senstag
Jänner.
Tochter des
dolfsheim,
berleutnant
Sonntag,
n General¬
ter Burk
hr abends,
iktorin,
re silberne
Zerwandter
ater Wolf¬
Narchfelde,
1. Kürzlich
rhan in
diesem An¬
s Saal in
R. Körnen
üinstlerisch
Pokorny
und der
ide über¬
Kevven.
r Fischer
er Wäh¬
otesil
inkte ge¬
mütliche
er Feier
ldungen
eleichte
peratur
er Karl
Doktor
icht zu¬
ntis in
Winter¬
erkrankt,
tis nach
i Nyon
ft. Im
Wiener
sidium
die
ig soll
n und
erben,
on zu
haben
sollen
öffnet
Au¬
e. die
Fran¬
10
u der
n und
## e
beran¬
n, die
jetzt
hwie
Von der
gasse 23,
ersucht:
ge Leute
e G. m.
fte abzu¬
n darauf
chtigt ist
innehat
U beglau¬
en gegen
Reichspost
und Mindestbemittelten, welcher ein Bezugschein beigelegt
werden könnte, zu legitimieren.
Die Standesforderungen der Agrargeometer. Am
28. Jänner überreichte eine Abordnung von Agrartechnikern
unter Führung des Abg. Dr. Buresch dem Landwirt¬
chaftsminister Haueis eine Denkschrift der „Gewerkschaft
er Agrartechniker Deutschösterreichs“ betreffend die Stan¬
desforderungen der Agrargeometer. Danach fordern die
Agrargeometer die Gleichstellung mit ihren Kollegen der
Gruppe A durch Aufhebung jenes Absatzes der Ministerial
verordnung vom 1. Februar 1914, der sie ohne Rücksicht auf
die Schwierigkeit und Verantwortlichkeit ihres Dienstes in
die Gruppe B einreihte. Ferner verlangen sie, daß jene
demütigende Bestimmung des Gesetzes vom 13. April 1920,
die ihnen die Fähigkeit, agrartechnische Leiterposten zu be¬
kleiden, abspricht, ehestens durch eine geeignete, gesetzgebe¬
rische Maßnahme außer Kraft gesetzt werde. Sie fordern im
Zusammenlegungsdienste Fachleute auf leitendem Posten, die
sich ihre Eignung hiezu von der Pike auf erarbeitet haben
und diesen Dienst in allen seinen Stadien gründlich kennen,
kurz, die aus dem Stande der Zusammenlegungstechniker
elbst hervorgegangen sind. Der Minister versicherte die Ab¬
ordnung seines vollen Verständnisses für die Bedeutuig der
Arbeit des Zusammenlegungstechnikers und stellte ein Ein
schreiten des Landwirtschaftsministeriums beim Finanz
ninisterium wegen Uebernahme der Agrargeodäten in die
Gruppe A in Aussicht.
Beistellung tschecho=slowakischer Wanderarbeiter für die
heurigen Anbau= und Erntearbeiten. Das Bundesministe¬
rium für Land= und Forstwirtschaft verlautbart: Der Be¬
darf der heimischen Landwirtschaft an tschecho=slowakischen
Wanderarbeitern für das Jahr 1921, insbesondere für den
Zuckerrübenbau und für die Erntearbeiten, erscheint sicher¬
gestellt. Die Bedingungen für den Erhalt solcher Arbeiter sind
von den einzelnen Betrieben, bezw. Arbeitgebern, in Nieder¬
österreich unmittelbar bei der Arbeiterzentrale im
Bundesministerium für Land= und Forstwirtschaft, Wien,
. Bez., Ebendorferstraße 7, 2. Stock, Zimmer Nr. 161, zu
erfragen. Arbeitgeber im Lande Salzburg wenden sich an die
landwirtschaftliche Abteilung für Arbeitsvermittlung bei
der Salzburger Landesregierung, solche aus Steiermark an
den Steirischen Arbeitsnachweis in Graz, Bürgergasse 2, und
Arbeitgeber aus Kärnten an die landwirtschaftliche Abteilung
für Arbeitsvermittlung bei der Landesregierung in Klagen¬
urt. In den Lohn- und Devutatsätzen für tschecho-slowakische
Wanderarbeiter ist im allgemeinen keine Aenderung gegen
jene des Jahres 1920 eingetreten. Im Hinblick auf den nahe
bevorstehenden Frühjahrsanbau ist größte Eile dringend ge¬
boten.
