribunal, dessen Urteilsspruch Tod
Francesco bedauert, seinen rächenden Dolch nicht
Kloster gebracht worden ist.
wäre. Das reißt sie auf. „Sterben? Ich will nicht
auch im Blut Loschis baden zu können, gebietet.
mpf ab, zu dem sich Filippo.
sterben! Tot sein ist fürchterlich.“ Und als der
der Herzog ihm Schweigen und hält dem Dichter
stellen will, und fordert Befehl an die Knechte ergeht, zwingt sie sich
einen erhabenen Nachruf. Was Sterbliche schaffen
Treffen mit Borgia zu be¬
den Vorsatz ab, den Schleier zu holen — an der
können, sei nur Vergängliches. Was ein Poet
t sich für unwürdig, seine Hand des Gemahls. Er darf sie nicht loslassen
hinterläßt, erfreue die Nachwelt wie seine Zeit¬
aus so viel edlem Opferblut und muß ihr schwören, keine Frage zu tun. Er
genossen, und
aber doch umstimmen, wenn geht mit ihr. Niemand darf folgen.


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Nr. 132
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