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11. Reigen
ihrem Koffer mit sich führen und an den Hoteltischen
die Pointen zu erzählen suchen. Und zahlreiche Mäd¬
chen und Frauen werden das Buch in ihrem Näh¬
korb verstecken und mit den Freundinnen darüber
tuscheln. Weil es literarisch bemerkenswert ist?
O
nein, sondern weil es inhaltlich höchst interessant
ist
Kann ein Dichter sich über einen solchen Erfolg im
Ernste freuen? Man möchte gerne annehmen, daß
dies nicht der Fall ist. Und aus all dem folgt: ein
derartig gewagtes Buch gehört nur in die Hände
reifer, urteilsfähiger und ernster Leser. Aber es ge¬
hört nicht auf den großen Markt, wo es unbedingt
zur Eisenbahn= und Boudoirlektüre herabsinkt. Je
der, dem daran liegt, daß ein literarisch wertvolles
Buch auch wirklich als solches behandelt wird, dürfte
diese Anschauung teilen.
Eine Aufführung dieser Dialoge zu veranstalten
war gerade kein sehr glücklicher Gedanke, denn ihre
Feinheit mußte unbedingt durch eine, wenn auch noch
so vortreffliche Darstellung arg vergröbert werden.
Und außerdem mußte manches, auf der Bühn
schlechterdings Unmögliche wegbleiben oder so be¬
übrig blieb. Das letztere war besonders bei dem
4. Dialog der Fall, der den Anfang machte. Besser
darzustellen waren der 5. und 6. Dialog. Gespielt
wurden die drei Stücke (es wurde nur diese kleine
Auswahl aus den zehn Stücken des Buches geboten
sehr graziös und frisch, zum Teile von Mitgliedern
der hiesigen Hofbühne, die aber auf dem Zettel
schamhaft nur ihre Vornamen nannten. Es besteht
Inkognito zu lüften.
Das Publikum amüsierte sich und schien befrie¬
digt. Irgend welche sittliche Entrüstung war nicht
wahrnehmbar, obwohl das Auditorium sich aus den
vornehmsten Kreisen Münchens zusammensetzte.
Richard Braungart.
München.
Klurschteung —
Verwaltungsgebäuden im Mittelpunkte der frem¬
den Niederlassungen begonnen, und zwar teilweise
auf dem Boden, der nach der Erklärung Rußlands
von China abgetreten wurde, und teilweise auf dem
öffentlichen Platze, auf dem die fremden Konsulate
ich befinden. In Niutschwang bereiten die Angehöri¬
gen der fremden Nationalitäten einen Protest gegen
die Verbauung des öffentlichen Platzes vor.
Von
anderer Seite verlautet, England und Japan haben
ein Ultimatum an die chinesische Regierung gerich¬
tet, worin dieser aufgetragen wird, von Rußland
der
die unverzügliche Räumung
Mandschurei zu fordern und von dem etwaigen
Abschlusse eines russisch=chinesischen Vertrages,
treffend die Zivilverwaltung der Mandschurei,
die
beiden genannten Mächte vorher in Kenntnis
zu
setzen. Eine Beantwortung dieser Note wird vor
China binnen fünf Tagen verlangt. Ru߬
land hat bis jetzt nicht die geringsten
Veranstaltungen getroffen, die Mandschure
zu räumen, sondern vielmehr seine militärischen
Stellungen dortselbst verstärkt und seine Trup¬
pen sogar bis an die koreanische Grenze vorge¬
choben. Nach einer „Standard"=Meldung herrsche
in den russischen Kreisen in Tientsin die Meinung vor
daß der Ausbruch von Feindseligkeiten unvermeid¬
lich sei. — Die Vereinigten Staaten wer¬
den binnen kurzem 15 Schiffe im Golfe von
Petschuli vor Anker liegen haben, darunter fün
Panzer.
Zeitungstimmen.
