II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 157

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Reigen
box 17/3
Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
Nr. 12
„OBSERVER“
485
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen in Berlin, Budapest, Chicago, Genf. London, Newyork, Paris, Rom,
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
Ausschnitt aus: Neue Freie Presse. Wien
vom: ¾ 000
Die Landtage.
Wien, 5. November.
Im niederöstereichischen Landtage hat die
heutige Sitzung den Beweis erbracht, mit welcher Liederlich¬
keit die Gesetze und Beschlüsse durch die heutige Majorität

gefaßt werden. Der Abgeordnete Freiherr v. Freuden¬
thal wies nämlich nach, daß der gestrige Beschluß über
*
die Diäten eine Fassung erhalten habe, wonach die Land¬
c
tagsabgeordneten für die Dauer der Session Diäten von
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zwanzig Kronen täglich beziehen. Da Session und Legislatur¬
:
periode vielfach synonym gebraucht werden, würde diese
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Bestimmung einen ununterbrochenen Diätenbezug durch
volle sechs Jahre bedeuten. Niemand widersprach der
Richtigkeit dieser Bemerkung, aber man schämte sich, eine
Für
Reassumirung der Abstimmung vorzunehmen und begnügte
sich, im Protokoll zu konstatieren, daß die Diäten nur
für
die Dauer des Sessionabschnittes bezogen werden. —
der Debatte über das Armenwesen hielt der hochwürdige
Abgeordnete Bauchinger eine Kapuzinade unter Anlehung
Ab
Ab
an eine Rede des verstorbenen Reichsratsabgeordneten
Kaltenegger, die seinerzeit im Abgeordnetenhause einen
stürmischen Heiterkeitserfolg erzielt hatte. Sie behandelte
In
das Nackte in der Kunst und in den Schaukästen, das

Herr Bauchinger mit F uer und Schwert ausrotten möchte,
We
denn die das Nackte sehen, werden liederlich und fallen
schließlich der Armenversorgung zur Last. Aber man merkte
rotz des pathetischen Tones, daß Herr Bauchinger ein
scharfes Auge für das Nackte besitze, und alles, was er
gesehen, seinem Gedächtnisse genau eingeprägt habe.
Aus den einzelnen Landtagen liegen uns fol¬
gende Berichte vor:
Niederösterreich.
(30. Sitzung. — Fortsetzung aus dem Abendblatte.)!
Beitragsleistung zu den Wasserstraßen.
Staithalter Graf Kielmansegg bemerkt, daß der Bericht dis
Bauausschusses über die Regierungsvorlage, betreffend die
Beitragsleistung zu den im Sinne des Gesetzes vom 11. Juni
1901 vom Staate auszuführenden Wasserstraßen, auf der
Tagesordnung stehe und daß er die Herren Ministerialsekretär
Dr. Heinrich Kautzky und Baurat Richard Kuhn vom Handels¬
ministerium zu seiner Unterstützung hieher gebeten habe, damit diese
Fachmänner eventuell gewünschte Auskünfte erteilen können.
Landesausschuß v. Pirko referiert über diesen Gesetzentwurf.
Abg. Reckendorfer urgiert die Regulierung des Marchflusses.
Abg. Höher ersucht die Regierung, beim Wasserstraßenbau den
Granit aus dem Bezirke Weitra zu beziehen.
Abg. Jedek sagt, den Gemeinden an der Donau sei durch die
Eisenbahnen der Verkehr weggenommen worden. Er wünscht beson¬
dere Rücksichtnahme auf das Kanalprojekt Budweis=Linz. Dadurch
würde der Verkehr auf der Donau auf der Strecke Linz=Wien neu
belebt.
Landesausschuß v. Pirko erklärt, daß die Berücksichtigung des
vom Vorredner geäußerten Wunsches direkt gegen das Interesse des
Landes Niederösterreich wäre.
Der Gesetzentwurf wird unverändert angenommen.
Christlichsoziale Armenpflege.
Abg. Freiherr v. Doblhoff referiert über die Voranschläge
des Landesarmenfonds.
Abg. Höher beschwert sich über die Höhe der Armenumlagen.
In den Landgemeinden draußen stehen nur zwei schöne Gebäude:
die Schule und das Arwenhaus. Das schaut oft aus wie ein Palast.
Damit der Blitz ja kan Armen derschlagt, steht noch
a Blitzableiter d'rauf. Wenn das so fortgeht, wird es noch zu einem
Bauernkrieg kommen. Dann wird der Bader sagen: „Du
Adler, du Seitz, du Ellenbogen, führe uns an.
(Heiterkeit.) Dann wird es gegen die Herren gehen, die
mich jetzt auslachen, gegen die Großgrundbesitzer. Das
wird einmal so kommen, und ich sag's, damit das stenographische
10.
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