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11. Reigen
ihnen salsches ischechisches Geld zus taufen ge¬
sucht, welche Behauptung bisher nicht über¬
prüft werden konnte.
Der unterbrochene „Keigen“.
Ein Theaterkrawall in den Kammerspielen.
□.
Während der Darstellung des vorletzten
1
Bildes des „Reigens“ in den Kammerspielen,
bei dem Herr Läckner und Fräulein Olly
beschäftigt sind, drangenzplötzlich etwa fünfzehn
Burschen von der Straße her in das Theater.
Den wenigen Theaterdienern war es unmöglich
gewesen, die Eindringlinge zurückzuhalten. Unter
Pfeifen, Zischen und den Rufen „Aufhören!“
versuchten die Burschen die Vorstellung un¬
möglich zu machen.
Die Zuschauer waren zunächst verdützt,
wandten sich dann aber rasch gegen die Stören¬
friede und es gelang mit Hilfe rasch herbei¬
geholter Wachleute die jungen Burschen aus
dem Saale zu drängen. Die bei offener
Szene unterbrochene Vorstellung konnte zu
Ende geführt werden. Drei der Exzedenten
wurden wegen Widersetzlichkeit verhaftet.
Das Münchner Verbot.
Aus München, 7. d., wird tele¬
graphiert: Polizeipräsident Pöhner hat
das Verbot der weiteren Aufführung des
„Reigen“ wie folgt begründet: „Die Polizei¬
direktion ist ohne Vernachlässigung wichtiger
Aufgaben nicht in der Lage, der Leitung des
Schauspielhauses dauernd ein so großes
Polizeiaufgebot zur Verfügung zu stellen, um
die ruhige Aufführung des Stückes zu ge¬
währleisten, das jedem gesunden
Volksempfinden Hohn spricht
und daher mit Recht in weiten
Kreisen der Bevölkerung An¬
stoßerregt“.
Theater, Kunst und Literatur.
Eine gestörte Vorstellung des „Reigen“
Gestern abend kam es in den Kammexspielg#zu dem Ver¬
suche einer von verselhebenane Seitzen Ischon,wiederbolt an¬
gekündigten Störung Zder# Wo#rlng von Schnitzlers
„Reigen“ Imf vorletzten Akt Offizter und chauspielerin
drangen #ng #fünfsehn d wg durchweg
jugendilel Piersonem von der St#ße in das Theater,
erzwangen sich kloß des Widerstandes der Billeteure den Ein¬
tritt, gelangten aber, wahrschein infolge Unkenntnis der
Raumverhältnisse, nicht in dosParkett, sondern in den Logen¬
gang. Hier rissen sie die reiner Loge auf, lehnten sich
über die Brüstung undnlaute Schmährufe auf die Bühne
auf der gerade Herr Läckner und Fräulein Olly standen.
Das Publikum war in ersten Augenblick verblüfft, nahm
aber dann heftig Partei gegen die Ruhestörer, indem es vor
allem lebhaft applaudiertei Schließlich gelang es den Theater¬
bediensteten, die Demonstranten ins Foyer zu drängen,
wo sie der Polizeikommissär mit einem Inspektor in Empfang
nahm. Drei von ihnen wurden arretiert, die übrigen ent¬
fernten sich. Die Vorstellung, die während der Lärmszene selbst¬
verständlich unterbrochen war, nahm hierauf ihren Fortgang.
WIERER ABEND
8— Pondsmnaber
(Störungsversuch im Pyeater.) Gestern abends
wurde wie die „Korr. Witßelm“ meldet, der Bersuch unter¬
nommen, die Aufführung vopSchnitzlers „Reigen“ in
den Kammerspi#e#en H#stören. Während des vorletzten
Bildes drangen 15cbis 20 funge Leute duch das Foyer in
den Zuschauerrgun gelangten in besetzte Logen und riefen
Mui“ in den Saal. Die Vorstellung wurde
von dort aus,
unterbrochennd von den verschiedenen Pätzen ertönten
Gegenrufe.Die Störenfriede wurden aus dem Saal ent¬
fernt und sechs Personen arretiert. Es sind Privatbeaute,
ein Schlossergehilfe, ein Optiker und ein Postbeamter. Nach
Feststellung ihrer Persönlichkeit wurden sie entlassen.] Die
Strafamtshandlung ist eingeleitet.
KLEINE VOLKSZETTUNG
WI
Dienstag 8. Februar 1921
ihnen falsches tschechisches Geld zu kaufen ge¬
nicht füher¬
sucht, welche Behauptung bisher
prüft werden könnte.
Der unter
Ein Theaterkrawall in den Kammerspielen.
Während der Darstellung des vorletzten
Bildes des „Reigen“ in den Kammerspielen,
Fräulein Olly
Mus
bei dem Herr Lackner
beschäftigt sind, drangen ###lh eiwa fünfzehn
Burschen von der Straße gergin das Theater.