Die Fleckfieberfälle in Wien. Sonntag sind in W.
wwei
neue Fälle Fleckfieber festgestellt worden, die Wiener ein
wohner betreffen und nicht mit der Artistengruppe in ur
sächlichem Zusammenhang stehen. D se Personen scheinen
von aus dem Norden zugereisten Personen infiziert worden
zu sein. Zu diesen zwei Fällen kommen noch zwei Personen
mit Flecksieberverdacht. Sämtliche Personen wurden
7
in
das Infektionsspital der Gemeinde gebracht und ihre
Wohnungen desinfiziert. An der Erhebung weiterer Insek
tionen wird mit aller Energie gearbeitet.
Forderungen von Salzburger Invaliden und Heim¬
kehrern. Eine in Anwesenheit von Vertretern der Salzburger
Behörden in Salzburg am 31. Jänner abgehaltene Versomm¬
lung der Kriegsinvali den=Landesorganisation und der Heim¬
kehrer nahm eine Entschließung an, worin u. a. eine Abstem¬
ung der Noten auf 50%, das Verbot der nfuhr vo#
Luxuswaren, eine energische Durchführung dei Vermögens¬
abgabe, ein 50%iger Preisabbau mit 30%igem Lohn¬
abbau und eine energische Durchführung des Anschlusses
an Deutschland gefordert werden.
Das Stelldichein der Salzburger Schieber gesperrt. Wie
aus Salzburg, 31. Jänner, gemeldet wird ist das im Ser¬
tember v. J. von dem Wiener Stidronski im Hotel Horn
eröffnete Kabarett, das bald zum Stelldichein der Schieber
von Salzburg und Umgebung wurde, von der Polizei ge¬
schlossen worden.
Eine tschechische Volkszählung in Deutschösterreich. Nach
einer Meldung der Prager Narodni Listy“
hat der
tschecho=slowakische Nationalausschuß dem
Antrage zugestimmt, daß in Oesterreich eine private Zählung
der tschecho-slowakischen Staatsangehörigen durchgeführt
werde.
Ein Wolf in Krain. Bei Oberlaibach wurde dieser Tage
vom Ingenieur Franz Tavcar ein Wolf im Gewichte von
38 Kilogramm erlegt.
I. Februar 1921
Nr. 31
schönen Künste so grausame Fesseln anlegte, war selbst
das Buch verboten. Jetzt hat man Gelegenheit, dieset
erlesene Kunstwerk auf der Bühne zu sehen.
Es fällt einigermaßen schwer, dieser wahrhaftigen
Schandtat gegenüber, die sich da ein Wiener Theater
leistet, kühles Blut zu bewahren. Unter den traurigsten
Verfallserscheinungen, welche die Abwärtsbewegung der
neumodischen „Theaterkultur“ dennzeichnen, be#eutet
diese Aufführung des „Reigens“ den bisher tiefsten Tief¬
stand. Das alte Wort, daß alles schon dagewesen sei, wird
hier Lügen gestraft. So was war noch nicht da. Diesen
1. Februar 1921, diesen Tag, an dem es eine Wiener
Bühne ungestraft wagen durfte, sich zum Schauplatze
geilster pornographischer Literatur zu machen, den müssen
wir uns gut merken. An diesen Tag werden wir die Be¬
hörden erinnern, wenn sie über den fortschreitenden
Sittenverfall klagen. Wenn man in den Theatern solche
Hochschulen für Schmutz und Laster duldet, dann darf
man sich eben über die Folgen nicht wundern, dann darf
man nicht lamentieren, daß die Razzien in den Stunden¬
hotels immer traurigere Ergebnisse liefern, dann dürfen
unsere Herren Volksrichter nicht betreten die Köpfe
chüttein über die ganz unglaublichen Kriminalfälle, die
ihnen zu schaffen geben, dann muß man die Abteilungen
für Geschlechtskranke in den Spitälern freilich vergrößern.
