II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 35

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11. Kigen
Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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KD“
„OBSERN
Nr. 84
L österr. behördl. oono. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concondiaplatz 4.
Vertretungen in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom.
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
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Ptchuill =amnatun
vom:
1X/710 5
„Reigen“.
Von Arthur Schnitzler ein neues Buch
Zu lesen, lohnt wohl den Versuch.
Doch gibt es manche im großen und ganzen,
tanzen!
Die vor Wut und Neid beginnen zu —
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Der „OBSERVER“ veranstaltet täglich einen Auszug enthaltend die
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blätter (Tagesjournale ausser „Neue Freie P’resse“ und „Wiener Zeitung")
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche
Leben des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mit¬
theilungen werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
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Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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Nr. 77
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichtes
Wien, I., Concondiaplatz 4.
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Leselzshs Keitu.&, Berlin
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Zeitschriften- und Bücherschau.
— Reigen. Von Arthur Schnitzler. Wiener Verlag. Dieses
Buch eines Antors, der unzweifelhaft zu den höchstbegabten
deutschen Schriftstellern unserer Tage gehört, hat in kurzer Zeit
die achte Auflage erlebt. Unseres Erachtens hätte es nicht
Schnitzler durfte, ja mußte viel¬
die erste erleben sollen.
leicht diese Studien schreiben; er hätte sie aber nicht
veröffentlichen sollen. In einer Anzahl von Gesprächen,
die ihre Farben den verschiedensten Gesellschaftssphären entnehmen
und die den Eindruck machen, als wären sie dem Leben abge¬
lauscht, wird der Verkehr zwischen Mann und Weib bis zum ver¬
fänglichsten Punkt geleitet. Dieser Punkt ist die Pointe jedes
Gesprächs. Um der Folge dieser Unterhaltungen, die eigentlich nur
elusive
Porto.
Terte zu unaussprechlicher Mimik sind, eine psochologisch=ironische
ahlbar
Wendung zu geben, die in Geheimnisse des Gesellschaftslebens hinein¬
führt, werden die Liebespaare derart zum Reigen gegliedert, daß
Voraus.
immer derselbe Mann oder dieselbe Frau, die eben in einem Ver
hältnis aufgetreten ist, in ein zweites verschiedenartiges hinüber¬
it es den
Abe tändelt, also eine geschlossene Kette, eine Art Terzinenform der
n.
erotischen Abenteuer. Trotz dieses Kunstgriffs, trotz der feinen
Beobachtung, die das Künstlerange nicht verleugnet, und trotz
lend de
mancher humoristischer Schlaglichter ist das Ganze durchaus
kein Kunstwerk, weder in der Form noch in der Sache, es sind
rgen¬
Inh
aneinandergereihte Studienblätter, die sich nur mit brutalen
eitung
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haftliche
wod
ese Mit¬
Instinkten beschäftigen und jede seelische Wirkung beiseite lassen.
Lebt
Dem Künstler darf nichts Natürliches fremd sein; sei er Mäler
oder Dichter wird er sich oft gedrungen fühlen in alle Geheim¬
nisse des Menschenlebens hineinzudringen und was er in den
Tiefen der dunkelsten Sinnlichkeit entdeckt, wird dann wie im
Leben selbst durch den ganzen Menschen und sein Schicksal als ein
Teil der Natur, als ein „Erdenrest“ hindurch schimmern. Zu ver¬
schiedenen Zeiten werden den Menschenbildner verschiedene
Elemente beschäftigen und es mag ihn locken, diese oder jene in
einem Zuge an verschiedenen Persönlichkeiten zu beobachten und
zu vergleichen. Aber das sind Werkstattbehelfe, intime Studien,
die einen Kunstgenuß vorbereiten, aber selbst keinen Genuß bieten.
Der Kunstforscher sucht sie vielleicht später einmal aus den Mappen
eines dahingegangenen Meisters heraus, um dessen Entwicklung
und Schaffensweise besser zu verstehen, ergötzt sich und andere viel¬
leicht an der Kraft die sich hier schon in den ersten Entwürfen, in
der tätige Meister selbst
den abgerissenen Studien betätigte —
zieht den Schleier von solchen vorbereitenden Skizzen nicht hinweg.
Es wird ihm nicht einfallen, zehn bis zwanzig Zehen oder Fersen
die er zu irgend einem Zwecke, als Naturstudien auf die Leinwand
geworfen hat, öffentlich auszustellen. Was soll dem Publikum
diese seelenlose Eintsnigkeit, die doch nur insofern einen Wert hat
als sie einem höheren Zwecke dient? Eine solche Ausstellung würde
auch kein Glück machen. Wenn Schnitzler trotzdem mit diesen
Studienblättern, die so und so viele Achillesfersen sinnlicher
Männer und galanter Weiber nachbilden, „Glück macht“ so ist das
eben nur der Fall, weil der Reiz der Verfänglichkeit hinzukommt
und alles auf Schilderungen hinausläuft, die man sonst im Leben
Dieser
verschleiert oder doch nicht einseitig vordrängt.
Reiz, diese Pikanterie kommt dem Eintönigen und Seelenlosen
Hilfe; für einen Erfolg aber, der auf solcher Hilfe beruht,
Schnitzler viel zu gut. Wir wollen uns bemühen, diesen häßlichen
Erfolg Schnitzlexs zu vergessen. Hoffentlich trägt er selbst dazu
bei, indem er durch ein lebendiges Kunstwerk, indem die Studie
als Element untertaucht, diesen verstimmenden Eindruck, diese
Indiskretion, die er gegen sich selbst begangen, vergessen macht. A. K.