II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 617

15. Syivesternacht
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1 Büro für Zeitungsnachrichten
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WIENEK ZRITUNe
S. Mg 1583
# Einakterabend der Staatsakademie.
* Die Schauspielklasse des Professors Dr. Schulbaus“¬
veranstaltete am Montag einen Einakterabend, der, mit
Molières „Sganarell“ beginnend, über Rittners „Besuch
in der Dämmerung" und Silpesternacht“ zu
Auernheimers „Lügenbrücke"führte, Man konnte fest¬
stellen, daß sich in dieser Klasse mehrere hochbegabte
Talente befinden, die von ihrem Lehrer auch bereits ein
wertvolles Rüstzeug zur wirkungsvollen Ausübung ihres
Handwerks erhalten haben. Wenn in den drei ersten
Einaktern auch noch keine ausnahmslos befriedigenden
Leistungen zu sehen waren, stand die Aufführung von
Auernheimers „Lügenbrücke“ auf einem so hohen Niveau,
daß man dieses Ensemble ruhig in die Landeshauptstädte
österreichs entsenden könnte. In diesem Schwank fand
Rega, die Frau, die zwischen dem Gatten und dem
illegitimen Verehrer schwankt in Margarete Paulus¬
Jarosch eine sehr sympathische Darstellerin, die, eine
hübsche Bühnenerscheinung, sehr degagiert spielte und
ganz perfekt konversierte. Auch als Zofe in „Sganarell“
war diese junge Künstlerin schon als Glanzpunkt des
Ensembles aufgefallen. Man glaubte ihr die geistige
Überlegenheit, mit der die Zofe das hapy end herbei¬
führt. Eine reife, voller Anerkennung werte Leistung bot
auch Else Pircher in „Besuch in der Dämmerung“.
Ebenfalls im Besitz einer hübschen, reizvollen Erschei¬
nung brachte sie die Gestalt der Dame in Rosa in jeder
Hinsicht zu wirkungsvoller Geltung. Mit großer Auer¬
kennung muß ihr deutliches Sprechen hervorgehoben
werden. Während man, was Der ältere Freund und
Der Herr in Schwarz sagten, zur Hälfte erraten mußte,
was die Wirkung dieses Stückes leider stark beeinträch¬
tigte, verstand man bei ihr jedes Wort., Dabei sprach sie
keineswegs lauter als ihre beiden männlichen Partner.
Ein zu guten Hoffnungen berechtigendes Talent ist auch
Anna Blausten, die sich als Agathe in der „Silvester¬
nacht“ sehr geschickt behauptete, obwohl der Dialog dieses
Anna
Stückes keineswegs besonders effektvoll ist.
Krenek zeigte als Betti in der „Lügenbrücke“ eine
beachtenswerte humoristische Begabung. Von den Herren
ist Hermann Schwedt an erster Stelle zu nennen, der
sich als Sganarell einen demonstrativen Applaus auf
offener Szene holte. Da entwickelt sich in aller Stille
ein vielversprechendes komisches Talent, das sich auch
als älterer Freund in dem Rittnerschen Stückchen be¬
währte und auch in der „Lügenbrücke“ (Rechtsanwalt
Winkler) dem Darsteller wie dem Dichter einen vollen
Erfolg sichern half. Ein sympathischer Liebhaber, der sich
sehr gewandt bewegt und sein hübsches Organ geschicte
zu verwenben weiß, ist Hans Arndt. Leo Früh¬
wirth (Gorgibus) und Herr in Schwarz verstehen
scharf zu charakterisieren, desgleichen Robert Kiss, Ober¬
I. P.
kellner.
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I. Oesterr.
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Reichspost, vien,
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vom 11.3. 1933.
Akademietheater. Vier Cnakter hatte Professor
Dr. Schulbauer dermaßen zu einem Abend (Auf¬
führung der Staatsakademie für Musik und darstellende
Kunst) gewählt, daß die Schüler seiner Schauspielklasse
möglichst unterschiedliche Aufgaben vorfanden, an denen
sich ihr Fortscheitt und ihr Können zu bewähren ver¬
mochte. Man gewann denn auch sehr befriedigenden
Einblick in die erfolgreiche Tätigkeit dieses Lehrers. Wohl
stellte der Beginn des Abends, Molières einaktiges
Lustspiel „Sganarell" (in der formgewandten
Uebertragung Ludwig Fuldas) an die jungen
Leute Ansprüche besonderer und kaum restlos erfüllbarer
Art. Hier kommt es vielleicht nicht sosehr auf schau¬
spielerisch erlernbares Können an, als vielmehr um ge¬
reiftes Wissen um das Leben. Und dieses Wissen kann
eben nur das Leben selbst bringen. Immerhin wurde im
Gesamtbilde der Aufführung der Ton Molières glücklich
getroffen und festgehalten und Hermann Schwedt
als Sgaranell. Erna Perutka als Celia, Hans
Arndt als Lelio, Erna Goldgruber als Frau
Saanarell zeigten hübsche Leistungen. Der Einakter wurde
fröhlich belacht. Karl Mätzl hatte eine eigenartige
„musikalische Untermalung" beigesteuert,
Ertoin
Matauschek ein lustiges Bühnenbild. Hierauf folgte:
„Besuch in der Dämmerung“ von Thaddäus
Rittner. Gleichfalls ein schwieriges Unternehmen für
Schüler. Schien uns auch die Absicht des Dichters nicht
völlig erfaßt, so muß doch dem Bemühen Else
Pirchers, Leo Frühwirts und Hermann
Schwendts Achtung gezollt werden. Ein Schnitzler¬
scher Bühnendiglog „Silvestermacht“ wurde¬
dann von Leo Frühwirth und Anna Blausten
mit erstannlicher Einfühlung in die Stimmung dieses
kleinen Einfalles vorgefüihrt. Den Schluß des Ab#nds
machte Raaul Auernheimers Schwank „Die
Lügenbrücke“, dessen etwas gewagter Humor von
Margarete Paulns=Jarosch. Leo Früh¬
wirth, Hermann Schwedt und der originellen
Anna Krenek zu guter Wirkung gebracht wurde.
Dem Abend war ein ansehnlicher Erfola beschieden, B.