II, Theaterstücke 14, Der Schleier der Beatrice. Schauspiel in fünf Akten (Shawl), Seite 618

box 20/6
14. Der Schleier der Beatrice
Burgtheater=Premiore.
Dann zeigte der gute, brave Franz mir
den originellen Charakterkopf Julius von
Ludassys — den tiefen Kenner und
dramatischen Schilderer des langsam zu
Grunde gehenden Kleingewerbes, der uns
in seinem vielumstrittenen „Letzten Knopf¬
ein krasses aber hochbedeutendes Dokument
in künstlerischer Form geschenkt hat — das
schwatze ich alles pikfein meinem Franzl nach.
Ich sah Felix Salten, den Mann mit
den eisernen Ellenbogen, der hinauf und
vorwärts arbeitet und dem es nahezu ge¬
lingt, sich zum Künstler emporzuzüchten. Die
„Gedenktafel der Prinzessin Annat ist wirklich
eine vorzügliche Arbeit, der man die Mühe
kaum mehr anmerkt.
Ich sah dicht neben ihm Leo Feld, den
seibst ver¬
Autor der Lumpen, der ähnlich wie Salten
Er ist ein Wiener mit Leib und [ Ge spoltet, wenn sich
Klärt
!. Der Wiener in pickjüßen Weisen:
die ersehnte Künstlerschaft auf dem Umweg
Ein wuchtig Stück Wiener Ge¬
schichte.
Das goldene Wiener Herz gehört
Dass Wien nichtimmer ist ohne Fehl.
des Verstandes und des Willens zu erreichen
Schon lange ins alte Eisen!
Das sagter uns g'rab ins Gesichte.
sich bestrebt, treuherzig, aber lange nicht so
Karikatur auf Vincenz Chiavarci aus einem
geschickt, wie sein Kampfbruder; ich sah
Ballkalender der Concordia.
Jakob Wassermann, der jetzt auch in
Wien zu Hause ist, von wo aus er uns
schleudert hat — sag's nicht weiter, Maus,
den schweren und ach so gewürzten Brocken
was ich hier alles Gefährliches gelesen
seiner „Renate Fuchs“ an den Kopf ge¬
habe! Ich sah Emil Mariott, die eigent¬
ben, ich sah auch
lich ein Fräulein von Mataya ist und un¬
t Ebermanns,
erqnickliche Familienzustände mit unerbitt¬
Gesick
iger

folg seiner „Athenerin aus der
licher Virtuosität ausmalt, keine Bissigkeit
Weeeet e imnaseemmmt
überhörend, aber auch keinen Seufzer einer
ufbahn warf und der seit da¬
FCCG
tragischer Kämpfer um die
gequälten Brust; ich sah Guglia, den liebe¬

vollen Biographen Friedrichs von Gentz, den
irde, die sich ihm spröde ver¬
PPhilipp Langmann war
intimen Kenner der Metternichzeit und em¬
imer wieder das bretterne Gerüst
pfindsamen Reisenden durch Italiens ver¬
id sich nicht begnügen will, uns
gangenheitsreiche Städte; ich sah den
jungen Auernheimer, der die graziösen
Ancholisch reizvollen Novellen zu
Einakter mit den psychologischen Witzen und
— ich sah Adamus, den Dich¬
#amilie Wawroch und verblüffen¬
Spitzen schreibt; ich sah Beer=Hofmann,
der uns die wundersame Geschichte vom Tode
zer aller österreichischen Idiome
Georgs erzählte, Fred, der uns die feinen,
sich im stolzen Glauben wiegt,
sehnsüchtigen „Briefe an eine junge Frau¬
iche Kaiser zu sein und seinen
geschrieben hat und von einem Leben durch
hrtet mit dem Starrsinn eines
alle Sinne und Nerven träumt, das sich
Ich sah auch Dr. Schön¬
ihm in der Klarheit seines Tages nicht
starken Dichter der „Bild¬
offenbaren kann und will; ich sah Gustav
Ich sah Rudolf Lothar,
Schwarzkopf, der wieder zum Unterschied
schäftigten, rastlosen, der zu allem
8
das Leben durch allzu scharfe Gläser, als
et: ein Blatt zu leiten, Sonn¬
melancholischer Spötter und gekränkter Nach¬
in für die Presse zu schreiben,
4
rechner aller Dubiosa, Deficite und Mankos
ungen in der ganzen Welt an
sieht; ich sah Servaes, den wir nach Wien
erhalten, Zwiesprach mit der
abgegeben haben, wohin er doch so gar
chen Muse zu pflegen, eine
Bibliothek zu sammeln. Übrigens
nicht paßt und das er so ganz verkennt
Bucheinband zu E. Pötzls „Heuriges,“
König Harlekin“ kann man den Re¬
in seinen guten und bösen Eigenschaften.
Verlag von Robert Mohr in Wien.
it versagen, in dem steckt was drin.