II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 99

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„OBSERVE
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vom:
75
xiges
München.
„Die Tragödie des Triumphes.“ Von Karl
Goldmann. — „Reigen“.
Dialoge von Arthur
Schnitzler*). (Akademisch=dramatischer Verein.)
ie Sommeraufführungen des akademisch=dramatischen
21) Vereins bilden sonst für München ein kleines Er¬
eignis, das sich von den nachhinkenden Soll= und Mu߬
premieren der öffentlichen Theater durch Geschmack und
=künstlerische Intention zu unterscheiden pflegte. Beide
Vorzüge lassen sich der diesjährigen Sommeraufführung
nicht nachrühmen, weder der Wahl der Stücke, noch ihrer
darstellerischen Durchführung, die zum größeren Teil
über der komischen Seite des schauspielerischen Dilettantis¬
mus die ernste vergessen ließ. „Die Tragödie des
inclus
Triumphes“ betitelt sich ein Künstlerdrama von Karl
Porti
Goldmann, das leider nicht als Triumph der Tragödie
50.
Zahlh
bezeichnet werden kann. Ich erkenne an, daß der Autor
im Vo
00.
die Schlechtesten, die von der Phrase zum Wort und von
isschnitte ist
der hohl aufgeblähten Form langsam dazu kommen, sich
auch steht e
erst Inhalte zu schaffen und den großen Hohlraum mit
zu ändern.
ihnen anzufüllen. Warum man uns aber diese unfertige
Arbeit vorsetzt, bleibt Geheimnis der Vereinsleitung,
ag enthalten!
der die Kläglichkeit dieses Versuchs vorwiegend zur Last
ner Mor
fällt. Daß ein junger Mann die Ehe für den Tod des
Wiener Zeit
künstlerischen Schaffens hält und diese auch von sonst
d wirthschal
ganz vernünftigen Menschen oft bestrittene These mit
wird. Dies
jenem Bombast raketenartig in die Luft schleudert, der
das Einmaleins zu einer Heilswahrheit aufbläst und so
lange bläst und bläst, bis irgend etwas zum Platzen
kommt, das ist natürlich und nach den psychologischen
Gesetzen, nach denen sich die Seele eines Jünglings auf
ihr Mannestum vorbereitet, vielleicht sogar eine traurige
Notwendigkeit. Aber was Karl Goldmann braucht, habe
ich als Theaterbesucher noch lange nicht nötig. Im
deren Wurzeln noch im Klein=Persönlichsten stecken, sich
vor einer fremden Menge breit macht, die Herrn Gold¬
mann einen geduldigen Freund nie wird ersetzen können.
Drei Dialoge aus Arthur Schnitzlers „Reigen“
machten den Abschluß des übel begonnenen Abends.
dem Autor, dem Publikum oder sich selbst irgend einen
nennenswerten Dienst damit geleistet hätte. Der Grund¬
gedanke des „Reigens“, daß im letzten Dialog gewisser¬
maßen das Leben selbst in geistreich=frecher Weise den
ersten parodiert, indem es reigenartig zu seinem Aus¬
gangspunkt zurückkehrt, wurde überhaupt getilgt, da nur
drei von elf Dialogen zur Aufführung gelangten. Was
übrig blieb, war ein Stück geschwinder, raschelnder
Grazie, drei kapriziöse Schritte aus einem koketten
Liebestanz, der, hätten wir ihn vollendet gesehen, einer
gewissen leichthin frechen Symbolik nicht entbehrt hätte.
So mußten wir uns damit begnügen, daß dreimal eine
silberne, wienerische Laune vor uns aufblitzte, die das
Theater nicht verträgt. In diesen Dialogen herrscht
eine solche fast zeitlose Augenblicklichkeit des Geschehens,
daß ein vorgeschriebener Schritt oder eine notwendige
Geste, die auf der Bühne wirklich gemacht wird, schon
eine ganze Ewigkeit zu lange dauert. Diese flüchtigen
Bilder, die aus ihrer Oberflächlichkeit eine feine Tugend
machen und selbst im Schlüpfrigsten von einem immer
unbeirrten Instinkt für das künstlerisch Taktvolle geleitet
werden, müßten, wollte man sie ihrem Wesen gemäß
darstellen, so rasch auf der Bühne vorüberfliegen können,
als die Gedanken im Kopfe des Dichters, die sie schufen.
Am bühnenfähigsten war wohl der zweite der auf¬
geführten Dialoge, „Die junge Frau und der Ehemann“
der ein wenig materiell=psychologisch angefaßt ist und
darum das Tempo der Bühnenwirklichkeit am besten
verträgt.
Leo Greiner.
*) Die Buchausgabe (250 S. M. 3,50) erschien im Wiener
Verlage, Wien und Leipzig, 1903.
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Reigen
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P#ager Tagblatt
vorde 16/1 (900
7— Schnitzlers „Reigen“, diese Reihen¬
folge von zehn Szenen intimster Natur, soll aufgeführt
werden, und zwar vom akademisch=dramatischen Verein
in München. Auch in Paris führen Studentenvereini¬
gungen zuweilen Stücke auf, die vor einem größeren
Publikum unmöglich sind, Wir glauben, daß der Dichter
selbst an eine Aufführung dieser Szenen nicht gedacht
hat, die beim Lesen einen großen Reiz ausüben, von
der Bühne herab, auch von der kleinsten, nicht ange¬
nehm wirken können.
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