II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 421

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11. Reigen
Außerhalb Wiens:
K 1·10
Bezugspreis:
monatlich K 30“
90•—
vierteljährig
halbjährig K 180•—
ganzjährig. K 360•—
Nationalstaaten:

*
in Kronen der Landeswährinig.
Deutschland . Onk. 15•—
Latein. Wührung Frcs. 15•—
monatlich.
Wo es Stürkere gibt, immer auf Seite der Schwücheren.“
7. Jahrgang.
Wien, Freitag, 11. Jebruar 1921.
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*
fassungsbruch durch Verbot eines Theaterstücks.
Es bleibt abzuwarten, ob das Bundesministerium für I sozialen Partei. Man könne heute in der Republik Österreich
Inneres die Haltung der Landesregierung unbeachtet lassen nicht mehr so regieren wie früher. Es gehe nicht, daß hier
weiteren Auf¬
und aus eigener Macht der Polizeidirektion den Auftrag zur
eine Regierung von Angestellten und Söld¬
es „Reigen“.
Einstellung der weiteren „Reigen“=Aufführungen geben
lingen
werde.
die Geschäfte führe.
Lespondenz berichtet:
Seitz wird natürlich von den Christlichsozialen und den
Regierung wurde die weitere
Großdeutschen, unter denen sich besonders Herr Schürff her¬
ickes „Reigen“ untersagt.
Stürmische Auftritte im
vortut, unterbrochen, doch weiß er sich Gehör zu verschaffen.
mitgeteilt:
Er wendet sich nun an den Minister Glanz, der bleich
der Aufführung des „Reigen“
lrat.
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und zitternd, in sich zusammengesunken auf der Ministerbank
als politische Landesbehörde hat
Nach Erledigung der Tagesordnung der heutigen Sitzung
sitzt, und erklärt, daß es jo habe kommen müssen, wenn man
den Bürgermeister von Wien
des Nationalrates wird eine deingliche Aufrage der Abgeord¬
einen jungen, wenn auch strebsamen Mann, der lange Zeit in
aufmerksam gemacht, die der
neten Leuthner und Genossen, betreffend das Verbot der
den Präsidialbureaus gesessen sei, auf einen solchen Posten setzt.
perkes entgegenstehen. Der Ma¬
Seit erwidert auf die Schlußworte des Dr. Glanz, daß
Aufführung des „Reigen“ verhandelt.
Anhörung des Zensurbeirates
Leuthner erklärt, er wolle sich mit der künstlerischen
er seine Handlungsweise dem Urteil der anständigen Leute
der l. J. die Aufführungsbewilli¬
Seite gar nicht befassen, sondern sich nur auf die rechtliche
überlasse und rügt diese Worte als grobe Unge¬
Seite der Angelegenheit beschränken. Die Verfügung stelle eine
hörigkeit. Dr. Glanz gibt natürlich durch verschiedene
#ufführungen des Stückes gaben
schwère Kompetenzüberichreitung der Regierung dar, einen
Zeichen und Handbewegunge; zu verstehen, daß er die Be¬
in der Offentlichkeit Anlaß.
Bruch der Verfassung, welche die Christlichsozialen sich selbst
merkung nicht so gemeint habe, macht also einen Abschwächungs¬
us überwiegende Mehrzahl der
gegeben haben und dies unternehme dieselbe Regierung, welche
versuch, aber Seitz wiederholt Herrn Dr. Glanz die Worte und
aus, daß die Aufführung
an der Machtsphäre der Landeshauptleute nicht zu rühren wage.
sagt dann:
findrucke eine arge Ver¬
Redner richtet dann schwere Angriffe gegen den Minister des
„Der größte Teil der Ausführungen des Herrn Glanz sei
Lit bedeute. (?!) Kundgebungen
Innern Glanz.
mit seinen ästhetischen Ansichten erfüllt. Diese Ansichten inter¬
ahlreiche Artikel der Presse ver¬
Dieser ergreift hierauf das Wort und verliest eine Er¬
essieren uns, sagt Seitz, gar nicht.“
Erkennen, daß diese Vorführung
klärung, die sich im Wesen mit der Begründung der Verfügung
Seitz betont, daß der Landeshauptmann sich bei seiner
ben weiter Kreise der Wiener
des Verbotes deckt. Er wird wiederholt von Zwischenrufen der
Erlaubnis, den „Reigen“ aufzuführen, auf einen Beschluß des
egensatze steht.
Sozialdemokraten und Gegenrufen der Christlichsozialen unter¬
Zensurbeirates, der die Aufführungen genehmigt habe,
für Inneres und Unterricht
brochen.
gestützt habe. Et wolle absolut nicht sogen, wie er über diese
ähst zur Beurteilung des Fasses
Abg. Seitz macht gleichfalls wiederholte Zwischenrufe.
Aufführungen denke. Zwischenrufe bei den Christlichsozialn:
n Wien die Einladung, zu der
Abg. Dr. Mataja ruft: „Der Präsident als Krawall¬
„Das wäre aber interessont.“
führungen gegebenen Sachlage
macher“.
Seitz erwidert, wenn einer von den Herren privat seine
Bürgermeister erklärte jedoch,
Laute Gegenrufe der Sozialdemokraten und ununter¬
Meinung haben wolle, so werde er sie ihm im Kaffeehaus oder
sei, seine erste Entscheidung
brochener Lärm.
sonst wie mitteilen. Hier sei diese aber durchaus unangebracht.
Minister Glanz (unn sich in dem Larm nur schwer
Die Arbeiter und die Schichten, die die Sozialdemokraten
öffentlichen Sittlichkeit sah sich
verständlich machen.
vertreten, seien in ihrer Sittlichkeit durch die „Reigen"=Auf¬
veranlaßt, die weiteren Auf¬
Der Minister schließt mit der Erklärung, daß er die Beur¬
führungen durchaus nicht betroffen, schon deshalb
u untersagen. Sie glaubt sich
teilung seines Wirkens ruhig allen anständigen Menschen über¬
nicht, weil sie infolge der unerhört hohen
Meinung, abgesehen von einem
lassen könne.