Nach der Polizei, nach dem Zensor zu schreien gilt gemein¬
hin als übles Zeichen von Rückständigkeit. Nun denn,
wir haben schon den Mut, so rückständig zu sein. Wir
tun es mit Stolz und im vollen Bewußtsein unserer Ver¬
antwortung. Wir verlangen von den Behörden, die uns
ja auch vor dem Umsichgreifen einer Pest zu behüten die
Pflicht haben, daß fi dieser volksvergiftenden Schmach
ofort ein Ende berei en. Wir verlangen es mit aller
Strenge und werden gewiß nicht müde werden, auf
Mittel zu sinnen, die diesem wahrhaftig gerechten Ver¬
langen Nachdruck zu geben vermögen. Ach ja, wir kleri¬
kalen Mucker, wir Finsterlinge, wir haben ja mit ähn¬
lichen Schmerzen das Ohr der Oeffentlichkeit oft genug
belästigt, wir haben gegen Wedekind und Schönherr und
Sternheim gewettert, wir haben uns schon zu wieder¬
holten Malen als scheuklappentragende Kunstfeinde pro¬
duziert. Diesmal aber sind uns sogar aus Kreisen, die
uns sonst verächtlich zu belächeln pflegten, Bundesgenossen
erstanden. In Berlin hat sich ein Maximilian Harden
n heller Empörung gegen die dortigen „Reigen“= Auf¬
führungen aufgelehnt und ein Moissi hat sich gar zu dem
Ausspruche verstanden, jede Schauspiolerin, die im
„Reigen“ mitspiele, verdiene angespuckt zu werden (was
wir ihm wahrhaftig nachfühlen können). Das sind denn
doch unverdäcktige Zeugen dafür, daß man bein „Zelot“
zu sein braucht, um über diese urge Schmach, die da
dem Theater und dem Publikum angetan wird, in
flammende Wut zu geraten. Auh Leute, die sonst in
Fragen der Sittlichkeit ein sehr weites Herz bekundet
haben, müssen, soforne sie sich nun einiges Gefühl für
Reinlichkeit und Anstand bewahrt haben diesmal an
unsere Seite treten.
Mit dem Dichter Schnitzler abzurechnen ist eigentlich
ein wenig verspätet, denn er hat diese penetrante Dialog¬
reihe vor ahrzehnten geschrieben. Natürlich hätte er,
der uns inzwischen doch wesentlich maßvollere Proben
seines Könnens geliefert hat (darunter den in gewissem
Sinne sogar anständigen „Jungen Medardus“) sich
nicht — offenbar dem Geschäft zuliebe — verleiten lassen
ollen, diese übelduftende Jugendsünde aus ihrer Buch¬
vergessenheit hervorzuholen und damit das Theater zu
verunreinigen. Es gibt einen „Frau=von=Pollak“=Witz
wie deren die Juden genug und mit Behagen zu er¬
zählen wissen), da leistet sich diese Dame, deren Bildung
mit ihrem Reichtume nicht Schritt zu halten vermag, das
unfreiwillige Wortspiel, zu einem gräflichen Besucher zu
sagen: „Ich danke Ihnen, Herr Graf! Sie haben mein
Haus zu einem Freudenhause gemacht!“ — Mit dem
„Reigen“ hat Schnitzier das Theater, das uns ein Haus
edler Freuden sein sollte, zu einem Freudenhause, zum
Sm
Jänner.
