dem
Straße mußte die Handhabe bieten, damit man aus
inde
Gestrüpp der Kompetenzkonflikte den Weg ins Freie
dem
In einem Theater, das halb unter Wasser steht, in
gerstörte Sitzreihen klaffen, kann auch der „Reigen“, nicht
gespielt werden. Via acti, um einen beliebten altöstereichischen
Ausdruck zu gebrauchen, ist die „Reigen“=Frage vorderhand
aus der Wiener Welt geschafft worden. Aufs schmerzlichste muß
die Brutalität dieser Hetzereien beklagt werden. Aber die ganze
Angelegenheit ist so von allen Seiten verfahren worden, daß
schließlich bei dem Zusammenbruch aller Autoritäten der Mob
den Sieg errang. So leben wir, so leben wir alle Tage.
Die Frauen bei den Demonstrationen.
Frauen haben bei den heutigen Demonstrationen selbst¬
kätig und dann wieder als leidender Teil eine bedeutende
Rolle gespielt. Der polizeiliche Bericht bemerlt aus¬
drücklich, daß die Theaterstürmer, die von
Rotenturmstraße her ihren Gesinnungsgenossen im Zu¬
schauerraum zu Hilfe kamen, dem anfeuernden Kom¬
manderufe einer weiblichen Anführerin gefolgt seien.
Anderseits wissen verschiedene Augenzeugen davon zu be¬
richten, daß bei dem Sturmangriff an das Theaterpublikum
der weibliche Teil des letzteren nich. nur keine Schonung
genoß, sondern geradezu mit Vorliebe als Angriffsobjekt
benützt worden sei. In der parteimäßig betriebenen Hetze
gegen die Besucher der „Reigen“=Aufführungen sind die
Frauen, die sich unter diesen befanden, mit besonders saftigen
Kraftausdrücken bedacht worden. Bisher hat jedoch bei aller
öffentlichen Demonstrationen und sogar bei Straßenexzessen
in Wien, auch dann, wenn politische oder soziale Leidenschaft
am höchsten ging, weibliche Schwäche und Hilflosigkeit ent¬
waffnend gewirkt. Die Behauptung, daß einzelne Demon¬
stranten mit geschwungenen Stöcken und Schlagringen sich
gegen zitternde Frauen und Mädchen gewandt und sie an den
Haaren zu Boden gerissen hätten, klingt so ungeheuerlich, daß
man wohl die Hoffnung aussprechen darf, es würden sich solche
Erzählungen als eine Ausgeburt leichtbegreiflicher Angst und
der panikartigen Aufregung des ersten Augenblicks heraus¬
stellen.
Der Sturm gegen die Kammerspiele.
Die schon seit einigen Tagen gehegten Befürchtungen
wegen der Aufführungen der Schnitzlerschen Dialogszenen
„Der Reigen“ in den Kammerspielen haben sich heute ver¬
wirklicht. Während der Abendvorstellung kam es zu wüsten
Szenen, wie sich solche in einem Wiener Theater nie zuvor
abgespielt haben. Im Zuschauerraum waren Demonstranten
anwesend, die darauf warteten, bis andere Gruppen von
Gesinnungsgenossen, die verabredetermaßen von der Straße
aus in das Theater eindrangen, den Zuschauerraum erreicht
hatten. Es kam hiebei zu Kämpfen zwischen den
Demonstranten, der Wachc, dem Theater¬
personal und dem Publikum, zu argen Ver¬
wüstungen im Theatergebäude selbst, zu Zer¬
trümmerungen von Fenstern, Sesseln, Musikinstrumenten,
wie auch zu tätlichen Mißhandlungen von
vielen Theaterbesuchern, von Männern und
auch Frauen, die geschlagen und bei den Haaren
gezerrt wurden. Die Vorstellung mußte abgebrochen werden;
die Tumultszenen im Theatergebäude selbst führten eine
zu flüchten oder sich in Verstecken zu verbergen bestrebt
waren.
Der Vorhang mußte heruntergelassen werden und die
Panik vermehrte sich noch dadurch, daß sich plötzlich
ein Wasserstrahl über den Zuschauerraum
ergoß, nachdem einer der Demonstranten den nächst der
Bühne befindlichen Hydranten aufgedreht und das Mund¬
stück des Schlauches gegen den Zuschauerraum gerichtet
hatte. Nachdem die Sicherheitswache Verstärkung erhalten
hatte, konnte das Theatergebäude geräumt werden. Die
Tumultszenen auf der Straße dauerten noch eine Zeitlang
gegen den oberen Teil der Rotenturmstraße abzudrängen.
Diese zogen sodann in geschlossenem Zuge bis zum Stephans¬
platz und sangen während des Marsches deutschnationale
Lieder. Auf dem Stephansplatze forderte die Sicherheits¬
wache die Demonstranten zur Auflösung des Zuges auf.
