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Reigen
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—.
entlarvungen der jüdischen Presse, die mit ganz vereinzelten
Ausnahmen ein frohes Grunzen und Wiehern anhub, ja
vielfach bedauerte, daß die Dramatisierung und Inszenierung
der Schnitzlerschen Zoten „leider“ nicht alle Erwartungen,
die füglich von der realistischen Bühnendaustellung solchen
Stoffes gehegt werden durften, befriedigen konnte, oder gar
dem Publikum, das sich gesträubt hat, einer derortigen
„Wohltätigkeitsvorstellung“ beizuwohnen, noch —
Moral¬
predigten ob ihrer Hartherzigkeit hielt (wie zum Beispiel die
„S.= u. Mztg.“). Nein, von alldem sei nicht weiter die Rede,
denn wer, um jüdischen Geschäftsgeist, Judenkunst und
Judenpresse zu durchschauen, erst auf die allerdings unmög¬
lich mißzuverstehenden Offenbarungen dieser „Reigen“.
Tage hat warten müssen, der wird wohl auch weiterhin un¬
belehrt bleiben. Eine Ausnahme sei nur hinsichtlich der
zionistischen „Morgenzeitung“ gemacht, die für ihre Kritil
an dem Stammesgenossen Schnitzler —
dessen Dialogen
zwar die Möglichkeit szenischer Vorführung abgesprochen,
aber als Lesestücken Bewunderung gezollt wird! —
folgende
Beweggründe angibt:
Die Inszenierung des „Reigen“ ist eine ernste und
traurige Angelegenheit. Bitterernst — denn sie för¬
dert die Reaktion mehr, als die vergnügten
Zu¬
chauer mit den heraustretenden gestielten Augäpfeln,
die
in ihrer Erregung heiser lachenden Dämchen mit den
unter
der Schminke erglühenden Wangen auch nur ahnen können¬
Wenn das die Frucht der Umwälzung ist daß der Kulissen¬
zauber zehnfach vorgeführter Augenblicksbrunst zu#
tat wird, dann (so dürften die Lauernden schleien)
diese Freiheit ein Verbrechen
einstige Gebundenheit ein Sege
wesen. Jede Rebrise des „Reigen“ legt dem¬
ein Steinchen ins Brett.
Nicht etwa ein Anflug von Moral, sondern nur die
Angst vor der noch nicht ganz niedergetrampelten Moral des
Volkes bringt hier ein Kopfschütteln hervor: Das voreilige
Wagnis könnte der „Reaktion“ förderlich sein! Das ist der
ganze Grund der „ethischen“ Bedenken. Diese Striche aus
dem Zionismus vervollständigen freilich nur das Bild, das
man sich vom jüdischen Verhältnis zu den abendländischen
Moralanschauungen schon immer gemacht hat.
Wichtiger erscheint eine andere Enthüllung und sie
stanunt von niemand anderem, als von — Schnitzler selber.
Im „N. W. Journal“ (Nr. 9782) verteidigt er sich gegen
die Vorwürfe, die ihm u. a. der Berliner Berufs= und
Stammesgenosse Harden wegen der Inszenierung der
„Reigen“=Dialoge unter Berufung auf die Autorität eines
dritten Stammesgenossen, des Barnum=Regisseurs Max
Reinhardt (aus Preßburg), gemacht hat, und stellt fest,
daß ihm eben dieser Reinhardt auf eine Anfrage schon am
19. April 1919 geschrieben habe, er halte „die Aufführung
des „Reigen' nicht nur für opportun, sondern
für unbedingt wünschenswert“ zugleich ihm die
Erfüllung „unser beider Wünsche nach meiner
(Reinhardts) Regie“ in Aussicht stellend; daraufhin habe
er (Schnitzler) mit Reinhardt einen Vertrag geschlossen
nach welchem der „Reigen“ bis spätestens 31. Jänner 1929
an einer der Berliner Reinhardt=Bühnen hätte zur Auf¬
führung komm# Reinhardts ichfolger Jelir¬
#n Sou Neues Monte att, Wien
7. Febrrau 1921
Seite 3
Holländer — der vierte Stammesgenosse — habe denn auch
am Berliner Kleinen Schauspielhaus den Vertrag eingehal¬
ten (und zwar nach einem von Reinhardt verfaßten Regie¬
buch!). Reinhardt habe „als Erster Schnitzlers eigene
Meinung von der Nichtaufführbarkeit des „Reigen' ins
Wanken gebracht“ und sie für „unbedingt wünschenswert“
erklärt.
Warum uns diese Enthüllung als so wichtig erscheint?
Weil der nämliche Max Reinhardt kürzlich beinahe
Wiener Burgtheaterdirektor geworden wäre!
Und weil der nämliche Max Reinhardt, während er das
„unbedingt Wünschenwerte“ einer „Reigen“=Aufführung er¬
kannte und die Vorbereitungen zum Werke traf, in Salzburg
mit der bewährten Kunst des „genialen Regisseurs“ es so
einzurichten wußte, daß ihm der Dom den Hintergrund und
Kulissenzauber für den „Jedermann“ Hofmannsthals
fünfter Stammesgenosse! — borgen mußtei
Wem auch jetzt noch nicht ein Licht aufgeht über diesen
Reigen prächtigster Stammesgenossen, dem ist nicht
helfen.
