II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 399

11.
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Reigen
Nr. 8
„das anständige Publikum: Jene mutigen Leute aber
die sich der Gefahr aussetzen, bestraft und eingekerkert
zu werden, weil sie zur Selbsthilfe greifen und die
sind
öffentliche Schweinerei vertreiben wollen, das
die „radaulustigen Skandalmacher", die unanständigen
„Stinkbombenidealisten“. Das ist ein treffliches Selbst¬
vorträt der jüdischen Moral. Für diese setzte sich die
Berliner Polizei ein. Da bleiben wir schon lieber
Österreicher.
Ertappter Schwindel
Vorstehend ersehen unsere Leser und von früher
her wissen sie, mit welchem Feuereifer die roten Juder
sich für die „anständigen" „Reigen"=Besucher einsetzen.
Drohte doch Seitz=Pollaksohn sogar mit dem Aufmarsch
des klassenbewußten Proletariats zum Schutz ihres
Schiebervergnügens. Aber die „Arbeiterzeitung
muß
doch, wenn sie schon so frech für ihre stammverwandten
Schieberschweine sich einsetzt, ihren Proletariern auch
ein bischen Sand in die Augen streuen
damit sie

blind werden und nix sehen, wie man sie gebraucht
für die Schi¬
darum#isele schimpfen
weh, schadet ihnen nicht, hebt unseren Kredit, nützt
unserem Geschäft, sichert uns die blinde Gefolgschaft der
garischen Trottel“. Und so setzt er sich denn hin, der
rote Schmock und schmust in der „Arbeiterzeitung
vom 4. März:
Falsch eingestiegen. „Bitte, vorgehen!“ sagte der
Schaffner. Und sie ging vor. Eine ziemlich reife Weib¬
lichkeit, dafür aber wunderschön bemalt. Diese dunkel¬
geränderten Augen! Diese tiefrot überhauchten Wan¬
gen! Der Lippenstrich! Wirklich künstlerisch! Na und
überhaupt. So oft sie sich raschelnd bewegte, verstärkte
sich in dem engen Raum der Duft, den sie abgab. Ein
Blumengarten, der einige Fahrgäste, deren Nasen auf
solche Gerüche nicht eingerichtet waren, zum Niesen
brachte. Der Pelz, der sich um den Hals der Wohl¬
riechenden schlang, war ein Wunderwerk. Was in ihren
gepuderten Ohren funkelte, davon konnte ein unbe¬
cheidener Mensch trotz der Teuerung wohl anderthalb
Jahre leben. Aber zum Kuckuck, zu all dem gehörte
doch wohl noch etwas. Nun, da war es ja. Ein Be¬
gleiter. Der richtige ideale Schieberjüngling. Tiptop,
vielleicht noch etwas darüber. Als er den Fahrpreis
erlegte — Teufel, wechselte der Schaffner nicht die
Farbe, als er in diese Brieftasche blickte? Schieberlein
wollte ein Trinkgeld geben. Der Schaffner machte aber
eine so prächtige ablehnende Handbewegung, daß der
junge Mann in eine arge Verblüffung verfiel. Er sah
seine Huldin an, er sah im Kreise herum. Aber auf all
den Lippen lag so ein merkwürdiges, kaltes, verächt¬
liches Lächeln, und ein verwunderter Fahrgast brummte
ungeniert: „Wia kummt denn nur das Duett in die
Elektrische? Die zwa müassen falsch eing'stieg'n sein!
Hm ja. Was für ein grauslicher Zufall mochte es be¬
wirkt haben, daß sich die „Herrschaften“ gezwungen
sahen, statt in ein „standesgemäßes“ Auto in die Elek¬
trische steigen zu müssen? Ein Abenteuer, ein pein¬
liches Abenteuer, eine schieberfeindliche Laune des
Schicksals. „Bitte, vorgehn!“ mahnte der Schaffner.
