11.
Reigen
box 17/2
Telephon 12801.
Alex. Welgl’'s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
TD
Nr. 90
„OBSEHVE
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concondiaplarz 4.
Vertretungen in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, Newyork, Parn, Kom,
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
Kusschnitt aus: Suthtatt uschen,
vome 22—
Neue Bahnen. (Wien Nr. 11.) Man traut seinen Augen kaum,
wenn man im neuesten Heft dieser scheinbar modernen Zeitschrift,
die teilweise unter der Aegide von Michael Georg Conrad steht, einen
Artikel „Sehr geehrter Herr Staatsanwalt!“ liest, worin der Staats¬
anwalt sans phrase aufgefordert wird, den „Reigen“ eines
sicheren (!!) Herrn Schurzler zu konfiszieren, da aus diesem
„elenden Machwerk“ nichts als „die Lust am Schmutze spricht, und
zwar in gedanklich ärmster und formal wertlosester Weise“. Der
Verfasser des Aufsatzes hat den Mut, seinen Namen unter diese De¬
nunziation zu setzen, er heißt: Fr. Törnsee. Die Aufnahme eines der¬
artigen Artikels bedeutet eine arge Entgleisung der Redaktion der
„Neuen Bahnen“, denn mag das Werk Arthur Schnitzlers, der vor¬
läufig für viele Leute von Geschmack ein Künstler ist und in seinen
schlimmsten Büchern noch immer einen besseren Stil schreibt als Herr
Törnsee, auch den oder jenen lex Heinze=Enthusiasten ärgern, eine
Fül
literarische Zeitung hat auf alle Fälle keine Veranlassung, den Staats¬
anwalt auf Literaturerzeugnisse zu hetzen, denn damit schießt sie einen
„
Pfeil ab, der über kurz oder lang auf sie selber zurückprallt. Den
n
äußeren Anstoß zu seiner Denunziation hat Herrn Törnsee die staats¬
Ab
anwaltschaftliche Beschlagnahme eines Romans „Gräfin Julie“ ge¬
Ab
geben, den ein obskurer Herr A. Weißl geschrieben hat. Dieser Herr
Weißl scheint zu Herrn Törnsee in nahen Beziehungen zu stehen, und
nach Art kleiner Knaben, die des nicht vertragen können, daß der
Ini
andere ein Vergnügen hat, das ihnen selber gestört wurde, haben sie
bl
einen so unrühmlichen Feldzug pro pudore unternommen. Leider
WoL
übersahen sie dabei, daß sie bei diesem Waffengang am meisten sich
Leben
elber verwundet haben, denn den „sicheren“ Herrn Törnsee wird
theiluf
man sich merken, aber nicht zu seinem Vorteil. Uebrigens was sagt
der Gründer der „Gesellschaft", Michael Georg Conrad, dazu?
Reigen
box 17/2
Telephon 12801.
Alex. Welgl’'s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
TD
Nr. 90
„OBSEHVE
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concondiaplarz 4.
Vertretungen in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, Newyork, Parn, Kom,
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
Kusschnitt aus: Suthtatt uschen,
vome 22—
Neue Bahnen. (Wien Nr. 11.) Man traut seinen Augen kaum,
wenn man im neuesten Heft dieser scheinbar modernen Zeitschrift,
die teilweise unter der Aegide von Michael Georg Conrad steht, einen
Artikel „Sehr geehrter Herr Staatsanwalt!“ liest, worin der Staats¬
anwalt sans phrase aufgefordert wird, den „Reigen“ eines
sicheren (!!) Herrn Schurzler zu konfiszieren, da aus diesem
„elenden Machwerk“ nichts als „die Lust am Schmutze spricht, und
zwar in gedanklich ärmster und formal wertlosester Weise“. Der
Verfasser des Aufsatzes hat den Mut, seinen Namen unter diese De¬
nunziation zu setzen, er heißt: Fr. Törnsee. Die Aufnahme eines der¬
artigen Artikels bedeutet eine arge Entgleisung der Redaktion der
„Neuen Bahnen“, denn mag das Werk Arthur Schnitzlers, der vor¬
läufig für viele Leute von Geschmack ein Künstler ist und in seinen
schlimmsten Büchern noch immer einen besseren Stil schreibt als Herr
Törnsee, auch den oder jenen lex Heinze=Enthusiasten ärgern, eine
Fül
literarische Zeitung hat auf alle Fälle keine Veranlassung, den Staats¬
anwalt auf Literaturerzeugnisse zu hetzen, denn damit schießt sie einen
„
Pfeil ab, der über kurz oder lang auf sie selber zurückprallt. Den
n
äußeren Anstoß zu seiner Denunziation hat Herrn Törnsee die staats¬
Ab
anwaltschaftliche Beschlagnahme eines Romans „Gräfin Julie“ ge¬
Ab
geben, den ein obskurer Herr A. Weißl geschrieben hat. Dieser Herr
Weißl scheint zu Herrn Törnsee in nahen Beziehungen zu stehen, und
nach Art kleiner Knaben, die des nicht vertragen können, daß der
Ini
andere ein Vergnügen hat, das ihnen selber gestört wurde, haben sie
bl
einen so unrühmlichen Feldzug pro pudore unternommen. Leider
WoL
übersahen sie dabei, daß sie bei diesem Waffengang am meisten sich
Leben
elber verwundet haben, denn den „sicheren“ Herrn Törnsee wird
theiluf
man sich merken, aber nicht zu seinem Vorteil. Uebrigens was sagt
der Gründer der „Gesellschaft", Michael Georg Conrad, dazu?