Den wenigen Theaterdienern war es unmöglich
gewesen, die Eindringlings zurückzuhalten. Unter
Pfeifen, Zischen und den Räfen „Aufhören!“
versuchten die Burschen dis Vorstellung un¬
möglich zu machen.
Die Zuschauer waren Hunächst verdutzt,
wandten sich dann aber rasch gegen die Stören¬
friede und es gelang mit Hilfe rasch herbei¬
geholter Wachleute die jungen Burschen aus
dem Saale zu drängen. Die bei offener
Szene unterbrochene Vorstellung konnte zu
Ende geführt werden. Drei der Exzedenten
wurden wegen Widersetzlichkeit verhaftet.
Das Münchner Verbot.
Aus München, 7. d., wird tele¬
graphiert: Polizelpäsident Pöhner hai
das Verbot der weiteren Aufführung des
„Reigen“ wie folgt begründet: „Die Polizei¬
direktion ist ohne Vernachlässigung wichtiger
Aufgaben nicht in der Lage, der Leitung des
Schauspielhauses dauernd ein so großes
Polizeiaufgebot zur Verfügung zu stellen, um
die ruhige Auffühlung des Stückes zu ge¬
währleisten, das jedem gesunden
Volksempfinden Hohn spricht
und daher mit Recht in weiten
Kreisen der Bevö kerung An¬
stoßerregt“.
Eine mißglückte Demonstration
gegen die Aufführung, des
Reigen“
(Originakbericht des „Neuen Wiener Journale####/1
Gestern abend versuchten etwa zwanzig Leute, hauptsächlich
unge Burschen, wührend der Aufführung von Axtur Schnitzlers
„Reigen“ in den Kammerspielen mit Gewalt in den Zuschauerraum
inzudringen, um dort gegenedas Stück zu demonstrieten. Die
Demonstranten konnten jedoch noch im Vorraum von Bediensteten
des Theaters sowie von Polizisien aufgehalten werden. Hieber
spielten sich große Läimszenen ab. Vorsichtshalber wurde die Vor¬
stellung auf kurze Zeit unterbrochen. Nach Entfernung
der Ruhestöper wurde jedoch programmäßig weiter
gespielt. Das Pubsikum benutzte den Anlaß zu einem demon¬
strativen Applaus für den Dichter und für die Darsteller. Drei
der Ruhestörer wurden von der Polizei zur Ausweisleistung an¬
gehalten.
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11. Reigen
ihnen salsches ischechisches Geld zus taufen ge¬
sucht, welche Behauptung bisher nicht über¬
prüft werden konnte.
Der unterbrochene „Keigen“.
Ein Theaterkrawall in den Kammerspielen.
□.
Während der Darstellung des vorletzten
1
Bildes des „Reigens“ in den Kammerspielen,
bei dem Herr Läckner und Fräulein Olly
beschäftigt sind, drangenzplötzlich etwa fünfzehn
Burschen von der Straße her in das Theater.
Den wenigen Theaterdienern war es unmöglich
gewesen, die Eindringlinge zurückzuhalten. Unter
Pfeifen, Zischen und den Rufen „Aufhören!“
versuchten die Burschen die Vorstellung un¬
möglich zu machen.
Die Zuschauer waren zunächst verdützt,
wandten sich dann aber rasch gegen die Stören¬
friede und es gelang mit Hilfe rasch herbei¬
geholter Wachleute die jungen Burschen aus
dem Saale zu drängen. Die bei offener
Szene unterbrochene Vorstellung konnte zu
Ende geführt werden. Drei der Exzedenten
wurden wegen Widersetzlichkeit verhaftet.
Das Münchner Verbot.
Aus München, 7. d., wird tele¬
graphiert: Polizeipräsident Pöhner hat
das Verbot der weiteren Aufführung des
„Reigen“ wie folgt begründet: „Die Polizei¬
direktion ist ohne Vernachlässigung wichtiger
Aufgaben nicht in der Lage, der Leitung des
Schauspielhauses dauernd ein so großes
Polizeiaufgebot zur Verfügung zu stellen, um
die ruhige Aufführung des Stückes zu ge¬
währleisten, das jedem gesunden
Volksempfinden Hohn spricht
und daher mit Recht in weiten
Kreisen der Bevölkerung An¬
stoßerregt“.
Theater, Kunst und Literatur.
Eine gestörte Vorstellung des „Reigen“
Gestern abend kam es in den Kammexspielg#zu dem Ver¬
suche einer von verselhebenane Seitzen Ischon,wiederbolt an¬
gekündigten Störung Zder# Wo#rlng von Schnitzlers
„Reigen“ Imf vorletzten Akt Offizter und chauspielerin
drangen #ng #fünfsehn d wg durchweg
jugendilel Piersonem von der St#ße in das Theater,
erzwangen sich kloß des Widerstandes der Billeteure den Ein¬
tritt, gelangten aber, wahrschein infolge Unkenntnis der
Raumverhältnisse, nicht in dosParkett, sondern in den Logen¬
gang. Hier rissen sie die reiner Loge auf, lehnten sich
über die Brüstung undnlaute Schmährufe auf die Bühne
auf der gerade Herr Läckner und Fräulein Olly standen.
