II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 418

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11. Reigen
Nr. 12835
11 Febraai 1921
Freitag
Wiener Allgemeine Zeitung
gen ein¬
Bundesministeriums für
Reigen
Innerrs gesetzwibrig.
man die
Kompetent ist lediglich das
ustlerisch
Bürgermeisteramt als Landes¬

de
Beuleter
östellen,
behörde für Wien.
zahl¬
werben
deus ?),
mütern
e.
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Josef¬
dabtrch
Die Meuterer marschieren auf Petersburg.
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Paris, II. Februar. (Funkspruch.) Ueber Kopenhagen
werden aus Kronstadt gewaltige Meutereien der
russischen Ostseeflotte gemeldet. Die Meuterer
r An¬
marschieren angeblich auf Petersburg.
Kenne
teht dem
Theaterstückes srstzustellen. Das, worum es
als politische Landesbehörde hat jedoch
e hem
ich handle, sei
dessenungeachtet nach Anhörung des Zensur¬
scheidung
der eklatante Verfassungsbruch
beirates mit dem Bescheide vom 12. Jänner
370 zu,
und es entspreche ganz der alten Tastik der
dieses Jahres die Aufführung zugelossen.
endem
Christlichsozialen, einen kleinen Anlaß
(Zwischenruse.)
zu
idurg
inden, um ein Präjudiz zu schaffen, dat
Die Aufführung des Stückes gab als¬
ange¬
Jann für die ganze Entschließung maß
bald zu lebhaften Erörterungen in der
a,
Abei
gebeud sei. Dies liege auch jetzt vor.
Oeffentlichkeit Anlaß. (Abg. Pick: In
er sichere der Majorität zu, daß jeder Ver
der „Reichspost!“ Zwischenruse bei den
such, das Land Wien zu vergewaltigen, au
Sozialdemokraten. Gegenruse bei den Christ¬
den härtesten Widerstand de
sczialen. Lärm.) Hiebei sprach uch die weit
Soziallde iokräten stoßen werde
überwiegende Mehrzahl der öffentlichen
Sollte man es mit Gewalt verfuchen, dan
Stimmen
würde den Christlichsozialen auch Ge
Abg. Seitz: Wo haben Sie das ge¬
walt entgegengesetzt werden
zählt, weisen Sie uns das nach! (Lärm.)
(Die Sitzung dauert fort.)
Bundesminister Doktor
Glanz:
... dahin aus, daß die Aufführung ihrem
Heute abends große Demon
gesamten Eindruck nach
eine arge Verletzung der öffent¬
strationen?
lichen Sittlichkeit
Wie verlautet, wird es heute abend
bebeute. Kundgebungen aus der Bevölkerung
zu größeren Demonstratione
und zahlreiche Artikel der Presse verschiedener
bei den „Kammerspielen“ kommen, falls die
Richtung — ich betone das noch einmal
„Reigen“=Vorstellung stattfindet. Die klein
ließen erkennen, daß diese Vorführungen mit
Gasse, in der sich der Eingang zu der
demsittlichen Empfindenweiter
Kammerspielen“ befindet, wird durch
Kreise der Wiener Bevölkerung
Polizei abgesperrt werden und nur Inhaber
in scharfem Gegensatzstehen. (Leb¬
von Billetten dürsen passieren.
hafter Beifall und Händellatschen bei den
Ahristlichsozialen. — Stürmische Gegenrufe
bei den Sozialdemokraten.)
Ein juristisches Gutachten.
Es war nun mene Absicht, vorerst dem
zur Beurteilung des Falles zunächst be¬
Die juristische Seite des „Reigen“.
rufenen Herrn Bürgermeister von
Verbotes stellt sich auf Grund der bestehen¬
Wien Gelegenheit zu geben, zu dieser neuen,
den gesetzlichen Bestimmungen folgender¬
durch den Eindruck der Aufführung gegebenen
maßen dar:
Sachlate Stellung zu nehmen. Ich wandte
be¬
Alle die Theaterzensur
mich daher in einem Schreiben an den Herrn
im
trefsenden Angelegenheiten wurden
Bürgermeiesir, nicht etwa um de Verant¬
Gegensatz zu jenen, welche die Presse be¬
wortung auf ihn abzuwälzen, sondern, weil
treffen, durch den Beschluß der National¬
ich es für ein Gebot der amtlichen Couktoisie
versammlung vom 30. Oktober 1918 nich:
hielt, zunächst ihm selbst eine abänvernde Ver¬
tangiert. Für die Theater¬
fügung in eigenen Wirkungskreise zu er¬
zensur gelten daher die alten
#
möglichen. Der Herr rgermeister teille
Gesetzesbestimmungen.
wir jedoch hierauf mit, er nicht in der
Diese lauten auszugsweise:
Lage sei, von seiner erste. tscheidung abzu¬
Jede Theateraufführung bedarf der
ehen.
Genehmigung des Statthalters.
ne Ausführun¬
Der Maister schl.
Seine Genehmigung gilt nur für jenes
glaube, daß
gen mit dem Satz: „
Unternehmen, welches darum angesucht hat.
mein Erlaß die einung aller
Die erteilte Bewilligung
anständigen Leu s verkörpert.“
kann aus besonderen Gründen
der öffentlichen Ordnung jeder¬
der Siurm bricht 1os.