II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 411

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11. Reigen
Dienstag
Wiener Allgemieine Zeitung
8. Fel
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beeinem Berbotdesgneigen

Senat
Die Polizei will eventuell weitere Aufführungen verbiefsa.
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Die Störungen, die gestern die Vorstellung
der Privatbeamte Alfred Stachel¬
age.
des „Reigen“ in den Kammerspielen getrossen
berger,
ster¬
haben, dürften, wie wir erfahren haben, erst
der Postoffiziant Bundi,
seien
der Beginn einer planmäßigen Stö¬
der Optiker Franz Hermann,
Die
rung aller Vorstellungen dieses
der Schlossergehilfe Anton
habe
Stückes sein. Die Folge davon ist, daß die
Kramer und
Man
Polizei plant, die
ein Privatbeamter.
zerk
weiteren Aufführungen des „Reigen zu verbieten,
Der Optiker Franz Hermann
gende
wenn sich die Ruhestörungen wiederh##n
äußerte sich zu einem unserer Mitarbeiter fol¬
esse
sollten.
gendermaßen:
lich¬
Ein solches Verbot der Polizei hätte natür¬
„Ich kenne das Stück nicht, ich
ber¬
lich nichts mit der literarischen Wertung des
habe keine Aufführung gesehen und habe
s wir
Stückes zu tun und wäre lediglich eine Sicher¬
auch das Buch nicht gelesen. Nur eine
ung
heitsmaßnahme, zu der die Landesregierung
Kritik habe ich gelesen. Auch die anderen
talien
Wien=Land noch das letzte Wort zu sprechen
fünf Herren, die mit mir verhaftet worden
dem
hätte. Wiederum ohne Ansehung des in Frage
sind und die gleich mir der Orel=Partei ange¬
z ein
stehenben Stückes muß doch das Bedenken ge¬
hören, kennen das Stück nicht. Aber
.
äußert werden, ob die Polizei durch ein solches
ein Kollege, der nicht mit verhaftet worden ist.
der
Verbot nicht ein gefährliches Präjudiz
hat uns erzählt, was drinnen vorgeht. In
%
schaffen würde.
unserer Zeit, wo die Moral und alles ganz
03
herunter ist, wollen wir, daß das Theater eine
Wann zum Beispiel gegen eine Burgtheater¬
m
Bilbungsstätte ist. Weil wir eine idealistische
aufführung von „König Ottokars Glück
Auffassung vom Theater haben. Und deshölb
und Ende“, die tschechischen Bewohner
onale
lassen wir den „Reigen“ nicht
Wiens oder gegen eine Aufführung von „E.n
spielen. Die gestrige Demonstration kam
Bruderzwist in Habsburg“ irgend¬
folgendermaßen zustande: Wir haben „Urania“.
welche legitimistischen Vereine demon¬
klärt,
Abend gehabt und haben beschlossen, jetzt gehen
strieren würden, müßte die Polizei folgerichnig
den Sicherheitsstandpunkt annehmen und wei¬
wir hin und demonstrieren gegen den „Reigen“.
ie die
Und so haben wir's auch getan. Die gestrige
##e Aufführungen verbieten, wobei ein solches
assen
Kundgebung war noch lange nicht die
Verbot einen höchst merkwürdigen Beigeschmack
bekäme.
Ale
letzte. Wir werden weiter demon¬
strieren, auch andere Gruppen wer¬
Ebenso könnte es irgenheinem mißgünstigen
den die Aufführung des Stückes
Theaterdirektor einfallen, die Vorstellung eines
stören. Soviel ich weiß, wird auch die
Kollegen, bessen Theater besser geht, durch
„Reichsspost“ etwas veranstalten — wir
irgendwelche gedungenen Leute solange stören
haben mit der „Reichspost“ nichts zu tun,
zu lassen, bis die Polizei aus Sicherheits¬
wir haben selbständig gearbeitet — und
ründen weitere Vorstellungen verbietet.
ich hab' auch gehört, daß eine Massenver¬

Die sechs Verhafteten
sammlung und eine Massenkund¬
ren durchwegs der deutschen Dolks¬
gebung gegen den „Neigen“ geplant ist.
i (Orel=Partei) an. Es sind dies:
Was sie in München durchgesetzt
Privatbeamte Rudolf Stachel¬
haben, werden wir in Wien auch
treffen.“
##an wird eine abermalige Kon=Oberbefehl. alla #unhü#u#taneen
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