Der liberale Abg. Dr. Zdenko Schücker rettet
Österreich mit einem Leitartikel in der „Neuen
Freien Presse“. Bemerkenswert sind folgende
Sätze, für die übrigens Herr Dr. Schücker kaum das
literarische Urheberrecht geltend machen könnte:
ronnen. Den dief er nicht, weit er nur
Haus dachte. Eines Tages aber brach
Haus zusammen und begrub ihn unter
Wir wollen in der Zeit, in der wir n
chen Staatssprache ehrlich streben, nicht
Sprache im Staate Österreich austilge
Das erste Argument, so das Wiener Blatz
ins Feld schießt, sei als die Krone seiner
letzt erörtert: Wir, die wir eingehend un
Vorzüge der Albrecht'schen Wohlmeinun
hätten“ den Ausspruch des Abg. Albr
selbst für „unmöglich“ gehalten, wei
Drahtbericht über den Brünner Parteita
gen“ habe. Ja, „Alldeutsches Tagb
schweigt gemeinhin tot, was — man nich
Satz war uns, wie mancher andere,
gedrahtet worden. Sobald wir von ih
hielten wir unseren Beifall nicht zurück
umsoweniger, als wir mit den Verhältn
mischtsprachigen Lande und den Erfah
sätzen der Deutschen in Untersteiermark
chweigt das „Alldeutsche Tagblatt“ die
Haltung dieser unanfechtbaren Deutschn
genügend vertraut sind.
Kaiser W
iederungen finden in der englischen Pr.
des Loubet=Besuches eine alle Deutscher
Ablehnung. „Daily News“ schreibt
„Der deutsche Kaiser sieht sich gezw
klugen, aber unpopulären Politik,
schmeicheln.
Und das Hauptorgan des Auswärt
der „Daily Chronikle“, erdreiste
gender Bemerkung:
„Wir haben Besucher geha
Zeremonie empfangen wurden, aber o
Mitsprechen des Gefühles
Besuch eines einzigen Mannes
ebenso willkommen sein, wie der
Loubet, und sein Abschied könnte dasse
hervorrufen. Dieser Mum ist
Roosevelt“
11. Reigen
ihrem Koffer mit sich führen und an den Hoteltischen
die Pointen zu erzählen suchen. Und zahlreiche Mäd¬
chen und Frauen werden das Buch in ihrem Näh¬
korb verstecken und mit den Freundinnen darüber
tuscheln. Weil es literarisch bemerkenswert ist?
O
nein, sondern weil es inhaltlich höchst interessant
ist
Kann ein Dichter sich über einen solchen Erfolg im
Ernste freuen? Man möchte gerne annehmen, daß
dies nicht der Fall ist. Und aus all dem folgt: ein
derartig gewagtes Buch gehört nur in die Hände
reifer, urteilsfähiger und ernster Leser. Aber es ge¬
hört nicht auf den großen Markt, wo es unbedingt
zur Eisenbahn= und Boudoirlektüre herabsinkt. Je
der, dem daran liegt, daß ein literarisch wertvolles
Buch auch wirklich als solches behandelt wird, dürfte
diese Anschauung teilen.
Eine Aufführung dieser Dialoge zu veranstalten
war gerade kein sehr glücklicher Gedanke, denn ihre
Feinheit mußte unbedingt durch eine, wenn auch noch
so vortreffliche Darstellung arg vergröbert werden.
Und außerdem mußte manches, auf der Bühn
schlechterdings Unmögliche wegbleiben oder so be¬
übrig blieb. Das letztere war besonders bei dem
4. Dialog der Fall, der den Anfang machte. Besser
darzustellen waren der 5. und 6. Dialog. Gespielt
wurden die drei Stücke (es wurde nur diese kleine
Auswahl aus den zehn Stücken des Buches geboten
sehr graziös und frisch, zum Teile von Mitgliedern
der hiesigen Hofbühne, die aber auf dem Zettel
schamhaft nur ihre Vornamen nannten. Es besteht
Inkognito zu lüften.
Das Publikum amüsierte sich und schien befrie¬
digt. Irgend welche sittliche Entrüstung war nicht
wahrnehmbar, obwohl das Auditorium sich aus den
vornehmsten Kreisen Münchens zusammensetzte.