Das Publikum war in ersten Augenblick verblüfft, nahm
aber dann heftig Partei gegen die Ruhestörer, indem es vor
allem lebhaft applaudiertei Schließlich gelang es den Theater¬
bediensteten, die Demonstranten ins Foyer zu drängen,
wo sie der Polizeikommissär mit einem Inspektor in Empfang
nahm. Drei von ihnen wurden arretiert, die übrigen ent¬
fernten sich. Die Vorstellung, die während der Lärmszene selbst¬
verständlich unterbrochen war, nahm hierauf ihren Fortgang.
WIERER ABEND
8— Pondsmnaber
(Störungsversuch im Pyeater.) Gestern abends
wurde wie die „Korr. Witßelm“ meldet, der Bersuch unter¬
nommen, die Aufführung vopSchnitzlers „Reigen“ in
den Kammerspi#e#en H#stören. Während des vorletzten
Bildes drangen 15cbis 20 funge Leute duch das Foyer in
den Zuschauerrgun gelangten in besetzte Logen und riefen
Mui“ in den Saal. Die Vorstellung wurde
von dort aus,
unterbrochennd von den verschiedenen Pätzen ertönten
Gegenrufe.Die Störenfriede wurden aus dem Saal ent¬
fernt und sechs Personen arretiert. Es sind Privatbeaute,
ein Schlossergehilfe, ein Optiker und ein Postbeamter. Nach
Feststellung ihrer Persönlichkeit wurden sie entlassen.] Die
Strafamtshandlung ist eingeleitet.
KLEINE VOLKSZETTUNG
WI
Dienstag 8. Februar 1921
ihnen falsches tschechisches Geld zu kaufen ge¬
nicht füher¬
sucht, welche Behauptung bisher
prüft werden könnte.
Der unter
Ein Theaterkrawall in den Kammerspielen.
Während der Darstellung des vorletzten
Bildes des „Reigen“ in den Kammerspielen,
Fräulein Olly
Mus
bei dem Herr Lackner
beschäftigt sind, drangen ###lh eiwa fünfzehn
Burschen von der Straße gergin das Theater.
Den wenigen Theaterdienern war es unmöglich
gewesen, die Eindringlings zurückzuhalten. Unter
Pfeifen, Zischen und den Räfen „Aufhören!“
versuchten die Burschen dis Vorstellung un¬
möglich zu machen.
Die Zuschauer waren Hunächst verdutzt,
wandten sich dann aber rasch gegen die Stören¬
friede und es gelang mit Hilfe rasch herbei¬
geholter Wachleute die jungen Burschen aus
dem Saale zu drängen. Die bei offener
Szene unterbrochene Vorstellung konnte zu
Ende geführt werden. Drei der Exzedenten
wurden wegen Widersetzlichkeit verhaftet.
Das Münchner Verbot.
Aus München, 7. d., wird tele¬
graphiert: Polizelpäsident Pöhner hai
das Verbot der weiteren Aufführung des
„Reigen“ wie folgt begründet: „Die Polizei¬
direktion ist ohne Vernachlässigung wichtiger
Aufgaben nicht in der Lage, der Leitung des
Schauspielhauses dauernd ein so großes
Polizeiaufgebot zur Verfügung zu stellen, um
die ruhige Auffühlung des Stückes zu ge¬
währleisten, das jedem gesunden
Volksempfinden Hohn spricht
und daher mit Recht in weiten
Kreisen der Bevö kerung An¬
stoßerregt“.
Eine mißglückte Demonstration
gegen die Aufführung, des
Reigen“
(Originakbericht des „Neuen Wiener Journale####/1
Gestern abend versuchten etwa zwanzig Leute, hauptsächlich
unge Burschen, wührend der Aufführung von Axtur Schnitzlers
„Reigen“ in den Kammerspielen mit Gewalt in den Zuschauerraum
inzudringen, um dort gegenedas Stück zu demonstrieten. Die
Demonstranten konnten jedoch noch im Vorraum von Bediensteten
des Theaters sowie von Polizisien aufgehalten werden. Hieber
spielten sich große Läimszenen ab. Vorsichtshalber wurde die Vor¬
stellung auf kurze Zeit unterbrochen. Nach Entfernung
der Ruhestöper wurde jedoch programmäßig weiter
gespielt. Das Pubsikum benutzte den Anlaß zu einem demon¬
strativen Applaus für den Dichter und für die Darsteller. Drei
der Ruhestörer wurden von der Polizei zur Ausweisleistung an¬
gehalten.
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