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Arbeitgeber aus Kärnten an die landwirtschaftliche Abteilung
lichen Schmerzen das Ohr der Oeffentlichseit oft genug
für Arbeitsvermittlung bei der Landesregierung in Klagen¬
belästigt, wir haben gegen Wedekind und Schönherr und
furt. In den Lohn= und Devutatsätzen für tschecho-slowakische
Sternheim gewettert, wir haben uns schon zu wieder¬
Wanderarbeiter ist im allgemeinen keine Aenderung gegen
holten Malen als scheuklappentragende Kunstfeinde pro¬
jene des Jahres 1920 eingetreten. Im Hinblick auf den nahe
duziert. Diesmal aber sind uns sogar aus Kreisen, die
bevorstehenden Frühjahrsanbau ist größte Eile dringend ge¬
uns sonst verächtlich zu belächeln pflegten, Bundesgenossen
boten.
erstanden. In Berlin hat sich ein Maximilian Harden
Die Fleckfieberfälle in Wien. Sonntag sind in Wien zwei
in heller Empörung gegen die dortigen „Reigen“= Auf¬
neue Fälle Fleckfieber festgestellt worden, die Wiener Ein¬
führungen aufgelehnt und ein Moissi hat sich gar zu dem
wohner betreffen und nicht mit der Artistengruppe in ur¬
sächlichem Zusammenhang stehen. Di se Personen scheinen
Ausspruche verstanden, jede Schauspialerin, die im
von aus dem Norden zugereisten Personen infiziert worden
„Reigen“ mitspiele, verdiene angespuckt zu werden (was
zu sein. Zu diesen zwei Fällen kommen noch zwei Personen
wir ihm wahrhaftig nachfühlen können). Das sind denn
mit Flecksieberverdacht. Sämtliche Personen wurden in
doch unverdächtige Zeugen dafür, daß man kein „Zelot“
das Infektionssvital der Gemeinde gebracht und ihre
zu sein braucht, um über diese arge Schmach, die da
Wohnungen desinfiziert. An der Erhebung weiterer Insek¬
dem Theafer und dem Publikum angetan wird, in
tionen wird mit aller Energie gearbeitet.
lammende Wut zu geraten. Auch Leute, die sonst in
Forderungen von Salzburger Invallden und Hein¬
Fragen der Sittlichkeit ein sehr weites Herz dekundet
kehrern. Eine in Anwesenheit von Vertretern der Salzburger
haben, müssen, sotorne sie sich nur einiges Gefüll für
Behörden in Salzdurg am 31. Jänner abgehaltene Versamm¬
lung der Kriegsinvali den-Landesorganisation und der Heim¬
Reinlichkeit und Anstand bewahrt haben, diesmal an,
ebrer nahm eine Entschlirßung an, worin #. #. eine Abltemn
unsere Seite treten.
lung der Noten auf 50%, das Verbot der nfuhr vo¬
Mit dem Dichter Schnitzler abzurechnen ist eigentlick,
Luxuswaren, eine energische Durchführung dei vermögens¬
(in wenio erspätet, denn er hat diese penetrante Dialog¬
abgade, ein 50%iger Preisabbau mit 30%igem Lohn¬
reche vor Fahrzehnten geschrieben. Natürlich hätte er,
abbau und eine energische Durchführung des Anschlusses
der uns inzwischen doch wesentlich maßvollere Proben
an Deutschland gefordert werden.
seines Könnens geliefert hat (darunter den in gewissem
Das Stelldichein der Salzburger Schieber gesperrt. Wie
Sinne sogar anständigen „Jungen Medardus“) sich
aus Salzburg, 31. Jänner, gemeldet wird ist das im Sep¬
nicht — offenbar dem Geschäft zuliebe — verleiten lassen
tember v. J. von dem Wiener Stidronski im Hotel Horn
ollen, diese übelduftende Jugendsünde aus ihrer Buch¬
eröffnete Kabarett, dak bald zum Stelldichein der Schieber
vergessenheit hervorzuholen und damit das Theater zu
von Salzburg und Umgebung wurde, von der Polizei ge¬
schlossen worden.
verunreinigen. Es gibt einen „Frau=von=Pollak“=Witz
Eine tschechische Volkszählung in Deutschösterreich. Nach
(wie deren die Juden genug und mit Behagen zu er¬
einer Meldung der Prager „Narodni Listy“ hat der
zählen wissen), da leistet sich diese Dame, deren Bildung
tschecho=slowakische Nationalausschuß dem
mit ihrem Reichtume nicht Schritt zu halten vermag, das
Antrage zugestimmt daß in Oesterreich eine private Zählung
unfreiwillige Wortspiel, zu einem gräflichen Besucher zu
der tschecho-slowakischen Staatsangehörigen durchgeführt
sagen: „Ich danke Ihnen, Herr Graf! Sie haben mein
werde.