Richard Braungart.
München.
Klurschteung —
Verwaltungsgebäuden im Mittelpunkte der frem¬
den Niederlassungen begonnen, und zwar teilweise
auf dem Boden, der nach der Erklärung Rußlands
von China abgetreten wurde, und teilweise auf dem
öffentlichen Platze, auf dem die fremden Konsulate
ich befinden. In Niutschwang bereiten die Angehöri¬
gen der fremden Nationalitäten einen Protest gegen
die Verbauung des öffentlichen Platzes vor.
Von
anderer Seite verlautet, England und Japan haben
ein Ultimatum an die chinesische Regierung gerich¬
tet, worin dieser aufgetragen wird, von Rußland
der
die unverzügliche Räumung
Mandschurei zu fordern und von dem etwaigen
Abschlusse eines russisch=chinesischen Vertrages,
treffend die Zivilverwaltung der Mandschurei,
die
beiden genannten Mächte vorher in Kenntnis
zu
setzen. Eine Beantwortung dieser Note wird vor
China binnen fünf Tagen verlangt. Ru߬
land hat bis jetzt nicht die geringsten
Veranstaltungen getroffen, die Mandschure
zu räumen, sondern vielmehr seine militärischen
Stellungen dortselbst verstärkt und seine Trup¬
pen sogar bis an die koreanische Grenze vorge¬
choben. Nach einer „Standard"=Meldung herrsche
in den russischen Kreisen in Tientsin die Meinung vor
daß der Ausbruch von Feindseligkeiten unvermeid¬
lich sei. — Die Vereinigten Staaten wer¬
den binnen kurzem 15 Schiffe im Golfe von
Petschuli vor Anker liegen haben, darunter fün
Panzer.
Zeitungstimmen.
Der liberale Abg. Dr. Zdenko Schücker rettet
Österreich mit einem Leitartikel in der „Neuen
Freien Presse“. Bemerkenswert sind folgende
Sätze, für die übrigens Herr Dr. Schücker kaum das
literarische Urheberrecht geltend machen könnte:
ronnen. Den dief er nicht, weit er nur
Haus dachte. Eines Tages aber brach
Haus zusammen und begrub ihn unter
Wir wollen in der Zeit, in der wir n
chen Staatssprache ehrlich streben, nicht
Sprache im Staate Österreich austilge
Das erste Argument, so das Wiener Blatz
ins Feld schießt, sei als die Krone seiner
letzt erörtert: Wir, die wir eingehend un
Vorzüge der Albrecht'schen Wohlmeinun
hätten“ den Ausspruch des Abg. Albr
selbst für „unmöglich“ gehalten, wei
Drahtbericht über den Brünner Parteita
gen“ habe. Ja, „Alldeutsches Tagb
schweigt gemeinhin tot, was — man nich
Satz war uns, wie mancher andere,
gedrahtet worden. Sobald wir von ih
hielten wir unseren Beifall nicht zurück
umsoweniger, als wir mit den Verhältn
mischtsprachigen Lande und den Erfah
sätzen der Deutschen in Untersteiermark
chweigt das „Alldeutsche Tagblatt“ die
Haltung dieser unanfechtbaren Deutschn
genügend vertraut sind.
Kaiser W
iederungen finden in der englischen Pr.
des Loubet=Besuches eine alle Deutscher
Ablehnung. „Daily News“ schreibt
„Der deutsche Kaiser sieht sich gezw
klugen, aber unpopulären Politik,
schmeicheln.
Und das Hauptorgan des Auswärt
der „Daily Chronikle“, erdreiste
gender Bemerkung:
„Wir haben Besucher geha
Zeremonie empfangen wurden, aber o
Mitsprechen des Gefühles
Besuch eines einzigen Mannes
ebenso willkommen sein, wie der
Loubet, und sein Abschied könnte dasse
hervorrufen. Dieser Mum ist
Roosevelt“