II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 579

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14: Der Schleier der beatrice
jungen Soldaten Francesco, der die geliebte Schwester
Beatrice.
in den drohenden Verhältnissen unter sicherem Schutz
Sollt ich nicht kommen?
wissen möchte, überreden, dem scheuen Vittorino die
Nein, wie du seltsam bist! Was ist dir nur?
Hand zum ehelichen Bund zu reichen. Man beschließt,
Filippo.
sogleich in die Kirche zu gehen. Unterwegs begegnen sie
Kommst so beschmutz' hieher —
dem Herzog, dem die schöne Beatrice bereits vor einigen
Beatrice
Stunden aufgefallen ist. Er redet sie an. Doch sie
(leise, als hätte er sie mißverstanden).
schweigt. Sie bleibt nur wie versteinert vor ihm stehen,
Ein Traum wars doch!
starrt ihn mit großen Augen an und schweigt. Ihr ists,
Filippo.
als sollte jener schöne Traum Wirklichkeit werden. In
Ich wollt', es wäre Wahrheit, Beatrice!
dem Herzog aser, diesem weisen Epikuräer, wie er vom
So könnt ich eher ohne Schmerz und Ekel
Dichter mit wenigen Strichen trefflich gezeichnet ist,
Dich sehn; das Leben selbst thut alles ab.
weckt sie heiße Wünsche. Morgen muß er sich mit dem
Doch Träume sind Begierden ohne Mut,
Borgia messen un er weiß, daß er unterliegt. Und
Sind freche Wünsche, die das Licht des Tags
so will er denn noch einmal, in dieser letzten Nacht, das
Zurückjagt in die Winkel unsrer Seele,
Glück umarmen. Er wirbt um Beatrice und bittet sie
Daraus sie erst bei Nacht zu kriechen wagen;
auf sein Schloß. Doch sie läßt sich nicht kaufen. Auch
Und solch ein Traum, mit ausgestreckten Armen,
nicht um hohen Preis:
Sehnsüchtig läßt er, durstig dich zurück.
So wenig warst du mein, daß schlossest du
„. .. behaltet alles, Herr, es nützt mir nichts,
Die Augen, deine Seel' auf Abenteuer
Doch nehmt zur Gattin mich!“
Ausfliegen konnte, und ich war dir nur
Die Höflinge fahren höhnisch auf. Sie verlangen,
Von Tausend Einer, kniete wie die andern
das Mädchen möge ihre Frechheit nach Gebühr büßen.
Vor dir und war dir nichts und bin dir nichts,
Allein der Herzog antwortet ruhig:
Ich, der dir so viel gab, als du nicht ahnst,
„Ich nehme dich zum Weib, wie du verlangst!“
So viel, daß meiner Liebe wert zu sein,
Beatrice
Dich Ekel fassen müßte, wenn du denkst,
(reicht ihm die Stirn; er küßt sie. — Bewegung).
Es leben andre Männer auf der Welt!
Herzog:
Und du willst, daß gefäll'gem Eh'mann gleich
.. .. Nun komme, Beatrice!
Ich fremden Kuß von deinen Lippen trinke
Beatrice:
Und kommst daher als Dirne deines Traums!
Nein, mein Fürst!
Geh, Beatrice!“
Nun will ich Euer treu zu Hause warten,
Er schickt sie fort. Beatrice geht nun nach Hause
Bis Gott aus Kriegsgefahren Euch entläßt!
und läßt sich von ihrem übermütigen Pruder, dem
Und folgst mir nicht als Braut noch heut ins
Schloß?
Beatrice:
Das darf ich nicht. Die herzogliche Schwelle
Betret' ich nur als Herzogin.
Herzog:
So sei's!
Du sollst sie heut als Herzogin betreten!
(wachsende Bewegung)
Cofini! eilt zum Bischof von Petron,
Er halte sich bereit! In einer Stunde
Tritt Herzog Lionardo Bentivoglio
Mit Beatrice vor den Traualtar! (Cosini ab.)
(Zu andern:)
Ihr rasch zum Schloß, daß man die Feier rüste!
Ihr andern durch die Stadt! Bolognas Adel
Lad ich zu dieser Hochzeit ein. Doch merkt:
Für heut ist Schönheit Adel, nicht Geburt!
Ruft es so laut, daß es die Schläfer weckt,
Klopf an geschloß'ne Fenster an und klirrt,
Daß man sie öffne, und verträumte Augen
Erstaunt die edlen Boten schaun, und ruft:
Der Herzog lädt Euch zu der Hochzeit ein,
Die er mit Eurer schönsten Schwester feiert!
Kommt alle, ob ihr sonst im Treuen schlummert,
An eines Liebsten oder Gatten Brust,
Ob ihr in keuschen Betten einsam ruht,
Ob ihr von denen, die unstillbar Glühn
In jeder Nacht an neue Herzen drängt:
Kommt alle, nur seid schön! Ihr seid will¬
kommen!“