II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 441

das Mrrie ee enen
Sprechen Sie doch über die Vrassungsftage, Jore Un¬
Verletzung nicht nur des parlamentarischen Anstandes, sondern
sichten über das Stück interessieren uns nicht.“ Minister
aller Sitten, die ein Minister gegenüber einer Partei des Hauses

Glanz: „Wenn man Argume iie belämpfen will, mi
zu beobachten hat.
sie doch anhören.“ Der Minister sprach weiter über die Ten¬
Präsident Dinghofer erteilte Seitz wegen seiner Aeuße¬
denzen des Stückes „Reigen“ und führte aus, daß in i.
rungen gegen Minister Glanz den Ordnungsruf. Von
Stücke Vorgänge auf die Bühne gebracht werden, die auch bei
sozialdemokratischer Seite ertönen stürmische Rufe: „Warum
den kulturell tiefstehenden Völkern gewöhnlich mit einer ge¬
rufen Sie den Glanz nicht zur Ordnung? Er hat die ganze
wissen Diskretion behandelt werden.“ bg. Witternig:
Partei beleidigt. Er muß zur Ordnung gerufen werden.“
Nicht mogeln. Das ist eine Rezension für die „Wiener
Stimmen“. Abgeordneter Zeienka: „Reden Sie über den
Tie antliche Mitteilung über das Verbot.
Verfassungsbruch.“
Die „Staatskorrespondenz“ schreibt: Durch eine Ver¬
Das drohende Handge enge.
fügung der Regierung wurde die weitere Auf¬
Am Schlusse seiner Ausführungen bemerkte der Minister,
führung des Buhneuwerkes „Reigen“
daß er getrost die Beurteilung seines Vorgehens allen anständigen
untersagt.
Leuten überlasse. Diese Worte entfesselten einen neuerlichen
Hiezu wird amtlich mitgeteilt:
Sturm bei den Sozialdemokraten. Die Abgeord¬
Bereits vor Zulassung der Aufführung des „Reigen“
neten Zelenka und Witternig drängen zur Minister¬
durch den Magistrat Wien als politiche Landesbehörde
bank und hauen mit den Fäusten auf den Tisch
at der Polizeipräsident den Bürgermeister von Wien auf
des Dr. Glanz auf. Andere Abgeordnete eilen ebenfalls,
heftig gestikulierend, auf den Platz Dr. Glanz' zu und rufen
die schweren Bedenken aufmerksam gemacht, die der Auf¬
sturmisch: „Hinaus mit ihm,das ist eine Beleidigung, das
führung dieses Bühnenwertes entgegenstehen. Der
lassen wir uns nicht gefallen!“ Man hat den Eindruck, als ob die
des
Magistrat erteilte jedoch nach Anhörung
sozialdemokratischen Abgeordneten Dr. Glanz mit Gewalt
Zensurbeirates mit Bescheid vom 12. Januar 1921
von seinem Platz wegdrängen wollen, namentlich die
die Aufführungsbewilligung.
Abgeordneten Zelenka und Witternig zeigen sich sehr erregt.
Die nun erfolgten Aufführungen des Stückes gaben
In diesem Augenblick versuchen die christlichsozialen, die auf
zu lebhaften Erörterungen in der O ffentlichkeit Anla߬
der anderen Seite des Saales standen, vorzudringen, um Dr. Glanz
Hiebei sprach sich die weitaus überwiegende Mehrzahl der
vor tätlichen Angriffen zu schützen. Es kam in der Mitte des
Saales zwischen Christlichsozialen und So ialdemokraten
zu
öffentlichen Stimmen dahin aus, daß die Aufführung nach
einem Zusammenstoß, indem die Parteien gegeneinander
hrem Gesamteindrucke eine arge Verletzung der Sittlich¬
drängten, wobei die Sozialdemokraten ununterbrochen gegen den
keit bedeute. Kundgedungen aus der Bevölkerung und
Minister Glanz riefen: „Hinaus mit ihm!“
zahlreiche Artikel der Presse verschiedener Richtung ließen
Plötzlich sah man in dem Drängen, wie die Faust
erlennen, daß diese Vorführung mit dem
des Abgeordneten Pischitz den Kopf des
sittlichen Empfinden weiter Kreise
nicht absichtlich, um
Abgeordneten Sever traf,
der Wiener Bevölkerung in scharfem
ihn zu schlagen, sondern in dem allgemeinen Hii= und Hei¬
Gegensatze steht.
stoßen. Sever und einige um ihn steyende Freunde, die an
Der Bundesminister für Inneres und
den absichtlichen Schlag glaubten drängten
Unterricht richtete daher an den zunächst zur Beurteilung des
nunmehr gegen Pischitz los. In diesem Augenblick gelani es
Falles berufenen Bürgermeister von Wien die Ein¬
den Ordnern, namentlich den Abgeordneten Forstner, Doktor
Waiß und Dr. Dinghofer, sowie den Abgeordneten Fink,
sich
ladung, zu der durch die öffentlichen Aufführungen ge¬
zwischen die Streitenden zu drängen und die Gruppen zu
gebenen Sachlage Stellung zu nehmen. Der
tremken. Noch immer dauern aber die Unruhen im
Bürgermeister erklärte jedoch, daß er nicht in der
Saale an.