Haus zu einem Freudenhause gemacht!“ — Mit dem
Ein Wolf in Krain. Bei Oberlaibach wurde dieser Tage
„Reigen“ hat Schnitzier das Theater, das uns ein Haus
vom Ingenieur Franz Tavcar ein Wolf im Gewichte von
38 Kilogramm erlegt.
edler Freuden sein sollte, zu einem Freudenhause, zum
Schauplatze von Vorgängen und Gesprächen gemacht, wie
In Trauerfällen Schwarzfärberei aller Kleider in 24 Stun¬
sie sich schamloser in keiner Dirnenhöhle abreckeln können.
den. Auch alle anderen Farben. Wiener Theaterpntzerei. 5. Be¬
Man erwarte von uns keine „literarische Wertung“ dieser
zirk. Rüdigergasse 20, 1. Bezirk. Kübfußgasse 2, 4. Bezirk. Große
Dichtung! Was bekümmert es uns, daß sich darin manch¬
Neugasse 17.
mal Witz und sprachliche Behendigkeit äußern, daß hinter
mancher dieser Zoten naltdenkliche Melancholie stebt.
„Reigen“
Was auch bekümmert uns die „gute“ Darstellung, die
bloß geeignet ist, den abscheulichen Eindruck zu verstärken?
Die Achtung vor dem Reinlichkeitsgefühl unserer
Wir entschlagen uns auf das Bestimmteste der Pflicht,
Leser zwingt uns, sie bloß kurz und andeutungsweise mit
über diese ganze Geschichte wie über eine ernsthafte künst¬
dem Tatsachengehalt dieser zehn Dialoge von Artur
lerische Angelegenheit zu sprechen. Mit höchstem Be¬
Schnitzler bekannt zu machen. Zehn Personen schlin¬
fremden müssen wir es auch aufnehmen, daß eine Kinder¬
gen den „Reigen“: die Dirne mit dem Soldaten, dann
hilfsaktion sich den Reinertrag der Generalprobe dieses
der Soldat mit dem Stubenmädchen, dann das Stuben¬
Schandstückes zuführen lassen wollte und sich so in die
mädchen mit dem jungen Herrn, dann der junge Herr
verpestete Dunstsphäre ziehen ließ. So bedürftig jeglicher
mit der jungen Frau eines andern, hierauf dieser Andere
Unterstützung die Kinderhilfe auch sein mag, so darf ihre
mit einem süßen Mädel, dann das süße Mädel mit dem
Bedenkenlosigkeit noch nicht so weit gehen, daß sie sich bei¬
Dichter, hierauf der Dichter mit der Schauspielerin, dann
spielsmeise am Reinertrag von Bordellunternehmungen
die Stauspielerin mit dem Grafen und endlich der Gra
beteiligt.
mit der Dirne, so daß der Kreis geschlossen ist. Jede dieser
Bei höchsten Preisen, wie sie bloß den Verhältnissen
zehn kurzen Szenen wird zum Akt; in jeder arten
übeister Verdiener angepaßt sind, soll jetzt eine lange
Liebesgespräche schon nach wenigen Minuten zu einer
Serie von „Reigen“=Aufführungen beginnen. Schnau¬
Handlung aus, die im Buche mit Gedankenstrichen an¬
fende Dickwänste mit ihrem weiblichen Anhange, der den
gedeutet wird und die durch Verdunkelung der Bühne zu
Namen der deutschen Frau schändet, sollen sich jetzt dort
markieren die Spielleitung vorläufig noch genug Rück¬
allabendlich ihre im wüsten Sinnentaumel erschlafften
sicht besitzen muß. Wir sagen vorläufig „noch“ denn
Nerven aufkitzeln lassen. Allein wir gedenken den Herr¬
nach einer neuerlichen Revolution und bei
schaften das Vergnügen bald zu verleiden. Das glauhen
wird
ausgedehnter
„Freiheit“
noch
weiter
wir unserem Wiener Theater, unserem Volke und nicht
letzte Schranke
vermutlich auch noch
diese
zuletzt auch den Künstlern schuldig zu sein, die dazu ver¬
fallen, die uns derzeit noch von der Ungeniertheit trennt,
urteilt sind, sich Abend für Abend vor solchem Publikum
mit der sich das Weidevieh auf der Alm oder die Hunde
aller Scham zu begeben. Schluß mit den „Reigen“=Auf¬
auf der Gasse ihrem Liebesdrange hingeben. In der
bösen Monarchic, die bekanntlich der Entfaltung der führungen!