II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 326

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Reigen
box 17/5
Bezugsbedingungen.
Für Wiene
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Mieneeste 86•—
Siesteljährtg 108——
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Momatlich K 36•—
Vierteljäbrig 108•—
Für die Tichecho=Slovakei:
Monatlich K 14•—
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(Tschechische Krover.)
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Für Polen:
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Für Deutlclande
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Für Südtigel und Iialien:
Vierteiläbrig „ 15 Lise
he nachmittags.
Für allo anderen dem Weltnostverein
angehörigen Länder:
Mterteljährig . rrs. 20•—
XXXIII. Jahrgang.
Der Reigen des Herrn Glanz
Die Frage nach dem künstlerischen Werte des
Reigen“, den Arthur Schnitzler geschrieben hat und
den man jetzt in den Kammerspielen aufführt, ist,
wie selbstverständlich, ausschließlich eine Frage der
ästhetischen Kritik und die Politik hat dabei nicht
mitzureden. Ist aber der „Reigen“ ein künstlerisches
*Werk, so kann und soll man es auch aufführen;
der Zensur darf bei Werken der Kunst kein
Raum gegönnt werden. Ohne Zweifel kann jedoch
auch ein künstlerisches Werk ein Werk sein,
von dem die Jugend ferngehalten werden
soll; wo der erwachsene Mensch die künstlerische
Idee zu empfinden vermag — woran sich nichts ändert,
daß wahrscheinlich stattlich viel Besucher der Kammer¬
spiele nicht wegen der künstlerischen Idee kommen und
für sie unempfänglich bleiben —,
wird der junge¬
Mensch vielleicht in der erotischen Einkleidung
verstrickt bleiben; aber das führt beileibe nicht zu
der Schlußfolgerung, daß man ein Stück, das der
verbieter—
Jugend nicht ersprießlich wäre, zu
hätte, ruft vielmehr nur den Schluß hervos
daß man junge Menschen von dem Besuch des „Reigen##
auszuschließen habe. Wir würden deshalb der Fordes
rung, die Zulassung zu den Aufführungen des „Reigen“
von einem bestimmten Alter abhängig zu machen,
keineswegs widersprechen; man kann wohl der Ansicht
sein, daß der Gedanke, die Projizierung des Liebesaktes
durch die verschiedenen Klassen zu verfolgen, seinen
künstlerischen Sinn hat, ohne zu übersehen, daß just
diese Betrachtung für werdende Menschen nicht gerade
taugt und kein angemessener Gegenstand für sie ist.
Aber sonst wüßten wir wirklich nicht, was da zu
verbieten wäre. Wem es ein Aergernis bereitet, daß
von der Sache, die, wie Schopenhauer einmal sagt,
die ist, an die die Menschen immer denken, auf dem
Theater gesprochen wird, kann sich von dem Aergernis
leicht befreien: indem er die Vorstellung einfach
meidet; daß es aber ein Aergernis gleichsam an sich
wäre, daß die Aufführung geschieht, ist natürlich ein
Unsinn. Da kann man nur sagen: es geschehen in dieser
herrlichen kapitalistischen Zeit Tag um Tag Dinge, die
ein ganz anderes Aergernis sind als die Aufführung
jenes „Reigens“ der den Dämon des Geschlechts¬
triebes mit ironisch=heiteren Augen betrachtet. Es ist
zum Exempel ein weit bösartigeres Aergernis, daß
die einen hungern, die anderen prassen, die einen in
Lumpen gehen, die anderen sich in sinnlosester Mode
nicht genugtun können; das ist wirklich ein Aergernis
wenn sich eine feile Gesellschaft auch immer mehr
gewöhnt, es sozusagen als gottgewollte Selbstverständ¬
ichkeit anzusehen. Das Aergernis der Hetze gegen das
tück ist sicherlich größer als das „Aergernis“
#rmlo