Einer ihrer Führer, der auch schon früher die Kundgebungen
mit dem Signal einer Sirenenpfeife dirigiert hatte, hielt
hier eine kurze Ansprache, in der er ausführte, daß der Zweck
erreicht sei und daß die Teilnehmer nun nach Hause gehen
mögen, welcher Aufforderung auch Folge geleistet wurde.
Thealterwesticher Fcht
traße vorwärtsstürmten zu dem schmalen Straßenzugange,
versuchten auch, auf di
n dem sich der Eingang zu den Kammerspielen befindet. Die
Tür aber aus Sicherhe
Gruppen, die sich von beiden Seiten zusammenschlossen,
nachdem hier ein kle
mögen insgesamt etwa 600 Personen stark gewesen sein.
Schutz gefunden hatt
Vor dem Theatergebäude versahen zehn Sicherheits¬
Garderoben der Darste
wachleute den Dienst. Sie versuchten durch Bildung
einer Keite dem Ansturm standzuhalten, wurden aber
Mißhandlung
üiberrannt, und auch auf die Wachleute wurde mit
Es spielten sich
Stöcken und Knütteln, welche die Demonstranten
förmliche Jagd
mit sich führten, losgeschlagen. Die Wache versuchte dann,
den veranstalte
des
die Türen, die in den Vorraum
Frauen beschützen woll
Theaters führen, besetzt zu halten, doch auch hier
von ihnen ourch Hie
konnten sie dem Sturmlauf der ihnen an Zahl doch weit¬
Schlagringe
aus überlegenen Demonstranten nicht standhalten. Klirrend
Theaterbesucher
gingen zwei der großen Spiegelscheiben in
Boden gerissen
Trümmer.
der Panik stürzten e
Schon vorher waren drei Personen bemerkt worden, die sich
wurden hier durch F
im Theater aufgehalten, die Vorstellung aber verlassen hatten
Die Hilferufe der
und auf die Straße gegangen waren, augenscheinlich, um
und dazwischen schrillte
die Verbindung mit den auf der Straße wartenden Gruppen
Kommando gegeben wi
der Demonstranten herzustellen. In der Vorstellung selbst
Lärmen der Demo#stre
varen schon während des dritten Dialogs einzelne Mi߬
herliefen und mit ihren
billigungsrufe laut geworden. Während des vierten Dialogs
den sie trafen, losschlu
wurde im rückwärtigen Teil des Zuschauerraumes
eine
Während sich diese
die
Stinkbombe auf den Fußooden geworfen,
Autor des Stückes, Art
mit Schwefelwasserstoff gefüllt war und einen pene¬
eingefunden. Die Pani
tranten Geruch verbreitete. Ein Mann, der sich an dieser
daß plötzlich ein d
Stelle zur kritischen Zeit gebückt hatte, wurde als derjenige
über den Zuscha
bezeichnet, welcher die Stinkbombe geworfen hat. Er soll
Darstellung soll ein
in Oberoffizial B. sein, der durch Kriminalbeamte, die den
nächst der Bühne befit
Dienst versahen, in das Inspektionszimmer gebracht wurde.
Nach einer anderen Da
Gleich darauf brach der Tumult aus. Der Zuschauer hatte sich
Demonstranten gescheh
eine nervöse Unruhe bemächtigt. Die Türen des Theater¬
spricht, augenscheinlich
saales wurden geöffnet um den üblen Geruch hinausströmen
vermehren.
zu lassen. In diesem Augenblicke wurden aber auch schon die
Das Eingreif
Rufe von der Straße aus hörbar und da begannen
auch schon die im Theater als Zuschauer sitzenden Gesinnungs¬
stube in der Postgasse
genossen der Demonstranten, an ihrer Spitze jener als
von den im Theater
Nationalrat bezeichnete Theatergast, mit dem Skandale. Die
euten wie auch von
im Theater befindlichen Teilnehmer an der Kundgebung riefen
Räumung des Saal
die Worte: „Weg mit diesem Schiebergesindel!“ Heraus mit
Demonstranten, der M
dieser Schweinerei! Judenpack! und dergleichen mehr.
Signale gegeben hatt
Der Sturmangriff gegen die Theaterbesucher.
merkte, gab er seinen
Mittlerweile hatten die von der Straße
Rückzug. Auch währe
aus eingedrungenen Demonstranten
spielten sich noch imm
einen neuen Sturmlauf gegen die im
und Theaterbesuchern a
Theaterfoyer aufgestellten wenigen
die letzteren vor weitere
Wachleute unternommen. Dieses Beginnen war
Siebe
hnen geglückt, sie überrannten nochmals den schwachen
Bei der Räumung
durch die Wache an
K
hatten und im Besitze
worden sind. Die A
akademiker, ein Techt
ein Tapezierergehilfe,
Zahntechnikerlehrling.
7
Die Angehaltenen
Innere Stadt überstell
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Nationales wieder entle
Vorgehens zu verantw
Lärmszenen
Nur mit Mühe we
die Demonstranten aus
sammelten sich aber n
dem Eingange zu dem
Lärmen, die Pfuirufe
Straße. Nur schrittweis
Teilnehmer de
markt zu und dann wei
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noch einige Ma
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