II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 412

11. Reigen
box 17/6
Serdol
Das Regierungs
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des „Reigen
Konfliktzwischen Regierung und Rathaus. — Slurm¬
Abgeordneter Sever
szenen im Parlament.
mißhandelt. — Der „Reigen“ wird weiter gespielt.
Die Zensurbehörde gegen das Verbot.
der Kammerspiele ein Verbot der „Reigen“=
Die Regierung hat nun das Verbot
Vorstellungen zustellt.
weiterer Aufführungen von Schnitzlers
„Reigen“ erlässem Christlichsoziale und
„Wir spielen den „Reigen“
Sozialdemokrate## #schen bereits seit einigen
weiter.“
Tagen aus Verbüß oder Zulassung des
„Reigen“ din Polktikum, und schließlich hat
Der Standnunkt Direktor
die Reg'erung über die Tatsache der
Bernaus.
ordnungsgemäß zeusurierten
Direktor Bernau äußert sich über
Borstellung hinweg das Verbet des
die Situation wie folgt: Mir ist bisher
„Reigen“ verfügt. Wir wollen hier nicht dar¬
kein Verbot der Aufführungen
nach fragen, ob der Oeffentlichkeit ein Kunst¬
des „Reigen“ zugegangen, und i.)
werk verloren geht, wenn der „Reigen“ nicht
glaube, daß ein solches Verbot auch nicht
mehr gespielt wird, es handelt sich an erster
eintreffen kann. Die Wiener Bühnen
Stelle auch nicht um Wert oder Unwert des
unterstehen der Landesregierung, und diese
Schnitzlerschen Werkes. Dieses Verbot und
Behörde hat die Vorstellung des „Reigen“
seine Vorgeschichte sind nur für die innere
gestattet. Landeshauptmann Reumann hat
Struktur dieses Staatswesens bezeichnend, in
öffentlich erklärt, daß er das Stück frei¬
dem eine Behörde nicht weiß, was de andere
gebe, nud ich glaube nicht, daß Reumann
tut, Kompetenzen nicht kompetent sind. Die
der Mann ist, irgendwelchen Pres¬
ganze Affäre befindet sich heute bereits in
sionen nachzugeben. Ich war wegen
einem Stadium, da man füglich von einem
der Gerüchte gestern beim Polizeipräsidenten
Verfassungskonflikt sprechen kann.
Schober, der mir erklärte: „Das Stück
Der Landeshauptmann von Wien hat näm¬
ist freigegeben. Ichwar dagegen.
lich den Erlaß des Bundesministeriums für
Jetzt schütze ich das Stück.“ Dies
Inneres nicht zur Kenntnis genommen. Von
die Meinung der Polizei. Ich glaube, daß
dem großen Ernst der augenblicklichen
das Verbot des „Reigen ein Ding der Un¬
Situation zeugen die Sturmszenen.
möglichkeit ist. Für die heutige Abendvor¬
die sich heute im Nationalratab¬
siellung wurden alle Maßnahmen ge¬
spielten.
troffen, die den ruhigen Verlauf der Auf¬
führung gewährleisten.“
Der Bürgermeister nimmt den
Arthur Schnitzler war heute vor¬
Erlaß nicht zur Kenntnis.
mittags im Deutschen Volks¬
Im Ruthause ist heute nachmittags ein
theater, um sich nach dem Stand der An¬
Erlaß des Bundesministeriums
gelegenheit zu erkundigen. Man versichert:
für Inneres eingelaufen, in dem milge¬
ihm, daß die weiteren Vorstellungen des
tellt wird, daß auf Grund des § 5 der
„Reigen“, keine Unterbrechung
Theaterordnung vom Jahre 1850
serfahren.
die weiteren Aufführungen des
Der
„Reigen“ verboten sind.
Bürgermeister hat auf diesen Erlaß sofort
leantwortet und in seiner Entgegnung
darauf hingswiesen, daß dieser Erlaß den Be¬
stimmungen der zierten Verordnung und der
einschläzigen gesotzlichen Bestimmungen nicht
entspricht und daher von ihm nicht
zur Konntuisgenommen werden
lann.
Bird „Reigen“ heute abeyds
gespielt?
#s ## hichstwahrscheinlich, daß trotz des
Des####s der Kegierung heute abends eine
Aufführung des „Reigen“ stallfindet. Denn
dns Berbot ist bisher noch nicht zur
rssiziellen Kenntnis der Direk¬
lion des Deutschen Volkstheaters
gelangt. Die Theater Wiens unterstehen
der Landesregierung und das Verbot einer
Theatervorstellung kann gesetzmäßig nur
durch die Instanz des Landes¬
Shauptmannes, also des Bürgermeisters