Tochter des
dolfsheim,
berleutnant
Sonntag,
n General¬
ter Burk
hr abends,
iktorin,
re silberne
Zerwandter
ater Wolf¬
Narchfelde,
1. Kürzlich
rhan in
diesem An¬
s Saal in
R. Körnen
üinstlerisch
Pokorny
und der
ide über¬
Kevven.
r Fischer
er Wäh¬
otesil
inkte ge¬
mütliche
er Feier
ldungen
eleichte
peratur
er Karl
Doktor
icht zu¬
ntis in
Winter¬
erkrankt,
tis nach
i Nyon
ft. Im
Wiener
sidium
die
ig soll
n und
erben,
on zu
haben
sollen
öffnet
Au¬
e. die
Fran¬
10
u der
n und
## e
beran¬
n, die
jetzt
hwie
Von der
gasse 23,
ersucht:
ge Leute
e G. m.
fte abzu¬
n darauf
chtigt ist
innehat
U beglau¬
en gegen
Reichspost
und Mindestbemittelten, welcher ein Bezugschein beigelegt
werden könnte, zu legitimieren.
Die Standesforderungen der Agrargeometer. Am
28. Jänner überreichte eine Abordnung von Agrartechnikern
unter Führung des Abg. Dr. Buresch dem Landwirt¬
chaftsminister Haueis eine Denkschrift der „Gewerkschaft
er Agrartechniker Deutschösterreichs“ betreffend die Stan¬
desforderungen der Agrargeometer. Danach fordern die
Agrargeometer die Gleichstellung mit ihren Kollegen der
Gruppe A durch Aufhebung jenes Absatzes der Ministerial
verordnung vom 1. Februar 1914, der sie ohne Rücksicht auf
die Schwierigkeit und Verantwortlichkeit ihres Dienstes in
die Gruppe B einreihte. Ferner verlangen sie, daß jene
demütigende Bestimmung des Gesetzes vom 13. April 1920,
die ihnen die Fähigkeit, agrartechnische Leiterposten zu be¬
kleiden, abspricht, ehestens durch eine geeignete, gesetzgebe¬
rische Maßnahme außer Kraft gesetzt werde. Sie fordern im
Zusammenlegungsdienste Fachleute auf leitendem Posten, die
sich ihre Eignung hiezu von der Pike auf erarbeitet haben
und diesen Dienst in allen seinen Stadien gründlich kennen,
kurz, die aus dem Stande der Zusammenlegungstechniker
elbst hervorgegangen sind. Der Minister versicherte die Ab¬
ordnung seines vollen Verständnisses für die Bedeutuig der
Arbeit des Zusammenlegungstechnikers und stellte ein Ein
schreiten des Landwirtschaftsministeriums beim Finanz
ninisterium wegen Uebernahme der Agrargeodäten in die
Gruppe A in Aussicht.
Beistellung tschecho=slowakischer Wanderarbeiter für die
heurigen Anbau= und Erntearbeiten. Das Bundesministe¬
rium für Land= und Forstwirtschaft verlautbart: Der Be¬
darf der heimischen Landwirtschaft an tschecho=slowakischen
Wanderarbeitern für das Jahr 1921, insbesondere für den
Zuckerrübenbau und für die Erntearbeiten, erscheint sicher¬
gestellt. Die Bedingungen für den Erhalt solcher Arbeiter sind
von den einzelnen Betrieben, bezw. Arbeitgebern, in Nieder¬
österreich unmittelbar bei der Arbeiterzentrale im
Bundesministerium für Land= und Forstwirtschaft, Wien,
. Bez., Ebendorferstraße 7, 2. Stock, Zimmer Nr. 161, zu
erfragen. Arbeitgeber im Lande Salzburg wenden sich an die
landwirtschaftliche Abteilung für Arbeitsvermittlung bei
der Salzburger Landesregierung, solche aus Steiermark an
den Steirischen Arbeitsnachweis in Graz, Bürgergasse 2, und
Arbeitgeber aus Kärnten an die landwirtschaftliche Abteilung
für Arbeitsvermittlung bei der Landesregierung in Klagen¬
urt. In den Lohn- und Devutatsätzen für tschecho-slowakische
Wanderarbeiter ist im allgemeinen keine Aenderung gegen
jene des Jahres 1920 eingetreten. Im Hinblick auf den nahe
bevorstehenden Frühjahrsanbau ist größte Eile dringend ge¬
boten.