Die zwei Auffallenden rückten weiter. Hui, neue Duft¬
wellen! Aber da wurde ein Platz frei und die Wohl¬
iechende setzte sich. „Jegerl!“ entschlüpfte es einem
lustigen, jungen Manne, der ihr gegenüber saß, und
er stieß seinen Nachbar an. O Pech! Die Dinge lagen
in fünf Sekunden so, daß sich alle Welt anstieß. Na
es war eben zu drollig. Man sieht in der Elektrischen
ja manche, aber Strumpfbänder und rettungslos preis¬
gegebene Knieansätze sieht man wohl selten genug.
Da mußte es schon geschehen, daß Ich ein so ausge¬
wachsenes Schieberpärchen in die Staßenbahn verirrte.
Teufel, Teufel, diese Pupperltoilette da drüben war ent¬
schieden zu kurz! Die männlichen Beobachter grinsten
schnöde. Aber eine resolut junge Frau sagte nicht all¬
zuleise und scharf: „Das richtige Kladl für a Schiaber¬

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1
Der Volkssturm
Anders seine Partei. über die noch warme
Leiche ihres Führers hinweg traten die
beiden anderen Sozialdemokraten=Häupter Guesda und
Sembat in das Kriegs kabinett und betrieben eifrigst
Kriegshetze. Ihnen folgte später „Genosse“ Tho¬
mas gar als Munitionsminister. Der Mörder
Villain aber wurde unter Assistenz der Sozialdemo¬
kratenführer sorglich vor dem Urteilsspruch der Gerech¬
tigkeit bewahrt, den ganzen Krieg über auf Staats¬
kosten wohlverpflegt und nach dem Kriegsende, wie es
für einen so verdienstvollen Mann gebührte, freige¬
prochen und freigelassen. All dieses unter
tätiger Mitwirkung der französischen Sozialdemokratie.
Der rote Jude Otto Bauer aber hatte die Stirn
auf der Wiener „Internationalen Sozialistischen Kon¬
ferenz“ zu erklären (Arbeiterzeitung, 1. Marz 1921):
„Und so möchte ich speziell unseren französischen
Genossen gegenüber etwas sagen, mit vollem Freimut,
zu dem mir die französischen Genossen umsomehr das
Recht geben werden, als es niemanden auf der
Welt geben kann, der eine tiefere Dankbar¬
und
Verehrung(!!)
größere
eine
keit(!),
größere Bewunderung(!!!) für die große Partei
von Jean Jaurés hat, alsich sie habe. Man hat
hier in versteckter und offener Form an den französi¬
chen Genossen Kritik üben wollen wegen der Vergangen¬
heit. Das halte ich für ganz falsch. Ich würde es für
einen Wahnsinn halten, unsere Kooperation
mit den französischen Genossen jetzt von irgend welchen
Erörterungen darüber abhängig zu machen, ob der oder
ener im Jahre 1914 recht oder unrecht ge¬
habt hat.
Hoch sollen leben die Mörder und Mordshelfer des
großen Jaurés! Hoch die kriegerischen roten Pazifisten,
unsere Bundesgenossen! Tod und Verderben über die
schändlichen Habsburger, #ie in jedem Fall unrecht
gehabt haben müssen!
Sozialisierung!
Offener Brief an Bürgermeister Reumann
Von Wiener Pflasterermeistern geht uns die
folgende Anfrage an den Wiener Bürgermeister zu:
„Als Vorkämpfer für „Freiheit', „Recht und „So¬
zialisierung werden Sie höflichst aber dringend ersucht,
zu dem folgenden eigenartigen Sozialisierungsfall
Stellung zu nehmen. Es wurden ohne jeden Grund
zehn Pfasterermeister brotlos gemacht, indem ihnen die
Arbeiten, welche sie für die Gemeinde seit Jahren ohne
Anstand ehrlich und gewissenhaft geleistet haben, ent¬
zogen wurden. Durch die Brotlosmachung dieser
Pflasterermeister wurden zehn Straßenkomplexe frei,
velche einem einzigen frischgebackenen Pfasterermeister,
dem Parteigenossen der herrschenden Gemeinderats¬
mehrheit, Konrad Drescher, zugewiesen wurden.
