II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 349

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11. Reigen
Nr. 7
14. Februar 1921
eitung“.
Sele, um meine Sitlichteit, um mein Heil, um mein
ihrer Mitmenschen
eibliches Wohl besorgt zu sein. Am wenigsten aber jene,
ndamentale Unter¬
die von dieser Sorge leben. Die wahre Sittlichkeit fängt
zwischen Knechtung
damit an, die Freiheit des Nebenmenschen, die private
s einzelnen unan¬
Sphäre seines Wollens zu respektieren.
und Betastungen.
Karl Tschuppik.
fführungen ist eine
der Kammerspiel¬
Die obigen Ausführungen geben die persönliche
nicht? Wollen die
Meinung unseres Mitarbeiters in der „Reigen“=Affäre
he nicht begreifen?
wwieder. D. Red.)
der Tribüne sagen,
nur das erotische

Tade
den Mitmenschen,
er und wichtiger
kicht vergewaltigen
un eis ihm Spaß
Aufführung der
lassen. Aber eines
er Polizei schreien.
mutzigste Lumperei
Gesellschaftszustand
die Art des Ver¬
zu beslimmen. Die
haus besuchen, sind
auf keinen Fall
=Reigen“ ihrer
ist. Und die Herren
eschmack und das
on gar nichts an.
hirnalisten als Ober¬
Rolle des Klassen¬
der Schüler unter
he unterzöge, etwa
Oberlehrertums zu
darauf, daß die
in den wenigsten
dem Mißverständnis
seine physiologischen
Mit anderen Worten:
Trauergesang eines
eser Art demaskieren
wirb die Sache,
nn muß man ihn
n und seinesgleichen
die Verhinderung
hebung der Sittlich¬
varen es fast ganz
tanbeter vorbrachten.
die Bedrohung der
es Druckerzeugnisses
beurteilt werden!
das Unterhaltungs¬
ontrolle irgendeines
ehr einfaches Mittel,
uhigen: Was ihnen
s die anderen tun,
ch jahrhundertelang
sieren lassen. Er ver¬
kirklich der Schüler,
portionweise abge¬
erlehrerei müßte ihm
Autoritätsanbetung
nenz seiner Einsicht!
st genug der frechen
as Recht, um meine
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WIENER ALIGE RDRNE ARRTCRA
WIEN
bruar 1921
Nr. 12837
geht so weit, daß er sich nicht scheut, mit den
extremradikalen Kreisen in Fühlung zu
treten, nur um sein partikularistisches Supp¬
lein zu kochen. Bedauerlich st, daß, wie die
„M P.“ feststellt, amtliche Kreise sich an
diesem Liebäugeln mit dem Bolschewismus
und Nationalbolschewismus beteil gen. Herr
Dr. v. Kahr „steht dem machtlos vis=a=bis“
er kann sich zu einer Tat nicht aufrassen, sich
von all diesen Extremisten fre zumachen, die
ihn schließlich doch auf die schiefe Bahn
bringen müssen. Denn an ein Losreißen
Bayerns vom Reich denkt außer diesen
Phanlasten kein ernter Mensch in Bayern¬
wohin werden wir also kommen, wenn
es
früher oder später zum Klappen kommt, wie
es im Volksmunde heißt? LWit gehen ernsten
Zeiten entgegen.
Ringel-Ringel-Reigen.
Das Stubenmädchen und der junge Herr.
(Der junge Herr liegt auf dem Diwan, raucht
und liest den „Volkssturm“.)
Das Stubenmädchen: Bitt' schön
junger Herr!
Drjunge Herr: Ah ja, Marie, ah ja.
ich hab' geläutet, ja . . . was hab' ich nur ..
ja richtig, die Rouletten lassen S' herunter,
Marie
Das Stubenmädchen: 4 Gottl, aber
das hab' ich gar nicht geglaubt, daß der Herr
Alfreb so schlimm sein kann.
Der junge Herr: Sie irren sich Marie,
wir jungen Leute von Wien sind nur für die
Sittlichkeit. Ich geh' jetzt ins Theater demon¬
strieren. Lassen S' die Rouletten wieder rauf,
Marie
Der junge Herr und die junge Frau.
Der junge Herr: Wollen Sie nicht
ein bischen näher? ... Und Ihren Hut legen
Sie doch wenigstens ab!
Die junge Frau: Wes fällt Ihnen
ein, Alfred? Ich werde mich schön hüten, etwas
dergleichen zu tun, solange nicht ein rechtsgül¬
tiges Urteil des Verfassungsgerichtshofes
darüber vorliegt, ob biese ganze Angelegenheit
in die Kompetenz des Bundesministeriums für
Inneres oder des Wiener Landeshauptmannes
fällt!
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Das füße Mäbel unb der Dichter.
(Nach den Gedankenstrichen:)
Der Dichter: Das war überirdische
Seligkeit .. . Ich nenne mich Biebitz. Du kennst
den Namen Biebitz nicht? Ah — göttlich! Wirk¬
lich? Gehst du denn nie in ein Theaterd
Das süße Mädel: Ich kriege nis
Karten geschenkt.
Der Dichter: Ich werde dir nächstens
eine Karte schicken, wenn das Stück nicht konfis¬
ziert wird.
Das süße Mädel: Warum soll es
denn konfisziert werden? Ist es so schweinisch?
Der Dichter: Das Stück im Grunde
nicht, aber das Publikum.
Das süb: Mädel: Könnte man nicht
das Publikum konfiszieren?
De: Dichter: Davon steht leider nichts
in der kaiserlichen Verordnung vom 25. No¬
vember 1850. Ich nenne mich Biebitz ...
Die Schauspielerin und der Graf.
Graf: Da unten, wissen S' Fräulein, in
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