II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 583

haben
dessen
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seiner
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Seins
ängen
box 20/6

14. Der Schleier der Beatrice
minutiös deutlich geschildert, alles greift so geschickt Schiller und Goethe ihre Dramen schrieben und Kotzebue
Denn dieser war ein Bote, ausgesandt,
ineinander, daß, so lange wir uns im Banne der aufgeführt wurde. Und ich glaube, man braucht nur
Das Grüßen einer hingeschwundnen Welt
die Namen zu ändern, dann passen jene Worte Platens,
Dichtung befinden, nicht der leifeste Zweifel an
Lebendig jeder neuen zu bestellen
mit denen der Dichter seine Zeitgenossen geißelte, auch
der Wahrscheinlichkeit des Ganzen aufkommen kann.
Und hinzuwandeln über allen Tod!“
auf unsere Zeit:
Das ist es eben, was dieser Romantiker von heute
Was aber an dem Beatrice=Drama am meisten
„Mittelmäßigem klatscht ihr Beifall, duldet das Er¬
vor den Romantikern von Anno 1800 voraus hat: er
imponiert, das ist die Ueberlegenheit des Dichters, seine
hab'ne bloß,
kennt die Bühne so gut, wie nur sehr wenige unter
seltene Souveränität über dem Stoffe, die wir immer
Und verbannet fast schon alles, was nicht ganz ge¬
den zeitgenössischen Dramatikern. Er hat es in seinen
dankenlos.
wieder bewundern müssen. Er häuft Geschick auf Geschick,
frühern Stücken bewiesen, vor allem in dem kleinen,
Ja, in einer Stadt des Nordens, die so manches Uc####
Situation auf Situation, immer kommt etwas anderes,
geradezu als Muster dramatischer Technik dastehenden
Quell,
als der Leser erwartet hat. Und gerade das ist es, was
Einakter: „Die Gefährtin“. Die größten Schwierig¬
Preist man Claurens Albernheiten und verbietet Schillers
Goethe an Byron so sehr bewunderte. „Dasjenige,
Tell!“
keiten weiß er zu überwinden. Und dieser außerordent¬
was ich die Erfindung nenne“, sagte Goethe einmal zu
Jonas Fränkel
lichen Vertrautheit mit der Bühne, die er sich in seinen
Bern.
seinem getreuen Eckermann, „ist mir bei keinem Menschen
am realistischen Drama zugebrachten poetischen Lehr¬
in der Welt größer vorgekommen als bei ihm. Die
Art und Weise, wie er einen dramatischen Knoten löst, jahren erworben, verdankt er es, daß er auch bei dem
kühnsten Aufflug seiner Schaffenskraft niemals den
Kleine Chronik.
ist stets über alle Erwartung und immer besser, als
man es sich dachte.“ Und es ist, als wein Schnitzler festen Halt unter den Füßen verliert. „Wahrscheinlichkeit
(Mitgeteilt.) Soeben ist aus dem großen
selbst an dieser Buntheit der Gestalten, an dieser ist die Bedingung der Kunst, aber innerhalb des Reiches
Sammelwerke Bibliograyhie für schwei¬
Wirrnis der Situationen sich voll Entzückung weidete, der Wahrscheinlichkeit muß das Höchste geliefert werden,
zerische Landeskunde erschienen: Fascikel V 1
was sonst nicht zur Erscheinung kommt.“ Mich dünkt,
als wenn er geradezu mit Behagen all' die seltsamen
und 2 Anthropologie und Vorgeschichte, herausgegeben
nicht oft dürfte man einer Dichtung begegnen, die
Geschicke eines nach dem andern aufrollte, als wenn
von Prof. Dr. Rud. Martin und Dr. Jak. Heieili,
diese weisen Worte Goethes in solchem Maße befolgen
er uns zurufen wollte: „Schaut, wie reich ich bin,
beide in Zürich. Der erste Teil enthält ca. 160 Titel
würde, wie es „Der Schleier der Beatrice“ thut.
schaut, was ich alles kann!“ Und er kann es.
über physische Anthropologie der schweizerischen Be¬
Und wenn man nun bedenkt, daß Kritik, Theater¬
Und dann: wir wissen ja, das alles ist reine
völkerung und ist von Prof. Martin zusammengestellt,
direktoren und Publikum sich gegen diese mächtige
Phantasie des Dichters, er spielt mit uns, gerade so
während der zweite Teil von Dr. Heierli über 2000
Schöpfung eines unserer begabtesten Dichter geradezu
wie es ein Tieck in seinen Dramen thut. Diese Fülle
Titel, die Urgeschichte der Schweiz betreffend, aufweist.
verschworen zu haben scheinen, nur weil sie weder ein
von Ereignissen, diese Menschen mit ihrem seltsamen
Das Heft wird den Interessenten von großem Nutzen
Wesen und ihren wunderbar verschlungenen Schicksalen,modisches Probiemstück, noch ein Märchenstück, noch ein
sein; es ist zum Preise von 2 Fr. 50 durch alle Buch¬
dieses Auf und Nieder von Gefühlsemotionen, diese Salonlustspiel ist, und wenn man anderseits sieht, wie
handlungen, sowie beim Verleger K. I. Wyß in Bern
geheime Macht der Lebensgewalten — und all das die Capricen eines Blumenthal täglich in spaltenlangen
zu beziehen.
zusammengedrängt wie in einem Zauberkasten, wo wir Abhandlungen breitgetreten werden, so muß man sich
eine Ewigkeit in wenigen Minuten durchmessen! Und sagen, daß wir es auf diesem Punkte im Grunde nicht
doch das einzelne ist so realistisch glaubhaft, so viel weiter gebracht haben, als vor hundert Jahren, da