So
sieht also die Sozialisierung#er züdischroten Machthaber
aus! Gewöhnlich nennt man solche Praktiken ganz
anders.
Ferner: Die Gemeinde Wien braucht Geld, Geld
und wieder Geld. Wir bitten ebenso höflich als drin¬
gend, uns bekanntgeben zu wollen, ob dieser eine
Pflasterermeister ebensoviel an Steuern bezahlt als die
zehn brotlos gemachten Pflasterermeister gezahlt haben
Ihre verjudete Partei hat stets die Christlichsozialen der
Korruption, Amterkumulierung und Lumperei beschul¬
digt. Wie aber soll man den obgenannten Fall be¬
nennen? Bringen Sie, Austerlitz und Kohnsorten nicht
den Mut auf, dieser Tat' den rechten Namen zu geben?
Über die Volksfreundlichkeit des Reumann kann
doch wohl kein Zweifel obwalten. Ist es doch selbstver¬
tändlich, daß er zunächst seinen wackeren Stützen zur
Krippe verhelfen muß. Es wäre eine dankbare Auf¬
gabe, wenn sich Leser fänden, die eine Aufstellung
machten über die ungezählten Fälle der in Staats¬
Landes= und Gemeindediensten geborgenen Partei¬
snmm
Auf zur Antisem
Einig gegen Juda!“ So
„Volkssturm" und d.=ö. Volkspar
Jahren ins Volk hineinrufen, hin
Nichtjuden, der Arier, des der
Der „Antisemitenbund“ bildet
Sammelpunkt, aller Richtungen,
tändige Volk eintreten und gen
gegen Juda zu führen. Am 11.,
findet in Wien eine vom An
rufene Tagung deutscher Antisen
garns und des Deutschen Reiches
Tagung als einen weiteren= Sch
Nichtjuden zu geschlossener Abw
Tat des deutschen Christenvolkes
Am 11. und 12. Märzsfinde
Saale der Bäckergenossenschaft,
statt und beginnen um 3 Uhr na
Tag wird die Schulfrage behand
der Einfluß der Juden auf di
chulen und Pflichtschulen. Für
Referate über Judas Weltherrse
und Politik, Frauenfrage, deutsche
erner über Judas Einfluß auf
Aussicht genommen.
Sonntag vormittag, Sitzung
hauses, I Wipplingerstraße 8, 9
über kulturelle Fragen gespr#che
und Kultur (Redner= Schriftstel
jüdische Einfluß auf Wissenschaft
Presse behandelt werden. Nach
ginnt in der Volkshalle des ?
große Versamn
zu der alle Volksstürmer sich ein
eifrigst werben mögen. Rüstet un
mit zum Gelingen der Tagung
melde sich in der Kanzlei des An
Josefstädterstr. 9 (1. Stock) oder
olschewismus — 9
Am 25. Februar wurde aus
spruch bekanntgegeben: „Die Vo
starke Verminderung der städtis
im Mittel um 30 Prozent abgen
Großstädten ist die Abnahme noch
burg zählt 705.900, Moskau 800.0
der Bolschewikenherrschaft hatte
einviertel, Moskau über zweiei
wohner. Nicht einmal bei uns
dem agrarischen Rußland, da
überfluß haben könnte.
An unsere
Zu Beginn dieses Jahres
den Preis unseres Blattes im E
höhen. Von einer Erhöhung de
bühren bei Bezug von der Ve
nahmen wir Abstand. Durch ein
Erscheinungsweise (anstatt allwö
im Monat) wurden die bedeute
Teil hereingebracht. Mit Rücksic
Kreisen immer lauter werdenden
womöglich täglichem Erscheinen
kung eine der Bewegung immer
Nun aber können mangels son
deutenden Mehrkosten durch die
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veitere Steigerung der
1
und sonstigen Materialpreise
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