—
JUK P7 5
— 1nz. Hert regt auf dem Dinban, Tauthr
und liest den „Volkssturm“.)
Das Stubenmädchen: Bitt' schön,
junger Herr!
Der junge Herr: Ah ja, Marie, ah ja,
ich hab' geläutet, ja . . . was hab' ich nur ...
ja richtig, die Rouletten lassen S' herunter,
Marie
Das Stubenmädchen: O Gottl, aber
das hab' ich gar nicht geglaubt, daß der Herr
Alfred so schlimm sein kann.
Der junge Herr: Sie irren sich Marie,
wir jungen Leute von Wien sind nur für die
Sittlichkeit. Ich geh' jetzt ins Theater demon¬
strieren. Lassen S' die Roulecten wieder rauf,
Marie
Der junge Herr unb die junge Frau.
Der junge Herr: Wollen Sie nicht
ein bischen näher? ... Und Ihren Hut legen
Sie doch wenigstens ab!
Die junge Frau: Was fällt Ihnen
ein, Alfred? Ich werde mich schön hüten, etwas
dergleichen zu tun, solange nicht ein rechtsgül¬
tiges Urteil des Verfassungsgerichtshofes
darüber vorliegt, ob diese ganze Angelegenheit
in die Kompetenz des Bundesministeriums für
Inneres oder des Wiener Landeshauptmannes
fälltl ue une
Das füße Mähel unb der Dichter.
(Nach den Gedankenstrichen:)
Der Dichter: Das war überirdische
Seligkeit ... Ich nenne mich Biebitz. Du kennst
den Namen Biebitz nicht? Ah.— göttlich! Wirk¬
lich? Gehst du denn nie in ein Theater)
Das süße Mädel: Ich kriegen
Karien geschenkt.
Der Dichter: Ich werkt dir nächstens
eine Karte schicken, wenn das Stück nicht konfis¬
ziert wird.
Das süße Mädel: Warum soll es
denn konfisziert werden? Ist es so schweinisch?
Der Dichter: Das Stück im Grunde
nicht, aber das Publikum.
Das süße Mädel: Könnte man nicht
das Publikum konfiszieren?
Der Dichter: Davon steht leider nichts
in der kaiserlichen Verordnung vom 25. No¬
vember 1850. Ich nenne mich Biebitz ...
Die Schauspielerin und der Graf.
Graft Da unten, wissen S' Fräulein,
in
Ungarn, in die Nester, wo ich meistens in
Garnison war, ist man jetzt neuerdings viel
sittlicher. Nie werden die Vorstellungen des
Budapester Orpheums durch Demonstrationen
Entrüsteter gestört. Bitt' Sie, Fräulein,
schauen S', ich hab' mir gebacht, wenn s’ mich
nach Wien transerieren, finde ich hier den Ernst
des Lebens. Der Lulu sagt immer, ich bin ein
Philosoph. Wissen Sie, Fräulein, er meint, ich
denk zu viel nach.
Schauspielerin: Ja ... denken, das
ist das Unglück. Was denken Sie denn?
Graf: Beispielsweise, daß der Streit über
das Stück, in dem Sie da spielen, leicht beigelegt
werden könnt'. Der Bundesminister des Innern
findet alle zehn Dialoge unanständig — dabei
nteressiert sich das Publikum, was tausend
Kronen für einen Sitz zahlt, nicht im mindesten
für alle zehn Dialoge, nur für das, was in den
Kammerspielen nicht gespielt wird, für die
zehn Reihen Gebankenstrich“ ...
Na, alsdann!
Soll man halt nur die Gedankenstrich' auf¬
führen! Statt in jeder Szene einmal die Bühne
zu verfinstern, laßt man sie gleich ganz finster
und verlangt meinethalben zweittausend Kronen
für einen Sitz.
Schauspielerin: Ach lass’ du mich in
Frieden mit der Philososhie...