Lage sei, seine erste Entscheidung abzu¬
ändern.
ehrt hat. Er war als Gelehrter, als Lehrer und als Mensch
Aus Rücksichten der öffentlichen Sittlichkeit sah sich
eine von den prachtvollen, in sich geschlossenen Persönlichkeiten,
nun die Bundesregierung veranlaßt, die weiteren Auf¬
die in unserer Zeit so selten geworden sind.
führungen des „Reigen“ zu untersagen. Sie glaubt sich hiebei
[Aerztezentrale.] Mit Rücksicht auf die derzeitigen
mit der öffentlichen Meinung, abgesehen von einem kleinen,
mehrfachen Telephonstörungen bei Aerzten wird darau erinuert.
für das Wiener Volksempfinden wohl nicht maßgebenden
daß die Aerttezentrale (Telephone Nr. 5415, 5416) Meldungen
Zuhörerkreise, in voller Uebereinstimmung zu befinden.
an Aerzte übernimmt und weiterleitet.
[Atomenergie als Kohlenersatz.] Das neueste Heft
Mitteilungen der Landesregierung.
der bekannten Zeitschrift „Die Bildung" (Verlag. 18. Bezirk,
Heute vormittag hat Bürgermeister Reumann als
Gentz asse 136) bringt über Atomkraft als Kohlenersatz
Landeshauptmann einen Erlaß des Ministers des Innern
eine Abhandlung von Professor Lehnert. In dem inhaltreichen Hefte
ist noch zu lesen: Das Lebensgesetz der Tiere im
erhalten, in dem mitgeteilt wird, daß auf Grund des § 5
Winterstarrschlaf von Dr. Neulander, Trichinen und
der Theaterordnung vom Jahre 1850 die weiteren Auf¬
Finnen von Dr. Lang, Indianer germanischer
führungen von Schnitzlers „Reigen“ in den Katumerspielen
Herkunft von Dr. Bergauer, Die Religionskämpfe in
des Deutschen Volkstheaters vom heutigen Tage an ver¬
Ostasien von Dr. Losche sowie die neuesten Berichte über das
Wissen und Schaffen der Gegenwart. Bezugspreis 20 K. viertel¬
boten werden.
jährig. Einzelhefte in Buchhandlungen.
Der Bürgermeister hat in seiner Antwort darauf ver¬
[Simultanvorstellung
bes
Schachmeisters
wiesen, daß dieser Erlaß den Bestimmungen der
Spielmann.] Rudolf Spielmann ist aus Cchweden zurück¬
bezogenen Verordnung und der einschlägigen gesetzlichen
gekehrt und gedenkt einige Wochen wieder in Wien zu verbringen.
Die Freunde und Verehrer des Meisters werden Gelegenheit haben.
Bestimmungen nicht entspreche und daher nicht von ihm
sich seiner Kunst bei einer Simulianvorstellung zu erfreuen. Spiel¬
zur Kenntnis genommen werden könne.
mann wird Samstug den 12. d. im Schachklub „Schlechter“, Café
Nach der Anschauung der Bundesregierung wäre der
Casa Piecola, 6. Bezirk, Mariahil erstraße 1, gleichzeitig mit einer
beliebigen Anzahl von Gegnern je eine Schachpartie spielen. Gäste
Bürgermeister als erste Instanz verpflichtet, dieses Verbot
willkommen. Beginn 4 Uhr.
in seiner Eigenschaft als Leiter der Landesregierung nun¬
[Auffindung eines vermißten Knaben.] Die
mehr der Theaterdirektion zu intimieren.
Agudas Jisroel=Jugendgruppe Bratislawa (Preßburg teilt uns mit.
Aus der Erklärung des Bürgermeisters geht jedoch
daß der in Wien vermißte 15jährige Marlus Reich aus Kolbu¬
hervor, daß er den in dem Erlaß enthaltenen Auftrag
szowa sich bei ihr gemeldet hat, dort unterstützt wurde und sich in
Obhnt der genannten Gruppe befindet.
nicht Folge zu leisten gedenkt.
[Schwarz=weiße Redoute.] Morgen Samslag
Der § 5 der Theaterordnung.
findet im Kursaion die diedoute des Kritzendorfer Sportrlubs,
Die Thealerordnung vom 25. November 1850 fußt
die im Vorjahr zu den vornehmsten Faschingsveranstaltungen
auf einer Veroronung des damaligen Ministeriums des
zählte und für die sich das lebhafteste Interesse tundgibt, statl.
Innern. Der § 5 besagt einfach: „Die erteilte Auf¬
Eintrittskarten zu 200 K. sind in den Theaterkattenbur##ug
führungsbewilligung kann aus Beweg¬
Kehlendorser, Gusti Schmidt und Förstl, ferner bei „Olso“,
gründen der öffentlichen Ordnung jeder¬
1. Bezirk, Opernring 6 und Bellarlastraße 12, erhältlich.
Herren erscheinen im Frack, Damen in Balltoilette oder Domino
zeit zurückgenommen werden.“ Ein Ausspruch
mit Maske. 63.300
## darüber, wer zur Zurücknahme der Aufführungs¬
4
mür Vorgälnige auf der S
gebend werden für ein ak
Aeußerungen
Direktor Bernau.
arbeiter gegenüber:
Ich habe bisher kein
von Artur Schnitzlers „Re
nicht um die Nachrich
hinter den politischen
maßgebenden Behörde,
Aufführung freigegebenes
einer Generalprobe geprüf
Mittel schützen wird. Mein
Schnitzlerschen Werkes sind
auf eine ausführ che ku
kann ich mich jetzt nicht ei
wertvolles Kunstwerk. Ma
ich das Werk einzig aus
bringe. Ich kann beweisen,
in denen Cochonerien ent
aber auch wirkungsvoll¬
weise. Erst kürlich habe
ausgezeichneten Qualitäten
gierung enthält, nicht zur A
wird weiter zur Aufführu
versichtlich von der Behört
2
V.
F
n
k#
K
zu
1
er
di
n
56
se
v.
ft
n
st
st
ir
kr
3
E
m
R
in