Reigen
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entlarvungen der jüdischen Presse, die mit ganz vereinzelten
Ausnahmen ein frohes Grunzen und Wiehern anhub, ja
vielfach bedauerte, daß die Dramatisierung und Inszenierung
der Schnitzlerschen Zoten „leider“ nicht alle Erwartungen,
die füglich von der realistischen Bühnendaustellung solchen
Stoffes gehegt werden durften, befriedigen konnte, oder gar
dem Publikum, das sich gesträubt hat, einer derortigen
„Wohltätigkeitsvorstellung“ beizuwohnen, noch —
Moral¬
predigten ob ihrer Hartherzigkeit hielt (wie zum Beispiel die
„S.= u. Mztg.“). Nein, von alldem sei nicht weiter die Rede,
denn wer, um jüdischen Geschäftsgeist, Judenkunst und
Judenpresse zu durchschauen, erst auf die allerdings unmög¬
lich mißzuverstehenden Offenbarungen dieser „Reigen“.
Tage hat warten müssen, der wird wohl auch weiterhin un¬
belehrt bleiben. Eine Ausnahme sei nur hinsichtlich der
zionistischen „Morgenzeitung“ gemacht, die für ihre Kritil
an dem Stammesgenossen Schnitzler —
dessen Dialogen
zwar die Möglichkeit szenischer Vorführung abgesprochen,
aber als Lesestücken Bewunderung gezollt wird! —
folgende
Beweggründe angibt:
Die Inszenierung des „Reigen“ ist eine ernste und
traurige Angelegenheit. Bitterernst — denn sie för¬
dert die Reaktion mehr, als die vergnügten
Zu¬
chauer mit den heraustretenden gestielten Augäpfeln,
die
in ihrer Erregung heiser lachenden Dämchen mit den
unter
der Schminke erglühenden Wangen auch nur ahnen können¬
Wenn das die Frucht der Umwälzung ist daß der Kulissen¬
zauber zehnfach vorgeführter Augenblicksbrunst zu#
tat wird, dann (so dürften die Lauernden schleien)
diese Freiheit ein Verbrechen
einstige Gebundenheit ein Sege
wesen. Jede Rebrise des „Reigen“ legt dem¬
ein Steinchen ins Brett.
Nicht etwa ein Anflug von Moral, sondern nur die
Angst vor der noch nicht ganz niedergetrampelten Moral des
Volkes bringt hier ein Kopfschütteln hervor: Das voreilige
Wagnis könnte der „Reaktion“ förderlich sein! Das ist der
ganze Grund der „ethischen“ Bedenken. Diese Striche aus
dem Zionismus vervollständigen freilich nur das Bild, das
man sich vom jüdischen Verhältnis zu den abendländischen
Moralanschauungen schon immer gemacht hat.
Wichtiger erscheint eine andere Enthüllung und sie
stanunt von niemand anderem, als von — Schnitzler selber.
Im „N. W. Journal“ (Nr. 9782) verteidigt er sich gegen
die Vorwürfe, die ihm u. a. der Berliner Berufs= und
Stammesgenosse Harden wegen der Inszenierung der
„Reigen“=Dialoge unter Berufung auf die Autorität eines
dritten Stammesgenossen, des Barnum=Regisseurs Max
Reinhardt (aus Preßburg), gemacht hat, und stellt fest,
daß ihm eben dieser Reinhardt auf eine Anfrage schon am
19. April 1919 geschrieben habe, er halte „die Aufführung
des „Reigen' nicht nur für opportun, sondern
für unbedingt wünschenswert“ zugleich ihm die
Erfüllung „unser beider Wünsche nach meiner
(Reinhardts) Regie“ in Aussicht stellend; daraufhin habe
er (Schnitzler) mit Reinhardt einen Vertrag geschlossen
nach welchem der „Reigen“ bis spätestens 31. Jänner 1929
an einer der Berliner Reinhardt=Bühnen hätte zur Auf¬
führung komm# Reinhardts ichfolger Jelir¬
#n Sou Neues Monte att, Wien
7. Febrrau 1921
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Holländer — der vierte Stammesgenosse — habe denn auch
am Berliner Kleinen Schauspielhaus den Vertrag eingehal¬
ten (und zwar nach einem von Reinhardt verfaßten Regie¬
buch!). Reinhardt habe „als Erster Schnitzlers eigene
Meinung von der Nichtaufführbarkeit des „Reigen' ins
Wanken gebracht“ und sie für „unbedingt wünschenswert“
erklärt.
Warum uns diese Enthüllung als so wichtig erscheint?
Weil der nämliche Max Reinhardt kürzlich beinahe
Wiener Burgtheaterdirektor geworden wäre!
Und weil der nämliche Max Reinhardt, während er das
„unbedingt Wünschenwerte“ einer „Reigen“=Aufführung er¬
kannte und die Vorbereitungen zum Werke traf, in Salzburg
mit der bewährten Kunst des „genialen Regisseurs“ es so
einzurichten wußte, daß ihm der Dom den Hintergrund und
Kulissenzauber für den „Jedermann“ Hofmannsthals
fünfter Stammesgenosse! — borgen mußtei
Wem auch jetzt noch nicht ein Licht aufgeht über diesen
Reigen prächtigster Stammesgenossen, dem ist nicht
helfen.