Die Fleckfieberfälle in Wien. Sonntag sind in W.
wwei
neue Fälle Fleckfieber festgestellt worden, die Wiener ein
wohner betreffen und nicht mit der Artistengruppe in ur
sächlichem Zusammenhang stehen. D se Personen scheinen
von aus dem Norden zugereisten Personen infiziert worden
zu sein. Zu diesen zwei Fällen kommen noch zwei Personen
mit Flecksieberverdacht. Sämtliche Personen wurden
7
in
das Infektionsspital der Gemeinde gebracht und ihre
Wohnungen desinfiziert. An der Erhebung weiterer Insek
tionen wird mit aller Energie gearbeitet.
Forderungen von Salzburger Invaliden und Heim¬
kehrern. Eine in Anwesenheit von Vertretern der Salzburger
Behörden in Salzburg am 31. Jänner abgehaltene Versomm¬
lung der Kriegsinvali den=Landesorganisation und der Heim¬
kehrer nahm eine Entschließung an, worin u. a. eine Abstem¬
ung der Noten auf 50%, das Verbot der nfuhr vo#
Luxuswaren, eine energische Durchführung dei Vermögens¬
abgabe, ein 50%iger Preisabbau mit 30%igem Lohn¬
abbau und eine energische Durchführung des Anschlusses
an Deutschland gefordert werden.
Das Stelldichein der Salzburger Schieber gesperrt. Wie
aus Salzburg, 31. Jänner, gemeldet wird ist das im Ser¬
tember v. J. von dem Wiener Stidronski im Hotel Horn
eröffnete Kabarett, das bald zum Stelldichein der Schieber
von Salzburg und Umgebung wurde, von der Polizei ge¬
schlossen worden.
Eine tschechische Volkszählung in Deutschösterreich. Nach
einer Meldung der Prager Narodni Listy“
hat der
tschecho=slowakische Nationalausschuß dem
Antrage zugestimmt, daß in Oesterreich eine private Zählung
der tschecho-slowakischen Staatsangehörigen durchgeführt
werde.
Ein Wolf in Krain. Bei Oberlaibach wurde dieser Tage
vom Ingenieur Franz Tavcar ein Wolf im Gewichte von
38 Kilogramm erlegt.
I. Februar 1921
Nr. 31
schönen Künste so grausame Fesseln anlegte, war selbst
das Buch verboten. Jetzt hat man Gelegenheit, dieset
erlesene Kunstwerk auf der Bühne zu sehen.
Es fällt einigermaßen schwer, dieser wahrhaftigen
Schandtat gegenüber, die sich da ein Wiener Theater
leistet, kühles Blut zu bewahren. Unter den traurigsten
Verfallserscheinungen, welche die Abwärtsbewegung der
neumodischen „Theaterkultur“ dennzeichnen, be#eutet
diese Aufführung des „Reigens“ den bisher tiefsten Tief¬
stand. Das alte Wort, daß alles schon dagewesen sei, wird
hier Lügen gestraft. So was war noch nicht da. Diesen
1. Februar 1921, diesen Tag, an dem es eine Wiener
Bühne ungestraft wagen durfte, sich zum Schauplatze
geilster pornographischer Literatur zu machen, den müssen
wir uns gut merken. An diesen Tag werden wir die Be¬
hörden erinnern, wenn sie über den fortschreitenden
Sittenverfall klagen. Wenn man in den Theatern solche
Hochschulen für Schmutz und Laster duldet, dann darf
man sich eben über die Folgen nicht wundern, dann darf
man nicht lamentieren, daß die Razzien in den Stunden¬
hotels immer traurigere Ergebnisse liefern, dann dürfen
unsere Herren Volksrichter nicht betreten die Köpfe
chüttein über die ganz unglaublichen Kriminalfälle, die
ihnen zu schaffen geben, dann muß man die Abteilungen
für Geschlechtskranke in den Spitälern freilich vergrößern.
