II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 324

11. Reigen
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Kammerspiele. Schnitzlers „Reigen“
erlebte nach zwei Generalproben die Erstaüfführung,
bei der das Publikum der Suggestion der Presse unter
ogund die eintönigen, in ihrem Abschluß gleichför
hnigen Dialoge als künstlerisches Gedignis aufnahm
Der „Reigen“ gehört nicht auf di Bühne, nicht ins
Theater, und Kunst allein zieht## bei erhöhten Prei
sen; hier artei die Erotik in Wornographie aus, die
Theaterfreude in Sinnenkitzel Daß alle Szenen scharfe
Beobachtung, glänzende. Diakoführung und beschwingte
Weistigkeit aufweisen, nderk nicht, daß sie eine auf¬
reizende oder peinlich be#fthrende Wirkung üben, ganz
nach der Anlage des Beschauers. Gestalten wie die
Schauspielerin, der Dichter, der Graf, können durch den
blendenden Witz, desie erfüllt, augenblicklich die an
die Dauer anwide#nde Situation vergessen machen, auf
Augenblicke nur, lets überwiegt das Empfinden, daß
ein Dichter seine Kunst prostituiert habe. Die ersten
Szenen sind in ihrer Brutalität anetelnd. Die Dar¬
stellung bemühte sich, das Grelle der Vorgänge zu über¬
tünchen, den penetranien Geruch der Szenen durch das
Parfüm kultivierter Sprechkunst zu mildern. Hedwig
Kgller als süßes Mädel, Marietta Olly als Schau¬
spielerin, Carlsen als junge Frau, waren darstel¬
klerisch ausgezeichnet. Ziegler und Iwald seig
zeichnend als Dichter und Ehemann, Lackner s
Graf fabelhaft echt und natürlich.
Edelmegten unter Zusatz von Ruakearten ans Elementen
des Eiädtters hergestellt Best1 und vollsommener Ersatz
der Mittermslch. In Apchheken und Drogerien erhältlich.
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Der Erlaß auf dem Wgge¬
Wie wir vernehmen, steht das behördliche
Verbot der weiteren, von den Kammer¬
lspielen des Deutschen Volkstheaters ge¬n
planten Aufführung von Artur Schnitzlers
Senenreihe „Reigen“ unmittelbart¬
bevor. Die Verfügung geht von der
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Bundesregierung aus. Die Polizei¬
direktion ist wohl amtlich von dieser Maßregel
noch nicht verständigt, dürfte jedoch den be¬
treffenden Erlaß heute noch erhalten. Durch sie
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Donnerstag 10. Februar 1921
Innern der Auftrag an die Direktion
Bernau, die weiteren Aufführungen zu
Zweifellos hat die Regierung in der Be¬
fürchtung, daß weitere Skandale sich ereignen
könnten, die Einstellung der „Reigen“=Auf¬
führungen verfügt.

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olaseitung
desssterstag 16, Kebrnar 1921
Theater um Kunz.
Verbot der „Reigen“.A
hrungen.
Der Erlaß auf dem Wege.
Wie wir vernehmen, steht das behördliche
Verbot der weiteten, von den Kammer¬
spielen des Deutschen Volkstheaters ge¬
planten Aufführung von Artur Schnitzlers
Szenenreihe „Rrigen“ unmittelbar
bevor. Die Verfugung geht von der
Bundesregierung aus. Die Polizei¬
direktion ist wohlsamtlich von dieser Maßregel
noch nicht verständigt, dürfte jedoch den be¬
treffenden Erlaß heute noch erhalten. Durch sie
erfolgt dann im Namen des Ministeriums des
Innern der Auftrag an die Direktion
Bernau, die weiteren Aufführungen zu
unterlassen.
Wie man sich erinnert, hat die erste öffent¬
liche Aufführung der Stückes (als eneral¬
probe) am 30. Janner stattgefunden, die eigent¬
liche Erstaufführung am 1. d. Das Stück wurde
dann unter großem Zulaufe bis gestern all¬
abendlich gegeben. Am letzten Montag drangen
wie schon berichtet — einige junge Leute
während der Vorstellung in das Theater, um
durch laute Zurufe den Abbruch der Vorstellung
zu erzwingen; sie wurden von Polizeiorganen
entfernt.
Zweifellos hat die Regierung in der Be¬
fürchtung, daß weisere Standale sich ereignen
könnten, die Einstellung der „Reigen“=Auf¬
führungen verfügt.
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Theater, K
10. Dies„ Reisen“-Affäre.
Wie gestern verlautete, hätte die Landesregterung be¬
e Ein¬
chlossen, der zuständigen Unterinstanz die
tellung der „Reigen“=Aufführungen in den Kamnrspielen
gierung
labezulegen. Hiezu erfahren wir, daß die Bu#des#
ils solche, beziehungsweise der Kabin#t, sich hit der
Reigen“=Angelegenheit bisher nicht beschäftigt hat, weil die¬
elbe das Ministerium des Innern, beziehungsweise das Polizei¬
räsidium angeht. das Ministerium des Inner###te aller¬
sings den „Reigen“ betreffende Verfügungen' im eigenen
Wirkungskreise treffen. Die Polizei tall klach wie vor auf dem
Standpunkt sein, daß jie purd bei einem neuerlichen Skandal
Unlaß zum Eins##en, beziehungsweise zur Iahibierung der
Vorstellungen#e. Einem diesbezüglich ergriffenen Rekurs
vürde selbstverständlich keine aufschiebende Wirkung zukommen.
Während sich gestern abend das Gerücht verbreitete, daß
ein Verbot der „Reigen“=Aufführungen schon
erfolgt oder doch beschlossene Sache sei — der Leitung der
Kammerspiele war hierüber keine amtliche Mitteilung zu¬
gekommen —, ging die Vorstellung selbst ohne jede Störung
vor sich. Das Haus war wie bei jeder früheren „Reigen"¬
Wiederholung vollständig ausverkauft. Nebenbei war am Kassen¬
schalter angekündigt, daß bis Montag, den 14. d., alle Karten
vergriffen sind.