JUK P7 5
— 1nz. Hert regt auf dem Dinban, Tauthr
und liest den „Volkssturm“.)
Das Stubenmädchen: Bitt' schön,
junger Herr!
Der junge Herr: Ah ja, Marie, ah ja,
ich hab' geläutet, ja . . . was hab' ich nur ...
ja richtig, die Rouletten lassen S' herunter,
Marie
Das Stubenmädchen: O Gottl, aber
das hab' ich gar nicht geglaubt, daß der Herr
Alfred so schlimm sein kann.
Der junge Herr: Sie irren sich Marie,
wir jungen Leute von Wien sind nur für die
Sittlichkeit. Ich geh' jetzt ins Theater demon¬
strieren. Lassen S' die Roulecten wieder rauf,
Marie
Der junge Herr unb die junge Frau.
Der junge Herr: Wollen Sie nicht
ein bischen näher? ... Und Ihren Hut legen
Sie doch wenigstens ab!
Die junge Frau: Was fällt Ihnen
ein, Alfred? Ich werde mich schön hüten, etwas
dergleichen zu tun, solange nicht ein rechtsgül¬
tiges Urteil des Verfassungsgerichtshofes
darüber vorliegt, ob diese ganze Angelegenheit
in die Kompetenz des Bundesministeriums für
Inneres oder des Wiener Landeshauptmannes
fälltl ue une
Das füße Mähel unb der Dichter.
(Nach den Gedankenstrichen:)
Der Dichter: Das war überirdische
Seligkeit ... Ich nenne mich Biebitz. Du kennst
den Namen Biebitz nicht? Ah.— göttlich! Wirk¬
lich? Gehst du denn nie in ein Theater)
Das süße Mädel: Ich kriegen
Karien geschenkt.
Der Dichter: Ich werkt dir nächstens
eine Karte schicken, wenn das Stück nicht konfis¬
ziert wird.
Das süße Mädel: Warum soll es
denn konfisziert werden? Ist es so schweinisch?
Der Dichter: Das Stück im Grunde
nicht, aber das Publikum.
Das süße Mädel: Könnte man nicht
das Publikum konfiszieren?
Der Dichter: Davon steht leider nichts
in der kaiserlichen Verordnung vom 25. No¬
vember 1850. Ich nenne mich Biebitz ...
Die Schauspielerin und der Graf.
Graft Da unten, wissen S' Fräulein,
in
Ungarn, in die Nester, wo ich meistens in
Garnison war, ist man jetzt neuerdings viel
sittlicher. Nie werden die Vorstellungen des
Budapester Orpheums durch Demonstrationen
Entrüsteter gestört. Bitt' Sie, Fräulein,
schauen S', ich hab' mir gebacht, wenn s’ mich
nach Wien transerieren, finde ich hier den Ernst
des Lebens. Der Lulu sagt immer, ich bin ein
Philosoph. Wissen Sie, Fräulein, er meint, ich
denk zu viel nach.
Schauspielerin: Ja ... denken, das
ist das Unglück. Was denken Sie denn?
Graf: Beispielsweise, daß der Streit über
das Stück, in dem Sie da spielen, leicht beigelegt
werden könnt'. Der Bundesminister des Innern
findet alle zehn Dialoge unanständig — dabei
nteressiert sich das Publikum, was tausend
Kronen für einen Sitz zahlt, nicht im mindesten
für alle zehn Dialoge, nur für das, was in den
Kammerspielen nicht gespielt wird, für die
zehn Reihen Gebankenstrich“ ...
Na, alsdann!
Soll man halt nur die Gedankenstrich' auf¬
führen! Statt in jeder Szene einmal die Bühne
zu verfinstern, laßt man sie gleich ganz finster
und verlangt meinethalben zweittausend Kronen
für einen Sitz.
Schauspielerin: Ach lass’ du mich in
Frieden mit der Philososhie...