Nach der Polizei, nach dem Zensor zu schreien gilt gemein¬
hin als übles Zeichen von Rückständigkeit. Nun denn,
wir haben schon den Mut, so rückständig zu sein. Wir
tun es mit Stolz und im vollen Bewußtsein unserer Ver¬
antwortung. Wir verlangen von den Behörden, die uns
ja auch vor dem Umsichgreifen einer Pest zu behüten die
Pflicht haben, daß fi dieser volksvergiftenden Schmach
ofort ein Ende berei en. Wir verlangen es mit aller
Strenge und werden gewiß nicht müde werden, auf
Mittel zu sinnen, die diesem wahrhaftig gerechten Ver¬
langen Nachdruck zu geben vermögen. Ach ja, wir kleri¬
kalen Mucker, wir Finsterlinge, wir haben ja mit ähn¬
lichen Schmerzen das Ohr der Oeffentlichkeit oft genug
belästigt, wir haben gegen Wedekind und Schönherr und
Sternheim gewettert, wir haben uns schon zu wieder¬
holten Malen als scheuklappentragende Kunstfeinde pro¬
duziert. Diesmal aber sind uns sogar aus Kreisen, die
uns sonst verächtlich zu belächeln pflegten, Bundesgenossen
erstanden. In Berlin hat sich ein Maximilian Harden
n heller Empörung gegen die dortigen „Reigen“= Auf¬
führungen aufgelehnt und ein Moissi hat sich gar zu dem
Ausspruche verstanden, jede Schauspiolerin, die im
„Reigen“ mitspiele, verdiene angespuckt zu werden (was
wir ihm wahrhaftig nachfühlen können). Das sind denn
doch unverdäcktige Zeugen dafür, daß man bein „Zelot“
zu sein braucht, um über diese urge Schmach, die da
dem Theater und dem Publikum angetan wird, in
flammende Wut zu geraten. Auh Leute, die sonst in
Fragen der Sittlichkeit ein sehr weites Herz bekundet
haben, müssen, soforne sie sich nun einiges Gefühl für
Reinlichkeit und Anstand bewahrt haben diesmal an
unsere Seite treten.
Mit dem Dichter Schnitzler abzurechnen ist eigentlich
ein wenig verspätet, denn er hat diese penetrante Dialog¬
reihe vor ahrzehnten geschrieben. Natürlich hätte er,
der uns inzwischen doch wesentlich maßvollere Proben
seines Könnens geliefert hat (darunter den in gewissem
Sinne sogar anständigen „Jungen Medardus“) sich
nicht — offenbar dem Geschäft zuliebe — verleiten lassen
ollen, diese übelduftende Jugendsünde aus ihrer Buch¬
vergessenheit hervorzuholen und damit das Theater zu
verunreinigen. Es gibt einen „Frau=von=Pollak“=Witz
wie deren die Juden genug und mit Behagen zu er¬
zählen wissen), da leistet sich diese Dame, deren Bildung
mit ihrem Reichtume nicht Schritt zu halten vermag, das
unfreiwillige Wortspiel, zu einem gräflichen Besucher zu
sagen: „Ich danke Ihnen, Herr Graf! Sie haben mein
Haus zu einem Freudenhause gemacht!“ — Mit dem
„Reigen“ hat Schnitzier das Theater, das uns ein Haus
edler Freuden sein sollte, zu einem Freudenhause, zum
Sm